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Bundesliga 22. Spieltag: Des einen Freud, des anderen Leid

Was war das bitte für eine Woche im Europapokal? Dienstags fallen in zwei Spielen in der Championsleague mal eben 14 Tore und Donnerstag dreht Borussia Mönchengladbach nach der 0:1 Heimniederlage im Hinspiel einen 0:2 Rückstand gegen den AC Florenz noch in ein 4:2. Ganz schön abgefahren. Ob der 22.Spieltag da mithalten konnte? Spoiler-Alarm: Teilweise schon.

Am Freitagabend begann der Spaß allerdings erstmal im Tabellenkeller, wo der VfL Wolfsburg den SV Werder Bremen zu einem richtungsweisenden Spiel empfing. Und die Gastgeber machten ein richtig gutes Spiel, überzeugten vor allem offensiv und standen am Ende bei satten 27 Torschüssen. Klingt nach einem Befreiungsschlag, oder? Dumm nur, dass die Wölfe das Spiel mit 1:2 verloren.

Serge Gnabry knipst auswärts weiter (Quelle: Kicker.de)

Den Bremern reichten vier Torchancen für zwei frühe Tore durch Serge Gnabry, während bei den Wolfsburgern einzig Mayoral nach 19 Minuten den starken Felix Wiedwald überwinden konnte. Danach wucherten die Wölfe mit ihren Chancen wie windige Kredithaie mit Zinsen, schafften es aber nicht, den Ball im Netz unterzubringen. So trennen nur noch zwei Tore die Bremer in der Tabelle vom VfL, sodass es wenig verwunderlich ist, dass auch Valerien Ismael nun seine Koffer in der Autostadt packen musste. Wer schon einmal in Wolfsburg war, der dürfte wissen, dass dies nicht unbedingt das schlechteste ist.

Ein ähnliches tristes Stadt-Ambiente kann man, wenn man denn möchte, in Leverkusen vorfinden. In der gewohnt nicht ausverkauften Bayarena empfingen die zuletzt im Aufwind befindlichen Leverkusener den FSV Mainz 05. Schelme würden womöglich von einem Karnevalsduell sprechen, da aber Leverkusen so viel mit einer Karnevalshochburg zu tun hat wie Limonade mit den darauf abgebildeten Früchten, nutze ich lieber den Titel Schmidt-Duell. Aber scheinbar hatte die bittere und vor allem defensiv peinliche 2:4 Niederlage gegen Athletico Madrid unter der Woche Wirkung gezeigt, denn von der Werkself kam nichts, nada, niente. Schon in der zweiten Minute schickte Bender mit einem Katastrophenpass Cordoba auf die Reise, der aber nicht verwerten konnte. Danach tat Bayer dann das, was es am liebsten tut: Nein, nicht Chemikalien mixen sondern Tore nach Standards kassieren. Zunächst hämmerte Bell den Ball im Stile eine Abrissbirne nach einer Ecke per Kopf in die Maschen, bevor Leno in der 11. Minute eine Freistoßflanke von Öztunali in bester Bahnschranken-Manier ins Tor passieren ließ. Damit war das Spiel dann auch schon erledigt, denn die Heimmannschaft zeigte in der Offensive so viel wie eine Frau mit Burka. Während Martin Schmidt in Mainz damit weiterhin fest im Sattel sitzt, bleibt abzuwarten, wann die Verantwortlichen in Leverkusen Roger Schmidt von seinem Leid erlösen.

Apropos Leid: Schönen Gruß an die masochistisch veranlagten Fans des Hamburger SV, die auch diese Saison wieder den Weg nach München auf sich genommen haben. Die Hamburger lernen aber auch einfach nicht aus ihren Fehlern. Wie ein Kind, dass immer und immer wieder mit der Hand auf die heiße Herdplatte patscht und nicht kapiert, dass es heiß ist. So auch dieses Mal: Vor dem Spiel wollte der HSV mutig agieren und sich nicht verstecken und prompt gabs wieder richtig auf die Schnauze. Im 1000 Pflichtspiel von Bayern Coach Ancelotti ging es ruhig los, bevor die Bayern nach 15 Minuten das Fließband anschmissen und mit der Torproduktion begannen. Vidal eröffnete den Reigen, Lewandowski gönnte sich nen Dreierpack und auch sonst durfte gefühlt jeder Mal.

