Gefühlt stand ich gestern noch auf der Fanmeile in Nizza und hab das EM Feeling genossen. Und wenn ich jetzt in den Kalender schaue, steht Weihnachten unmittelbar vor der Tür und das Jahr ist schon wieder fast vorbei. Wo ist denn nur die Zeit geblieben? Bevor ich jetzt aber hektisch auf die Suche nach dem Jahr 2016 gehe, beschäftige ich mich zum Abschluss des Bundesliga Jahres noch mit dem 16. Spieltag.
Dieser wurde von der DFL aufgrund des knapp werdenden Jahres mal eben als englische Woche kredenzt und begann daher am Dienstagabend mit vier Partien. Eine davon war das Spiel des BVB gegen den FC Augsburg. Die Dortmunder wollten das heimische Publikum mit einem Sieg beschenken und spielten wie gewohnt direkt nach vorne. Wie es aber in den letzten Spielen bei der Borussia zum guten Ton gehörte, fing man sich aber trotz Überlegenheit erstmal ein Gegentor. Bartra präsentierte sich als Captain Klumpfuß und passte aus dem Mittelkreis in die Füße von Hinteregger. Dieser rannte in der eigenen Hälfte los wie von der Tarantel gestochen, walzte durchs Mittelfeld inklusive fünf Gegenspielern wie Jumbo Schreiner wenn er beim Bergwandern hinfällt und brachte den Ball dann über Moravek zu Ji, der im Nachschuss gegen Weidenfeller zur Führung traf. Mit seiner Dortmunder Vergangenheit schien sich der Südkoreaner im Diensten des FCA dabei fast für sein Führungstor zu schämen.
Die Dortmunder waren sichtlich geschockt, schafften es aber, diesen in der Kabine zu verdauen. So traf der wieselflinke Dembele unmittelbar nach der Pause zum verdienten Ausgleich. In der Folge zog die Heimmannschaft mehr und mehr ein Powerplay auf, ohne aber wirklich zwingende Torchancen zu generieren. Da das Bollwerk des FCA bis zum Ende hielt und man Offensiv auch nichts zählbares mehr zustande brachte, blieb es am Ende beim Remis. Während man in Augsburg mit dem Punkt sehr zufrieden in die Winterpause geht, wird man sich in Dortmund über das dritte Unentschieden in Serie sicherlich ärgern.
Ärgern tut man sich auch in Mönchengladbach, wo man die verkürzte Hinrunde mit mageren 16 Punkten abschließt. Denn auch das letzte Heimspiel vor der Pause ging in die Hose, obwohl mit dem Vfl Wolfsburg ein Gegner zu Gast war, der in dieser Saison gerne Aufbauhilfe leistete. An diesem Dienstag konnten aber selbst die Wölfe nicht auslöffeln, was Gladbach sich selbst einbrockte. Schon in der 3. Minute ließ man Arnold in Ruhe flanken, Caligiuri rauschte in der Mitte heran, hielt gekonnt den Fuß rein wie die Zeugen Jehowas an der Haustür und markierte den frühen Führungstreffer für die Gäste. Danach bot Gladbach ein Bild, was man lange nicht mehr von den Fohlen gesehen hatte: vorne ideen- und harmlos und hinten oft vollkommen vogelwild. Nach der Pause kam die Borussia dann aber besser aus dem Startblock und kam durch Hazard zum durchaus schmeichelhaften Ausgleich. Als sich die Wende im Spiel anzudeuten schien, schlugen clevere Wölfe dann aber wieder zu. Draxler bediente Gomez, der Torhüter Sommer mit einem Hüft-Wackler, der andere wohl beim bloßen Versuch ins Krankenhaus befördert hätte, aussteigen und schon zur erneuten Führung ein. Die anschließende Drangperiode der Fohlen verpuffte wirkungslos und so blieb es am Ende beim verdienten und letztlich souveränen Sieg der Gäste, die erhobenen Hauptes in die Winterpause gehen. In Gladbach hingegen herrscht dicke Luft wie auf dem Bahnhofsklo. Andre Schubert wurde nach dem Spiel von seinen Aufgaben entbunden und durch Dieter Hecking ersetzt. Dieser hat nun die Aufgabe, dem Team in der Rückrunde neues Leben einzuhauchen.
