Freunde, was war das denn bitte für ein Wochenende in unser aller Lieblingsliga? 36 Tore in 9 Partien bedeuten im Schnitt 4 Tore pro Spiel und sind wohl ein Beleg dafür, dass in der vergangenen Woche ordentlich Zielwasser getrunken wurde.
Den für den Schnitt perfekten Auftakt machten dabei am Freitag der FCA und RB Leipzig bei ihrem 2:2 am Freitagabend. Den besseren Start in diese sehr unterhaltsame Partie erwischten dabei die Gastgeber, die allerdings zunächst negativ auffielen, als Torhüter Hitz beim Abschlag Sabitzer mit dem Arm so unsanft aus dem Weg räumte, wie man es sonst nur von Müttern kennt, wenn es Schulsachen oder Kinderbekleidung bei Aldi im Angebot kennt. Da die Pfeife des Unparteiischen allerdings stumm blieb, konnte Stafylidis in der 19. Minute für das erste Highlight der Partie sorgen. Der Grieche legte sich den Ball zurecht und hämmerte den Ball dann aus 27 Metern zur Führung ins lange Eck. Eine solche Durchschlagskraft kennt man in Griechenland sonst nur von aufgebrachten Demonstranten. Dieser Vorteil sollte aber nicht lange halten, denn erst glich Werner nach einem Bilderbuchpass von Keita noch vor der Pause aus, ehe Compper kurz nach der Halbzeit mit einem Kopfballtor nach einer Ecke das Spiel zu Gunsten der Gäste aus dem Osten der Republik drehte. Aber auch diese Führung sollte nur acht Minuten Bestand haben, denn dann schlugen die Puppenspieler die Leipziger mit ihren eigenen Mitteln. Am Ende eines eigentlich nur mäßig gespielten Konters stand Abwehrhühne Hinteregger plötzlich frei im Strafraum der Rasenballsportler und verwandelte eiskalt zum 2:2. Nicht wenige fragten sich, wieso ein Innenverteidiger einen Konter mitläuft, aber scheinbar hat der Österreicher seinen öffentlich bekannten Hass auf RB Leipzig in Tempo und Talent umgemünzt und sein Team so zum verdienten Punktgewinn gegen den Tabellenzweiten geführt. Denn trotz Chancen auf beiden Seiten blieb es beim Remis, was natürlich vor allem dem FC Bayern an der Tabellenspitze ordentlich in die Karten spielte.
Mit diesem Blatt auf der Hand reisten besagte Bayern dann am Samstag nach Köln und ließen den zuhause bisher ungeschlagenen Geißböcken keinen Stich. Mit einer Dominanz, die man sonst eher aus zwielichtigen Etablissements in Rotlichtvierteln kennt, drängten die Münchener die Gastgeber von Beginn an in die Defensive. Trotzdem hatten die Kölner in Person von Osako die riesen Chance zur Führung, allerdings schaltete Manuel Neuer kurzerhand in den Superhelden-Modus und fischte den Kopfball gekonnt aus dem Giebel. In der 25. Minute wurde die Dominanz der Gäste dann auch zählbar, als Javi Martinez aus fünf Meter mit dem Fuß zur Führung traf. Die Kölner Defensive hatte den eher semi-schneller Verteidiger schlichtweg im Strafraum vergessen wie unachtsame Eltern ihr Kind im Bälleparadies. Direkt nach der Pause zückte Thomas Müller dann das Messer und filetierte die Hintermannschaft der Gastgeber in Sternekoch-Manier mit seinem Pass auf Juan Bernat in den Strafraum. Der junge Spanier ließ sich nicht zweimal bitten und besorgte mit Hilfe des abfälschenden Olkowskis das 2:0.