Die Bayern tanzen sich zum lockeren Sieg (Quelle: Kicker.de)

Während der HSV sich im gesamten Spiel nicht eine gelbe Karte holte und so brav wie ein Schoßhund agierte, blieben die Bayern bis zum Ende bissig wie ein Pitbull auf dem Kinderspielplatz und schickten die Gäste letztlich mit 8 Buden im Gepäck wieder nach Hause. Mal sehen, ob man diesmal die Lektion gelernt hat.

Etwas gelernt hat man in Köln augenscheinlich nicht aus den zahlreichen Gegentoren in der Anfangsphase, die man in den letzten Wochen so kassiert hat. Sonst hätte man wohl in Leipzig nicht erneut die Anfangsphase komplett verschlafen und nach fünf Minuten bereits das erste Gegentor kassiert. Keeper Kessler half dabei tatkräftig mit, als er den Ball beim Versuch zu klären in einem so hohen Bogen auf die Reise schickte, dass selbst Mathelehrer ins Schwärmen geraten wären. Auf dem Fußballplatz hieß das aber, dass der Ball kaum aus dem Strafraum kam, über den Kopf von Werner zu Forsberg kam und anschließend im Netz zappelte.  Aber auch das weckte die Kölner nicht auf. Nach zahlreichen Chancen auf Seiten der Gastgeber waren es dann erneut die Geißböcke, die tatkräftig und fast schlafwandlerisch zur Hand gingen. Subotic schaufelte bei einer Hereingabe von Keita ein Luftloch, als wolle er zeigen, wie lässig er sich hinlegen kann. Der verträumte Maroh war von so viel Lässigkeit dann überrascht und schob zum 2:0 für Leipzig ein. In der Pause gab es dann scheinbar einen Espresso für die müden Kölner, denn wie ausgewechselt dominierten sie plötzlich das Geschehen und kamen durch Osako zum Anschluss. Mitten in diese Drangphase kam aber der erneute Sekundenschlaf. Werner brach an der Mittellinie durch und wurde von Subotic in den Strafraum hinein begleitet. Als der Winkel dann schon fast zu spitz war, zog er dann einfach ab und da Keeper Kessler mit den Gedanken immer noch woanders zu sein schien, stand es plötzlich 3:1.

Kessler macht sich vergeblich breit (Quelle:Kicker.de)

Dabei blieb es dann auch bis zum Ende, da beide Team nicht mehr gewillt waren, großartig Kraft zu investieren. RB Leipzig bleibt somit klar auf Kurs Championsleague während man sich in Köln den üblichen Karnevalskater schon Samstag einhandelte.

Katerstimmung herrschte an diesem Wochenende auch im Breisgau, denn der SC Freiburg hatte gegen spielfreudige Dortmunder nicht den Hauch einer Chance. Schon nach 13 Minuten nickte Sokratis aus kurzer Distanz den Ball im vorbeigehen ins Tor, als wolle er seinen Kollegen sagen, dass er alles im Griff hat.

Sokratis nickt im Vorbeigehen ein (Quelle: Kicker.de)

Dass es zur Pause bei diesem 1:0 blieb, grenzt an ein Wunder, denn der BVB hatte Chancen in Hülle und Fülle. Nach der Pause war es dann der starke Marco Reus, der kurzerhand in den Fifa-Street-Modus schaltete, Söyüncü per Beinschuss ganz alt aussehen ließ und dann mustergültig für Aubameyang zum 2:0 vorlegte. Dieser löste dann seine Tor-Blockade durch sein Tor zum 3:0 endgültig und machte damit auch den Deckel auf ein sehr einseitiges Spiel.

Den Deckel gar nicht erst aufgemacht hätte man besser beim Spiel Darmstadt gegen Augsburg. Ein Spiel, so ansehnlich wie ein Müllhaufen und so unterhaltsam wie ein Besuch beim Kieferorthopäden. Dass das Chancelverhältnis von 1:2 auch dem Endstand entspricht ist daher wenig verwunderlich. Dabei gingen die Lilien sogar kurz nach der Pause in Führung, als Marcel Heller von der Augsburger Defensive im Strafraum vergessen wurde wie ein Kind im Bälleparadies bei Ikea und problemlos einnetzen durfte. Verhaegh per Elfmeter und Bobadilla kurz vor Schluss drehten aber noch die Partie und drücken somit die Darmstädter noch einen Schritt tiefer auf dem Weg ins Unterhaus.