Diese Aufgabe übernahm in der letzten Saison auch Niko Kovac und meisterte sie mit Bravour. Erst rettete er das Team in der Relegation vor dem Abstieg und schaffte nun eine starke verkürzte Hinrunde, an deren Ende 29 Punkte auf der Habenseite stehen. Drei davon kamen am Dienstag im Rhein-Main Derby gegen den FSV Mainz hinzu, obwohl vor allem in der ersten Halbzeit die Mainzer das bessere Team waren. Trotzdem gingen die Hausherren nach 16 Minuten durch Hrgota in Führung, da dieser einen 50 Meter Zuckerpass von Abraham souverän verwertete. Die Mainzer fanden danach ihrem Meister im bärenstarken Hradecky im Frankfurt Gehäuse. Der Finne hielt was zu halten war und ließ die Mainzer reihenweise verzweifeln wie Männer beim BH Kauf für die Partnerin. Als nach der Pause Cordoba nach einem Scharmützel mit Abraham vom Platz gestellt wurde, eine harte Entscheidung, war der Drops schon fast gelutscht. Barkok und erneut Hrgota besorgten in der Schlussphase dann den 3:0 Endstand, der die Mannen aus Mainz mit einem Faden Beigeschmack in die Winterpause entließ.
Mit einem ähnlichen Geschmack im Mund verabschiedet man sich auch auf Schalke in den Winterurlaub. Dieser kommt aber nicht etwas vom Bergbau oder der Arbeitslosigkeit im tiefen Ruhrpott, sondern von der 1:2 Niederlage beim HSV, die gleichbedeutend mit dem vierten sieglosen Ligaspiel in Serie ist. Gegen den Bundesliga Dino war das Ergebnis aber durchaus verdient, denn die Knappen waren vor allem Offensiv zu harmlos. Während sich der HSV in der ersten Halbzeit auch noch schwer tat, macht es Nikolai Müller nach einem gut gespielten Konter besser und bescherte den Hamburgern die 1:0 Führung. Es bot sich sogar die Chance aus elf Metern zum zweiten Tor, nachdem der junge Kehrer im Strafraum so unbeholfen mit seinen Beinen gegen Kostic hantierte wie ich es in meinem Leben quasi täglich tue. Aber Djourou vergab die Möglichkeit, wobei sich in dieser Situation zwei Fragen geradezu aufdrängten: Wieso zur Teufel schießt Djourou einen Elfmeter? Und wieso lässt der Schiedsrichter den Strafstoß nicht wiederholen, obwohl beim Schuss etwa die halbe Stadt schon im Strafraum stand? Den Hamburgern wirds egal sein, denn der eingewechselte Wood holzte das Leder kurz darauf zum 2:0 in die Maschen. Die Schalken kamen durch den jungen Avdijaj zwar in der Schlussminute noch zum Anschlusstreffer, für mehr sollte es aber nicht mehr reichen. So schnuppert man in Hamburg nach einer weiteren verkorksten Hinrunde etwas Morgenluft. Mal sehen, wie viel man in der Winterpause in Sachen Transfers diesmal falsch macht.
Vom Geruch der Morgenluft ist man in Darmstadt derzeit in etwa so weit entfernt wie Pietro Lobardi von einer politischen Talkrunde. Daran änderte auch das Gastspiel in Berlin bei der Hertha nichts. Während in der ersten Halbzeit beide Teams noch den Anschein machten, als befänden sie sich schon in der Winterpause, übernahm in der zweiten Hälfte die Hertha standesgemäß die Initiative. Da aber gegen erneut sehr destruktiv agierende Darmstädter nicht viel gelingen wollte, brauchte es einen Künstler und eine Standardsituation, um dem Spiel etwas Leben einzuhauchen. In der 53. Minute legte sich Marvin Plattenhardt den Ball etwa 30 Meter vor dem Gehäuse für deinen Freistoß zurecht und beförderte ihn dann so malerisch ins Kreuzeck, dass selbst die Mona Lisa in ihrer Schönheit gegen dieses Kunstwerk verblasste.
