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Bundesliga 19. Spieltag: Der Fußball gehört allen, aber manche haben ihn nicht verdient

Das Wochenende stand ganz im Zeichen des Super Bowls, dem weltweit größten Einzelsportereignis, was für mich persönlich allerdings in etwa so viel Relevanz hat wie das Leben von Daniela Katzenberger für die Weltwirtschaft. Deshalb richte ich den Fokus lieber wieder auf unsere geliebte Bundesliga, welche den 19. Spieltag mit einem Knaller eröffnete: Hamburg gegen Leverkusen.

Dumm nur, wenn beide Teams aktuell Jäger der verlorenen Form spielen und auch eine entsprechende Leistung auf den Platz brachten. Von spielerischer Klasse gab es nicht den Hauch einer Spur und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Torchancen Mangelware blieben. Insgesamt machte der HSV aber, man höre und staune, den besseren Eindruck und tat zumindest so, als wolle man gewinnen. Die Werkself hatte im gesamten Spiel nur eine Torchance, als Stefan Kießling nach der Halbzeit per Kopf die Latte traf, ansonsten blieb man ohne den dauerhaft gesperrten Vertrasbrecher Calhanoglu so chancenlos wie Malle Jens bei einem Victoria’s Secret Model. So kam es, wie es im Fußball kommen musste: Nach einem Freistoß stand der von Leverkusen über Leipzig an den HSV ausgeliehene Papadopoulos richtig, machte seiner Trikotnummer 9 alle Ehre und nickte den Ball ohne großartig zu Springen ins lange Ecke – 1:0 für den Dino und somit der dritte Heimsieg der Saison, der gleichzeitig wieder Platz 16 sicherte. Leverkusen hingegen dümpelt weiter da rum, wo die „Stadt“ nach Meinung vieler auch hingehört: im Niemandsland der Liga.

Der Papa jubelt in Hamburg (Quelle: Kicker.de)

 

Platz 16 wurde für die Hamburger aber auch nur möglich, weil der FC Ingolstadt am Samstag nicht an den Erfolg der letzten Woche anknüpfen konnte. Gegen die bisher seit der Winterpause sehr lahme Dame Hertha aus Berlin gab es nichts zu holen, weil Haraguchi schneller zündete als ein Polenböller an Silvester und schon nach 59 Sekunden das 1:0 erzielte. Damit entschied er ein Spiel, dessen restliche 89 Minuten man sich getrost sparen konnte.

Einen ähnlichen Eindruck hatte man auch in Gladbach, wo die Fohlen in der ersten Halbzeit gegen freche Freiburger eher wie alte Gäule kurz vor dem Exodus wirkten. Nach der Pause ging dann aber das Tempo hoch wie bei laufender Nase und Gladbach zeigte etwas, was man schon fast als Überlieferung aus längst vergangener Zeit betrachtet hatte: Spielwitz und Offensivpower. So eröffnete Kapitän Stindl den Reigen, dem sich Raffael und schließlich Comebacker Herrmann anschlossen und so den etwas zu hoch geratenen 3:0 Endstand besorgten. Insbesondere Raffaels Tor nach Vorlage von Dahoud ließ den in dieser Saison Magerkost gewohnten Fans in Gladbach das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Äußerst schmackhaft verlief bisher auch die Saison des 1. FC Köln, der nun mit dem VfL Wolfsburg allerdings einen Gegner empfing, der ihm in der Vergangenheit alles andere als gut bekam (9 Spiele in Folge ohne Sieg). Das Spiel selbst wurde dann für die geneigten Zuschauer, von denen vernichtend wenige aus Wolfsburg kamen, zu einer verdammt trockenen Angelegenheit. Die beiden Defensivreihen dominierten und insbesondere Sörensen hielt Haargel-Gomez an einer so kurzen Leine, dass selbst der Tierschutzbund schon ein Auge auf das Spiel warf. In der zweiten Halbzeit wurden die Visiere dann etwas hochgeklappt und man kam zu Chancen, wobei Arnold mit einem satten Volleyschuss von der Strafraumgrenze die beste für sich verbuchen konnte. Keeper Kessler bekam aber rechtzeitig die Fäuste hoch und verhinderte so den Rückstand seines Teams. Als das 0:0 dann mehr und mehr Realität zu werden drohte, traten Tony Modeste und Schiri Ittrich auf den Plan. Letzterer sorgte während der gesamten Begegnung mit einer äußerst kleinlichen Linie für mehr Unterbrechungen als man von Blockbuster-Filmen im Privatfernseher zur besten Sendezeit kennt und zog diese dann auch in der 81. Minute durch. Özcan zog aus 16 Metern ab, Modeste spitzelte den Ball vor Keeper Benaglio weg und ging zu Boden – Elfmeter für Köln!