Auf der Schwelle zur zweiten Liga stand in der letzten Saison auch die Eintracht aus Frankfurt. Davon ist man dieses Jahr aber weiter entfernt als die Stadt Berlin von einem ausgeglichenen Haushalt. Beim dortigen Gastspiel gegen die Hertha gab es dann aber nichts zu holen, woran der Schiedsrichter allerdings nicht ganz unschuldig war. Nach einer torlosen ersten Halbzeit kam Kalou in der 52. Minute gegen Oczipka im Strafraum zu Fall, legte sich dann gemütlich am Fünfer vor Torhüter Hradecky zur Ruhe sodass Kollege Ibisevic locker zum 1:0 einschieben konnte.

Kalou ruht sich illegalerweise aus (Quelle: Kicker.de)

Ein Regel-Tohuwabohu erster Güte. Zunächst stand Kalou beim Anspiel um Sackhaaresbreite im Abseits, dann wurde er von Oczipka gefoult, lag dann aber im Abseits und behinderte gleichzeitig Hradecky. De facto hätte es also Freistoß für die Eintracht geben müssen. Alternativ dann Elfmeter für Berlin. Aber der Schiri dachte sich wohl scheiß drauf und gab einfach das Tor. Ähnliche Gedanken hatte wohl auch Haris Seferovic, als er Niklas Stark bei einer Ecke einfach mal durchs Gesicht wischte und folgerichtig vom Platz flog. Darida besorgte dann in der 83. Minute noch den 2:0 Endstand und zementierte so die Festung Olympiastadion. Die selbsternannte Kloppertruppe (Niko Kovac) wartet hingegen seit nun drei Spielen auf ein Erfolgserlebnis.

Auf ein solches hofften auch die Fans der Schanzer am Sonntagnachmittag im Rahmen des Heimspiels gegen die klassischerweise auswärtsschwachen Gladbacher. Die Fohlen haben aber in der Fremde unter Neu-Jockey Hecking in die Spur gefunden und hatten außerdem ein Händchen Glück. In der ersten Halbzeit waren die Ingolstädter zunächst das deutlich aktivere Team und kamen zu guten Chancen. Vor allem Matip hatte die Führung auf dem Kopf, aber Keeper Sommer kratzte den Ball noch von der Linie wie die Abfallwirtschaftsbetriebe Kaugummi von der Straße. In der zweiten Halbzeit kamen dann auch die Borussen zu Chancen, brauchten aber den Arm von Kapitän Stindl zur Hilfe, um in Führung zu gehen. Nach einer Ecke wurde der Ball verlängert und sprang dann von Stindls Brust an seine Hand und von dort ins Tor.

Die Hand Stindls in Ingolstadt (Quelle: Kicker.de)

Der Jubel (Quelle Titelbild: RP-Online) fiel fast schelmisch verhalten aus, trotzdem verhallten die Proteste der Gastgeber ungehört und das Tor zählte. Da dem FCI im Anschluss trotz aller Mühen nicht mehr viel gelingen wollte und Hahn in der Nachspielzeit per Konter das 2:0 erzielte, bliebt es bei den Gladbachern, die Punkte einzukassieren und sich langsam aber sicher nach oben zu orientieren.

Dorthin möchte auch der FC Schalke 04, aber so richtig gelingen mag das diese Saison bisher nicht. Auch gegen die TSG Hoffenheim reichte es am Sonntagabend nicht zum Sieg, obwohl sich Alessandro Schöpf erneut als absoluter Frühaufsteher erwies und bereits nach fünf Minuten das 1:0 erzielte. Ob der Mann sich intravenös Energydrinks verabreicht oder einfach auch früh schlafen geht ist nicht bekannt, aber früh treffen kann er auf jeden Fall. Danach übernahm allerdings Hoffenheim komplett das Ruder und dominierte in der Folge das Geschehen wie Oksana im Fetischclub. Trotzdem dauerte es bis 79. Minute, ehe der Ausgleich gelang. Der war dafür wirklich sehenswert. Vogt schickte einen langen Ball auf die Reise, der besser sein Ziel fand als der gewöhnliche Hermes-Lieferant. Zuber wiederum, das Ziel von Vogt, flankte den Ball dann maßgenau in die Mitte, wo Rudy keine Mühe mehr hatte ins Tor zu köpfen.

Rudy gleicht spät aus (Quelle: Kicker.de)

Der Ausgleich war dann aber gleichbedeutend mit dem Schlussstrich der Partie, denn mehr passierte nicht mehr. Die Knappen dümpeln somit weiter im Niemandsland der Tabelle herum, während die TSG in der Verlosung um die Championsleague Plätze weiter voll im Rennen bleibt.

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