Endlich wieder Bundesliga! Dieser Gedanke, begleitet von einem wohlig warmen Gefühl, erfüllte mich am Freitag, als die kurze, gefühlt aber unendlich lange Winterpause endlich ihr Ende nahm und der letzte Hinrundenspieltag auf dem Programm stand.
Den Auftakt machte, bei Temperaturen deutlich unter 0, standesgemäß der Rekordmeister mit seinem Gastspiel bei den Aufsteigern aus Freiburg.
Auf dem Papier eine klare Angelegenheit, aber auf dem Rasen keineswegs. Maßgeblichen Anteil hatte dabei Mats Hummels, dem schon nach vier Minuten sein fast obligatorischer Schnitzer unterlief, als ein Klärungsversuch misslang und Haberer sich mit der Führung für die Gastgeber bedankte. Wirklich Bock schienen die Münchener aber auch danach das ganze Spiel über nicht zu haben, während die Freiburger alles in die Waagschale warfen, was sie hatten. Für den Sieg sollte dies aber nicht reichen, denn scheinbar wiegt ein Lewandowski mehr als alles, was der Sportclub hat. Erst glich der Pole in der 35. Minute aus bevor er in der 91. Minute den Zirkus in den Breisgau holte: Flanke von Ribery, Annahme per Brust im Strafraum, den Ball nochmal frech mit dem Fuß hochgehalten um ihn im Anschluss flach im langen Eck zu versenken – ein weltklasse Tor sagen die einen, ich sage aber eine weltklasse Verarbeitung mit einem kullernden Abschluss, auf den selbst Klassenklumpfuß Sören aus der 7c des Gutenberg Gymnasiums Bergheim stolz gewesen wäre. Nichtsdestotrotz ein Sieg für den FC Bayern – was auch sonst.
Die heiß ersehnte Samstagskonferenz konnte dann zunächst den hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Statt Euphorie und Toren am Fließband drohte viel mehr das Wachkoma und das Ersticken an salzigen Knabbereien. Wenn mehr Platzverweise (zwei) ausgesprochen werden als Tore (eins) fallen, spricht dies wohl nur bedingt für Unterhaltung. Einzig in Bremen ging es verhältnismäßig rund, denn dort gab es ganze 66% der Highlights der ersten 45 Minuten zu bestaunen. Den Anfang machte dabei Serge Gnabry, der schon nach fünf Minuten mit einem feinen Pass in die Schnittstelle den startenden Schürrle fand, welcher das Zeitlupen-Double von Jaroslav Drobny im Bremer Tor problemlos umkurvte und zur Führung einnetzte. Moment Mal, Gnabry auf Schürrle? Richtig, der Bremer Silverboy legte wunderbar zum Gegentreffer auf. Er fand das ganze augenscheinlich so zum Kotzen, dass er kurz darauf mit Übelkeit den Platz schon wieder verließ. Senior Drobny machte sich scheinbar Sorgen um den Knaben, denn noch vor der Pause gesellte er sich zu ihm in die Kabine. Was war passiert? Teilzeitprofi und Rennfahrer Reus brach durch wie Eisflächen auf Stadtgewässern und rannte auf das Bremer Tor zu. Kurzentschlossen bewegte sich Keeper Drobny in einem Tempo aus seinem Strafraum heraus, in dem andere mit Krücken spazieren gehen, und erlegte den flinken Dortmunder per lässigem Tritt gegen den Oberschenkel.
Für den rüstigen Jaroslav gabs zurecht die rote Karte, für Opfer-Reus dafür in den nächsten Wochen noch ein schönes Andenken an diese Begegnung. Am Ende reichte es zusätzlich noch zu drei Punkten, denn obwohl Bartels mit einem Turbo-Solo kurz nach der Pause ausgleichen konnte, bewies Wiedwald in der 71. Minute, wieso er nur die Nummer zwei hinter Drobny ist, als er gegen Piszcek zu zaghaft rauskam und so keine Chance mehr hatte.
Gleiches galt auch für den Hamburger Albin Ekdal, als dieser dem Neu-Wolf Ntep bereits Gelb vorbelastet von hinten in die Beine sprang und sich anschließend zum Duschen verabschiedete. Beim HSV scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass man rote Karten nicht sammelt wie Paninibildchen. Und auch sonst scheint man in Hamburg Stillstand lieber zu mögen als Fortschritt, denn durch ein spätes Gegentor von Mario Gomez ließ man die Punkte großzügig in Wolfsburg um auf dem beliebten Relegationsplatz 16 die Hinrunde zu beenden.