Dieser Nackenschlag in Kombination mit einem nicht gegebenen Elfmeter nach Foul ans Osako zog den tapferen Kölnern dann den Zahn, sodass sie sich in ihr Schicksal ergaben. Der eingewechselte Ribery sorgte in der Nachspielzeit dann für den 3:0 Schlusspunkt und lässt die Kölner somit auch im fünften Pflichtspiel in Folge auf den Dreier warten.
Noch eine ganze Weile länger wartet Darmstadt 98 zumindest auf fremden Platz auf Punkte, denn de facto steht in der Auswärtstabelle für die Lilien eine dicke fette Null. Daran wollte Coach Frings bei seiner alten Liebe Werder unbedingt etwas ändern und so trat sein Team auch auf. Aggressiv, offensiv und mutig agierten die professionellen Hobbyfußballer gegen Bremer, die mit ihrer Passivität scheinbar versuchen wollten, die Gäste einzuschläfern. Dass es zur Pause noch 0:0 stand hatten die Werderaner einzig und allein der Schlampigkeit der Lilien und Keeper Felix Wiedwald zu verdanken, der in den letzten Wochen scheinbar in eine Art Zaubertrank gefallen sein muss, denn anders sind seine Teil sensationellen Paraden nicht zu erklären. Und von diesem Zaubertrank scheint er in der Pause dann auch seinen Teamkollegen abgegeben zu haben, denn nach der Pause agierte Werder wie ausgetauscht. Als wäre Tine Wittler durch das Bremer Team gelaufen und hätte alles auf den Kopf gestellt. Trotz neuer Offensivpower brauchte es die Hilfe der Gäste, um die Weichen auf Sieg zu stellen. Denn in der 75. Minute wechselte Sulu kurzerhand seinen Job zum Forstarbeiter und holzte Claudio Pizarro im Fünfmeterraum von hinten um, dass Elfmeter die einzig richtige Entscheidung sein konnte.
Der ehemalige Skandalprofi Kruse verwandelte sicher und machte mit seinem zweiten Tor in der Nachspielzeit auch noch den Deckel auf eine Partie, deren Sieger die drei Punkte nicht wirklich verdient hatte. Da dies für Weder aber der dritte dreckige Sieg in Folge war, haben sich die Fischköppe im Abstiegskampf nun etwas Luft verschafft.
Genau diese Luft ging dem VfL Wolfsburg in den letzten Wochen zunehmend aus, sodass die Reißlinie gezogen wurde und mit Andries Jonker an Stelle des erfolglosen Valerien Ismaels eine Frischzellenkur gestartet wurde. Und diese zeigte, wenn auch nur vorübergehend, Wirkung. denn nach 20 Minuten einer offensiv geführten Partie in Mainz gingen die Wölfe durch Mario Gomez in Führung. Man hatte den Torero bei einer Ecke einfach übersehen wie die ungeliebte Nachbarskatze beim rückwärts Ausparken. Nur vier Minuten später spielte der gute Öztunali gegen Rodriguez an der Mittellinie dann Taschendieb und flüchtete mit dem Ball als Diebesgut Richtung Tor. Hilfssheriff Bruma zeigte erstklassige Polizeiarbeit und stürzte über seine eigenen Füße anstatt den Dieb aufzuhalten. So konnte Öztunali die Beute dann im Strafraum lässig an Cordoba übergeben, der problemlos den Ausgleich besorgte. Dabei sollte es dann auch bis zum Ende bleiben, denn keins der Teams schaffte es noch eine der zahlreichen Chancen im Tor des Gegners unterzubringen. Die letzte ließ dabei Jairo für die Mainzer liegen, als er in der 88. Minute mit einem Schuss an einem Reflex von Casteels scheiterte, den Otto-Normal-Torhüter nicht einmal im Traum auf den Platz bringt.