Der Moment des Elfmeters (Quelle: Kicker.de)

Die Wölfe protestierten lautstark und das nicht zu unrecht: Der Franzose stand zum Zeitpunkt des Schusses im Abseits – allerdings so hauchdünn, dass man getrost von Sackhaaresbreite sprechen und dem Schiedsrichter keinen Vorwurf machen kann. Der Gefoulte übernahm anschließend selbst Verantwortung und bescherte den Geißböcken mit seinem 15. Saisontreffer den 5. Heimsieg und Platz 1 in der Rückrundentabelle – die Sehnsucht nach Europa wird in der Domstadt immer größer.

Diese Sehnsucht ist für Münchener ein Fremdwort, ist man doch so selbstverständich Jahr für Jahr international vertreten wie Deutsche über das Wetter, das Essen oder sonst irgendwas meckern. Gegen die Achterbahn-Schalker, die zuletzt definitiv wieder nach unten unterwegs waren, war also nichts anderes als ein klarer Heimsieg eingeplant. Als dann auch noch Lewandowski in der neunten Minute den Ball per Heber gefühlvoller an Fährmann vorbei bugsierte als es in so mancher Ehe zugeht, verschwanden auch die letzten leisen Zweifel. Aber Schalke steckte nicht auf und Manuel Neuer war das Ganze wohl zu öde, denn er ließ nur vier Minuten später einen Freistoß von Naldo entspannt in seinem Tor einschlagen – der schnelle Ausgleich.

Torschütze Naldo dreht jubelnd ab (Quelle: Kicker.de)

Laut eigenen Angaben rechnete Neuer mit einem anderen Absprungverhalten des Balles und hatte seine Hände dort, wo er den Ball erwartete. Dumm nur, dass der Ball nicht dort war – ein klarer Patzer des Welttorhüters. In der Folge entwickelte sich ein spannendes Spiel, mit Chancen auf beiden Seiten, dessen Entertainment-Faktor aber mehr und mehr abnahm und am Ende in ein leistungsgerechtes Remis mündete.

Mit diesem Ergebnis wären sicherlich die Mainzer auch bei ihrem Gastspiel in Hoffenheim zufrieden gewesen, aber nach der ersten Saisonniederlage in Leipzig waren die Kraichgauer nicht gewillt, da mitzuspielen. Viel mehr stellte Mark Uth die Weichen mit einem sehenswerten Schuss in obere Ecke des Mainzer Gehäuses auf Sieg – allerdings hatte er den Ball zuvor mit dem Oberarm mitgenommen. Als Brust hätte man den Bereich höchstens bei Tim „The Machine“ Wiese noch interepretieren können. Bis zur Schlussphase mühten sich die Gäste nach Kräften, bissen sich aber ein ums andere Mal die Zähne an der massiven Defensive der Hausherren aus. Die Mannen um Süle und Hübner räumten mehr ab als die Bedienungen auf der Skihütte und trieben so die Mainzer zur Verzweiflung. In den letzten 10 Minuten stachen dann Nagelsmanns Joker und erlegten die bemitleidenswerten Karnevalisten endgültig. Erst Terrazino und anschließend zweimal Szalai besorgten den 4:0 Endstand und jubelten anschließend ausgelassen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was die letzjährigen Kellerkinder für eine Saison spielen.

Ein Haufen voller Freude in Hoffenheim ( Quelle: Kicker.de)