Hinter dem HSV befinden nur noch zwei Teams, die dieses Wochenende in etwa so wenig mit Fußball zu tun hatten wie die AfD mit seriöser Politik: der FC Ingolstadt und der SV Darmstadt 98. Während der FCI in einem einschläfernden Spiel auf Schalke in der Nachspielzeit von Neuzugang Burgstaller (Quelle Titelbild: Kicker.de) besiegt wurde, ergurkten sich die Lilien ein torloses Remis gegen zahnlose Fohlen, die auswärts weiterhin ähnlich viel Gefahr versprühen wie ein Säugling mit dem Stoffpferd im Kinderwagen. Darmstadt klammert sich derweil auch mit Rookie-Coach Frings an die rote Laterne. Wenn man so weiter spielt, wird es aber schneller runter gehen als das dicke Kind auf der Wippe.
Da werfen wir doch lieber einen Blick nach oben, wo es der TSG Hoffenheim durch einen ungefährdeten 2:0 Erfolg in Augsburg gelang, die Hinrunde als einziges Team ungeschlagen zu beenden. Chapeau Herr Nagelsmann, aus dem tiefsten Abstiegssumpf in Richtung Champions League binnen eines Jahres. Solche Karrieren legen sonst nur „Stars“ wie Mark Medlock oder Menowin Fröhlich hin, bevor sie dann endgültig in der Versenkung verschwinden. Bleibt abzuwarten, ob die Kraichgauer da nachhaltiger agieren.
Noch einen Platz weiter oben hat es sich mit RB Leipzig der beste Aufsteiger aller Zeiten gemütlich gemacht. Diesen Rang festigte man zum Abschluss mit einem deutlichen 3:0 gegen sonst so stabile Frankfurter, die sich aber in Person von Keeper Hradecky bereits in der dritten Minute selbst schwächten. Der lässige Finne wollte einen langen Ball außerhalb seines Strafraums abfangen, ging aber beim herauslaufen so cool zu werke, dass er ausrutschte und dann nur noch Richtung Ball stolpern konnte wie David Hasselhoff wenn er mal wieder einen „normalen“ Abend verlebte. Bis dahin nur lustig anzusehen, wurde es dann bitter, als der Keeper den Ball in die Hand nahm und anschließend zurecht des Feldes verwiesen wurde.
Der folgende Freistoß führte dann trotzdem auf Umwegen zum 1:0, sodass Leipzig in der Folge befreit aufspielen konnte. Die Frankfurter hielten zwar noch stark mit, bekamen dann aber durch einen Pirouetten-Kopfball von Werner kurz vor der Pause den endgültigen Nackenschlag in Form des 2:0. Dass der Schlusspunkt ausgerechnet ein Eigentor von Vallejo wurde, brandmarkte den Abend dann vollends als gebraucht für die Eintracht während die Bullen mit 39 Punkten schon nach der Hinrunde den Klassenerhalt sicher haben.
Am Sonntagnachmittag wollte Bayer Leverkusen gegen bisher starke Berliner die selbst ausgerufene Aufholjagd Richtung internationales Geschäft beginnen. Und man höre und staune: Dies gelang. Und nicht nur das, denn Leverkusen schaffte sogar mal einen Elfmeter zu verwandeln, wenn dieser auch mehr als diskussionswürdig war. Sultan Hakan blieb aber ausnahmsweise mal cool wie ein Calippo Cola und verdoppelte die Ausbeute der Werkself nach Topraks Führung auf 2:0. Zwar gelang Stocker noch vor der Pause der Anschluss, aber Spider-Leno im Tor mit einer mirakulösen Parade gegen Ibisevic und ein artistischer Calhanoglu auf der Gegenseite machten alles klar.
Zum Abschluss der Hinrunde kam es schließlich zum Karnevalsgipfel zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Köln. Viel mehr gibt es zu diesem Spiel aber auch nicht zu sagen, denn der Unterhaltungswert am Sonntagabend war in etwa so hoch wie der einer Dokumentation über das Ernten von Seegurken in China. Die logische Konsequenz war dann auch das 0:0, das beiden Teams weder weh tut noch wirklich weiterhilft, also quasi wie jedes Erkältungsmedikament im Handel.
Nächste Woche beginnt dann schon die Rückrunde und es wird spannend, wie sich die Teams zwischen dem FC Bayern und Darmstadt 98 einreihen werden. Schaun mer mal, oder wie Fußball Philosoph Roger Schmidt just während des Spiels am Sonntag sagte: Hier Gelaber, da Gelaber, lasst einfach Fußball spielen.