Da in der Folge auf beiden Seiten weiterhin reichlich wenig Angriffsfußball zu erkennen war, musste Plattenhardt nochmal zur Tat schreiten. Diesmal servierte er einen Freistoß passgenau für Kalou, der im Strafraum so allein war wie Kevin an Weihnachten zuhause, und zum 2:0 einköpfte. Der Treffer hätte allerdings nicht zählen dürfen, denn Ibisevic hatte Sulu zuvor von hinten weg geschubst wie Nils den kleinen Frederik auf dem Spielplatz. Genützt hat es den Darmstädtern am Ende nichts, denn es blieb beim 2:0 und damit bei einer punktlosen Hinserie in der Fremde. Die Hertha hingegen feierte den siebten Heimsieg der Saison und bleibt zuhause eine absolute Macht.
Als solche kann man getrost auch den 1. FC Köln bezeichnen, denn seit April hatte die Elf von Peter Stöger in Köln Müngersdorf kein Spiel mehr verloren. Diese Serie nehmen die Geißböcke nun auch mit ins neue Jahr, denn auch das kleine Derby gegen Bayer Leverkusen ging nicht verloren. Zwar erwischte die zuletzt spielerisch teilweise erbärmlich agierende Werkself den besseren Start in die Partie, trotzdem ging aber die Heimmannschaft in Führung. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld vergaß die Leverkusener Defensive Frederik Sörensen auf dem rechten Flügel wie den Hochzeitstag mit der Frau, sodass dieser ungestört flanken konnte. In der Mitte setzte sich Tore-Tony Modeste energisch durch und schlenzte den Ball anspruchsvoll und sehenswert ins Netz.
Die Mannen von Roger Schmidt schüttelten sich aber nur kurz und kamen dann kurz vor der Pause noch zum verdienten Ausgleich. Die Kölner ließen Wendell und Havertz zu viel Platz, sodass der Brasilianer per Doppelpass freigespielt wurde und im Strafraum kalt vollstreckte. Kalt ist dann auch direkt das richtige Stichwort für die zweite Halbzeit, denn den Zuschauern im ausverkauften Stadion wurde nicht mehr viel erwärmendes geboten. Dementsprechend blieb es am Ende bei einem leistungsgerechten Unentschieden, was dem FC den Titel des rheinischen Wintermeisters sichert und Leverkusen zumindest etwas Hoffnung auf Besserung mit in die Winterpause gibt.
Hoffnung keimte zuletzt auch deutlich in Ingolstadt auf, nachdem die letzten beiden Spiele unter Neu-Coach Walpurgis gegen Leipzig und Leverkusen gewonnen werden konnten. Mit diesem Rückenwind wollte man nun auch zuhause gegen den SC Freiburg nachlegen. Dumm nur, dass die Breisgauer da etwas gegen hatten. Der Sportclub spielte nämlich von Beginn an mutig nach vorne während die Spieler der FCI die Rolle der Statisten des Spiels einnahmen. Trotzdem dauerte es bis zur 34. Minute, bis etwas auf der Anzeigetafel passierte und dabei half auch ein Ingolstädter tatkräftig mit. Tisserand räumte Grifo nämlich im Strafraum ab wie Mama das Geschirr vom Esstisch und wurde dafür zurecht mit einem Elfmeter bestraft. Niederlechner verwandelte souverän und legte vor der Pause noch ein zweites Tor oben drauf. In der zweiten Halbzeit traten die Schanzer dann wie ausgewechselt auf und witterten nach einem schönen Freistoßtor von Suttner ihre Chance. Die Defensive des SC Freiburg und Keeper Schwolow hielten aber dicht und beschenkten sich so mit drei Punkten selbst. Mit 23 Punkten nach 16 Spielen stehen die Freiburger als Aufsteiger im gesicherten Mittelfeld während der FCI auf Platz 17 weiter um den Klassenverbleib kämpfen muss.