Die ganzen Spiele am Samstag waren aber letztlich nur die Ouvertüre für das Topspiel am Abend. Der BVB empfing in Dortmund Bayernjäger RB Leipzig zu einem Duell auf Augenhöhe, was allerdings im Vorfeld zu einem verurteilenswerten Hassgipfel wurde. Dortmunder Schwachmaten, wahrscheinlich mit dem Intellekt eines Baggers gesegnet, machten Jagd auf Leipzig Fans mit Flaschen und Steinen und machten auch vor Familien und Kindern nicht halt. Und auch zu Beginn des Spiels überzeugte die selbsternannte beste Kurve Deutschlands nur durch gequirlten Plakat-Abfall als durch einfallsreiche Unterstützung. Herablassende, asoziale Plakate gegen RB Leipzig und deren Offizielle, gepaart mit der Beanspruchung des Fußballs für „uns“ stellten ein trauriges Bild dar, welches in meinen Augen in Fankurven nichts zu suchen hat. Kritik an Kommerzialisierung und dem Konstrukt von RB Leipzig ist vollkommen in Ordnung, aber die Art und Weise und das Ausmaß in Dortmund sind erbärmlich und vor allem geheuchelt, bedenkt man, dass die „Fans“ immerhin eine Aktiengesellschaft und somit ein Wirtschaftsunternehmen mit „echter Liebe“ unterstützen. Die Geschichte des Spiels indes ist schnell erzählt. In einem taktisch hochinteressanten, später auch temporeichen und intensivem Spiel setzten sich die Dortmunder verdient mit 1:0 durch. Das goldene Tor erzielte der derzeit beste Lieferdienst Deutschlands Aubameyang per Kopf, nachdem Dembele zuvor das Laufduell gegen Comper aussehen ließ wie Formel 1 Wagen gegen BobbyCar und die anschließende Flanke butterweich in den Strafraum beförderte. Die Borussia ließ im weiteren Verlauf noch zahlreiche Chancen liegen, sodass Leipzig in der Schlussphase nochmal Morgenluft witterte und den Ball sogar im Dortmunder Netz unterbringen konnte. Der Linienrichter hob allerdings zurecht die Fahne und blieb bei den anschließenden Protesten ein Fels in der Brandung und cooler als die Rückseite des Kissens.

Der coolste Linienrichter der Liga (Quelle: Bild.de)

Der Sonntag hielt dann mit den Partien Augsburg – Bremen und Frankfurt – Darmstadt zwei Partien parat, die der Fuball Feinschmecker wohl eher als Hausmannskost bezeichnet. In Augsburg war allerdings einiges geboten, denn die Bremer zeigten genau das, wofür sie bekannt sind: Offensivpower und Defensivschwäche par excellence. Gebre Selassie und Maserati Max Kruse brachten die Gäste zweimal in Führung, welche aber durch Schmid und Koo jeweils zeitnah ausgeglichen wurde. In einer unterhaltsamen weil offensiv geführten Partie wurde schließlich einer zum Matchwinner, von dem man es in Augsburg schon gewohnt ist: Raul Bobadilla. Der bullige Angreifer setzte sich in der Schlussminute gegen die gewohnt unsicheren Bremer Verteidiger durch, schweißte das Ding souveräner ins Netz als ein erfahrener Bauarbeiter und sorgte so für den umjubelten 3:2 Endstand.

Matchwinner Bobadilla war auch die gelbe Karte egal (Quelle: Kicker.de)

Den Abschluss des Spieltags bildete dann das Hessenderby zwischen Frankfurt und Darmstadt,welches zusammen mit dem Auftakt in Hamburg einen äußerst mageren Rahmen eines ansonsten unterhaltsamen Spieltags bildet. Die Eintracht wusste sich letztlich mit 2:0 gegen Offensiv überforderte Darmstädter durchzusetzen, wenn dafür auch zunächst ein Elfmeter notwendig war. Liliencoach Frings suchte nach dem Spiel die Schuld, wie schon nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln, beim Schiedsrichtergespann, obwohl die Schuld einzig und allein bei seinem Team zu suchen ist. Ein Haufen gescheiterter Profis mit teilweise fußballerischen Fähigkeiten, die so beschränkt sind wie die Reisemöglichkeiten von Nordkoreanern, reicht für die Bundesliga scheinbar einfach nicht aus. Neun Punkte nach 19 Spielen sprechen eine eindeutige Sprache und da nun auch die Fans zunehmend negativ auffallen, wird es für Darmstadt immer dunkler.

Pyrotechnik im Darmstädter Block (Quelle: Bild.de)

Bevor es nächste Woche mit Spieltag 20 weitergeht, steht diese Woche erstmal der DFB Pokal mit dem Achtelfinale auf dem Programm. Mal sehen, was für Untehaltung dort geboten wird und wie sich diese dann auf die Liga auswirkt. In jedem Fall wünsche ich von ganzem Herzen „Gut kick!“

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