Wo bleiben denn die ganzen versprochenen Tore, wird man sich nach diesen Spielen zurecht fragen. Und ich kann nur sagen: die kommen jetzt schneller als ein vorzeitiger Samenerguss. Beginnen wir mit Hoffenheim gegen Ingolstadt, einer Partie, die im Vorfeld wohl so anziehend klang wie Blähungen im Altenheim, denn nur knapp über 23.000 Leute wollten das Spiel im Stadion verfolgen. Und die werden sich zu Beginn sicherlich selbst nach dem Verstand gefragt haben, denn in der ersten Viertelstunde gab es in etwa so viel Highlights wie in einer Werbesendung für die neueste Saftpresse mit dem Namen irgendeines Q-Promis. Sebastian Rudy hatte nach 17 Minuten aber scheinbar keine Lust mehr darauf und kloppte den Ball einfach mal aus dreißig Metern in die kurze Ecke. Da Torhüter Hansen scheinbar noch damit beschäftigt war, seine Bestellung aufzugeben, schlug der Ball zum 1:0 ein. Cohen glich noch vor der Pause aus dem Nichts aus, bevor es ab der 60. Minute dann wild wurde wie auf dem Pavianfelsen wenn es Bananen gibt. Zuerst beförderte der zukünftige Bayer Süle, durch seinen eigenen Mitspieler bedrängt, eine Ecke ins eigene Tor und sorgte so plötzlich für die erste Führung der Gäste.
Nur 120 Sekunden später glich Szalai für seine Farben aber wieder aus und weckte den Hunger von Hoffe. In der Schlussphase wurde das Team aus dem Kraichgau dann gierig wie ein dickes Kind am All-you-can-eat-Buffet und schaufelten alles rein, was ging. So stand es dann am Ende plötzlich 5:2 für die Gastgeber und die Schanzer werden sich immer noch fragen, was für ein Wirbelsturm denn da am Ende über sie hinwegfegte.
Fegen ist auch das richtige Stichwort für die Situation in Leverkusen nach diesem Spieltag. Denn obwohl Coach Roger Schmidt seine Offensivkräfte um Chicharito und Bellarabi in Dortmund allesamt zu Beginn auf der Bank ließ um die morsche Defensive zu stärken, klingelte es schon nach sechs Minuten zum ersten Mal im Kasten von Bernd Leno. Aranguiz vertendelte den Ball im Spielaufbau legte dann unfreiwillig per Brust auf Dembele ab und der bedankte sich mustergültig mit dem 1:0.
Aubameyang erhöhte noch vor der Pause auf 2:0 und alles schien klar zu sein. Dann setzte Volland seinen fülligen Körper, der scheinbar immer noch ein stilles Zeugnis des Weihnachtsurlaubs ist, gegen Sokratis gut ein und schaffte den Anschluss. Die eh schon heiße Offensive der Borussen fing dann aber endgültig Feuer und löste in der Hintermannschaft der Leverkusener einen solchen Flächenbrand aus, dass selbst ein zwischenzeitliches Freistoßtor von Wendell diesen nicht mehr zu löschen vermochte. Erneut Aubameyang, Pulisic, Schürrle und Guerreiro schossen Leverkusen kurz und klein und schickten die Bayer Profis mit einem schönen Sixpack zurück nach Hause. Dass ihr Trainer dann von einem Schritt in die richtige Richtung sprach, lässt erahnen, weshalb er am Sonntag dann seine Sachen packen und für Taifun Korkut platz machen musste. Leverkusen scheint also ernsthaft noch in den Abstiegskampf eingreifen zu wollen.
Auf einem ähnlichen Weg befindet sich derzeit Schalke 04, nachdem man zwischenzeitlich doch schon wieder nach oben geschielt hatte. Zu Beginn der Gladbach-Schalke-Duelle der kommenden Wochen gingen die Knappen im strömenden Regen von Mönchengladbach völlig verdient mit 2:4 unter. Johnson eröffnete den Reigen nach 28. Minuten, wobei dieser durch Bentaleb von Punkt sogar noch ausgeglichen werden konnte.