Mit diesem Kampf hat die TSG Hoffenheim unter Trainer-Bubi Nagelsmann nichts mehr zu tun. Viel mehr richtet sich der Blick nach oben, nachdem das Team aus dem Kraichgau auch das 16. Spiel der Saison ungeschlagen über die Bühne bringen konnte. Gegen Bremen reichte es allerdings nur zu einem 1:1, obwohl das Spiel aus Sicht der Hoffenheimer so gut angefangen hatte. Gegen ein Werder-Team, dass offensiv in der ersten Halbzeit in etwa so wenig existent war wie hilfsbereite Mitarbeiter im Baumarkt, spielten sich die Nagelsmänner gute Chancen heraus, von den der barmherzige Sandro Wagner eine zum 1:0 nutzen konnte. Drobny sah dabei älter aus, als er wirklich ist. In der zweiten Halbzeit wurden die Bremer dann mutiger und kamen auch zu Chancen, die Gastgeber blieben aber das bessere Team, waren aber vor dem Tor so schludrig wie ein Schüler kurz vor der Pausenklingel. Dies rächte sich dann in der 87. Minute, als Serge Gnabry einen schön vorgetragenen Angriff zum Ausgleich vollstreckte. Schiedlich friedlich verabschiedeten sich beide Team so in die Winterpause.
Den Höhepunkt des Spieltags bildete aber zweifelsohne das Gipfeltreffen zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig. Der Tabellenführer und Rekordmeister empfing den Tabellenzweiten und Emporkömmling. Das erwartete Duell auf Augenhöhe entpuppte sich allerdings nur bei der Schweigeminute vor dem Anpfiff als solches.
Denn mit Spielbeginn übernahm der FC Bayern die Kontrolle über das Spiel und sollte den Leipziger Jungspunden eine Lektion in Sachen Klasse und Souveränität erteilen. Nach 17. Minuten eröffnete der überragende Thiago den Reigen. Nach einem Pfostenschuss von Lewandowski kam der Spanier in zentraler Position an den Ball und beschenkte sich quasi im Vorbeigehen wie ein Taschendieb auf dem Weihnachtsmarkt. Thiago war in diesem Spiel so gut, dass er sogar den auf der Werbebande laufenden Weihnachtsmann aus dem Augenwinkel direkt anspielte – Weltklasse! Die Aufsteiger fanden nie wirklich in ihren gefürchteten Offensivrhythmus und mussten nach einem Ballverlust von Keita ihre eigene Medizin schlucken. Alonso vollendete den schnellen Spielzug gekonnt zum 2:0 (Quelle Titelbild: Kicker.de). Der sonst so starke Forsberg schien diese Lektion nicht zu ertragen und trat den enteilten Lahm kurzerhand sehr rüde von hinten um. Der Platzverweis war die logische Konsequenz, wobei man ihm auch einen gewissen Respekt zollen muss, denn so ein kleines Ziel zu treffen erfordert sicherlich eine Menge Übung. Als Lewandowski dann mit dem Pausenpfiff vom Elfmeterpunkt das 3:0 besorgte, war endgültig klar, wer wirklich Herr im Hause Bundesliga ist. Gulasci hatte tölpelhaft Costa von den Beinen geholt. Nach der Pause ließ la bestia negra dann etwas von ihrer Beute ab und ließ zahlreiche Chancen ungenutzt liegen wie Gäste im Fastfood Restaurant Servietten. So blieb es beim letztlich hochverdienten 3:0 und der gewohnten Wintermeisterschaft für den FC Bayern. Den Leipzigern wurden zwar ihre Grenzen aufgezeigt, trotzdem spielte der Aufsteiger eine fantastische Hinrunde und es wird spannend sein zu sehen, wie diese Geschichte im neuen Jahr weitergeht.
So endet das Fußballjahr im Großen und Ganzen wie immer: Der FC Bayern München thront an der Spitze der Bundesliga und hält die Konkurrenz auf Abstand. Mal sehen, ob das 2017 so bleibt oder ob es Leipzig, Dortmund, Hoffenheim oder vielleicht sogar der Hertha noch gelingt, zum Rekordmeister aufzuschließen.
Zum Abschluss gibt es natürlich noch einen Blick auf die Tabelle.
Ansonsten bleibt mir nichts mehr zu sagen, als frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen. Womöglich habe ich für 2017 auch noch die ein oder andere Neuerung in der Hinterhand, also lasst euch überraschen. Bis dahin also ein herzliches: Gut Kick!