Nach der Pause untermauerten die Fohlen dann allerdings ihre aktuelle Form und zeigten, dass sie derzeit heißer sind als Fritteusenbutter. Vor allem das 2:1 durch den starken Johnson war eine Augenweide, die es verdient hätte, in einem Museum für moderne Kunst ausgestellt zu werden. Danach zeigte sich die Schalker Hintermannschaft lückenhaft wie das Gedächtnis nach einer durchzechten Nacht und so kam dann, dank der Ergebniskosmetik von Goretzka, am Ende ein verdientes 4:2 für die Gastgeber zustande. Die Chance zur Revanche bietet sich dann bereits am Donnerstag im Hinspiel der Europaleague.
Eine solche Chance wünscht sich sicherlich auch die Frankfurter Eintracht nach der unglücklichen 1:2 Niederlage gegen den SC Freiburg in der heimischen Arena. Dabei ging es so gut los, als Hrgota aus einem rausgekloppten Ball der eigenen Abwehr das 1:0 erzielte. Niederlechner aber glich aus, nachdem ihm ein Pass von Höfler durch gesamte Zentrum so wunderbar erreichte, als hätte der Ball kein anderes Ziel haben können und wäre direkt auf Schienen zu ihm gefahren. Dann aber schlug die Stunde des Schiedsrichtergespanns um Günter Perl, welches sich nachdrücklich um den Tomaten-auf-den-Augen Preis dieser Saison bewerben wollte. Frankfurt erzielte das 2:1 nach einer Ecke, doch Rebic wurde das Tor nicht gegeben, da Gacinovic angeblich den Freiburger Keeper behindert haben soll. Er stand aber lediglich im Fünfmeterraum als warte er auf den Bus (rechts im Bild mit der Nummer 11), sodass das Tor hätte zählen müssen.
Kurz darauf hätte der Pseudo-Torschütze dann vom Platz fliegen müssen, als er versuchte, ein imaginäres Feuer auf dem Fuß von Gegenspieler Kübler auszutreten, aber auch das übersah der Schiedsrichter. Nach der Pause übersah das Schiedsrichtergespann dann eine klare Abseitsstellung von Niederlechner, der so deutlich im Abseits stand, dass selbst Oma Else mit ihrem Krückstock aus dem Oberrang es sehen konnte. Daraus resultierte dann das 2:1 für die Gäste aus dem Breisgau, bei dem es bis zum Ende bleiben sollte. Definitiv hätten sich die Frankfurter einen schöneren Ausgang ihres Wochenendes gewünscht.
Diesen Wunsch teilten sich die Frankfurter dann mit den Fußballfans in ganz Deutschland, die sich zum Abschluss des Spieltags ein schönes Spiel zwischen Hamburg und Berlin gewünscht hatten. Nach all dem Spektakel am Wochenende war dann aber leider nur noch trocken Brot in Form eines Fußballspiels übrig, dass eigentlich keine Zuschauer verdient gehabt hätte. Es passierte grob geschätzt so viel wie beim Testbild im Fernsehen, bis Albin Ekdal in der 77. Minute den HSV in Führung schoss. Da die Berliner Offensive im gesamten Spielverlauf so harmlos war wie ein Haufen Kaninchen reichte dieses eine Highlight zum Sieg und somit zur Rehabilitation für das 0:8 Debakel in München aus der letzten Woche. So hatten zumindest die Hamburger etwas zu feiern, auch wenn sie dafür den neutralen Fußballfans so richtig schön den Abend vermiesten.
Womöglich rührt diese Freude auch daher, dass man sich durch den Sieg erstmal den Relegationsplatz gesichert hat, was in Hamburg ja schon fast als Saisonziel angesehen werden kann. Es bleibt nur zu hoffen, dass nächste Woche keine Mannschaften sich ein Beispiel an diesem Spiel nehmen, denn sonst sinkt der Unterhaltungswert des Wochenendes auf das Niveau der Deutschen Bahn.