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Bundesliga 7. Spieltag: Emotionen, Elfmeter und „echte“ Männer

Endlich wieder Bundesliga! Ist es eigentlich normal, dass ich das so oft denke? In diesem Fall hat mal wieder eine Länderspielpause das Warten auf den 7. Spieltag unnötig in die Länge gezogen. Dafür gab es dann als Entschädigung allerhand Diskussionswürdiges für den geneigten Fußballfan. Ich sage nur 10 Elfmeter, 5 davon verschossen, 4 Platzverweise und haufenweise knifflige Situationen.

Den Auftakt machte das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund (Platz 3) und Hertha BSC Berlin (Platz 2) am Freitagabend im Signal Iduna Park. Nach der zuletzt von Tuchel vorgetragenen Jammerei, dass seine Spieler zu hart angegangen werden, dachten sich die Berliner wohl mal klarstellen zu müssen, was ein intensives, körperbetontes Spitzenspiel bedeutet. Coach Dardai jedenfalls wollte von Tuchels Gejammer über Fouls nichts wissen und machte klar, dass für ihn taktische Fouls zum Fußball gehören. Ob es an dieser Gangart lag, das man nach gut 50 Minuten völlig aus dem Nichts in Führung ging? Gut möglich, denn der BVB ließ trotz Überlegenheit die Durchschlagskraft vermissen. Selbst ein eher schmeichelhafter Handelfmeter sollte nicht reichen, um die norwegische Krake Jarstein im Hertha Tor zu überwinden. Aber Aubameyang machte seinen Fehlschuss kurze Zeit später wieder gut und traf zum hochverdienten Ausgleich, der den Auftakt für eine brisante Schlussphase bilden sollte. Langkamp hielt den flinken Mor an den Hüften fest, als wolle er ihn begatten. Das fand der junge Zauberer wenig angemessen, stieß den Übeltäter weg und flog dafür mit Rot vom Platz – eine harte, aber durchaus vertretbare Entscheidung. Kurz darauf wollte aber auch Torschütze Stocker nochmal auf sich aufmerksam machen und grätschte kurzerhand Ginter von hinten grob in die Beine – grobes Foulspiel und klarer Platzverweis. Unnötig beschreibt diese Aktion sehr treffen, aber so stand es am Ende gleich doppelt 1:1: Sowohl in Sachen Toren als auch in Sachen rote Karten. Ein Freitagsspiel, was sich als Appetizer für den restlichen Spieltag erweisen sollte.

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Stocker fliegt vom Platz (Quelle: Kicker.de)

Denn auch der Samstag hatte es in sich. In Sinsheim trafen die ungeschlagenen Hoffenheimer auf den Auswärts eher semi-starken SC Freiburg. Das Ergebnis von 2:1 spiegelte dann auch genau diese Kräfteverhältnisse wieder, der Weg dorthin war allerdings zumindest diskutabel.  Das 2:1 fiel schließlich per Elfmeter nachdem Söyüncü der Hoffenheimer Allzweckwaffe Rudy im Strafraum in den Rücken sprang weil dieser keine Anstalten machte ins Luftduell zu gehen. Eine Szene, die im Mittelfeld fast immer mit einem Freistoß bestraft wird. Aber reicht das für einen Elfmeter? In meinen Augen schon, Christian Streich, Coach des SCF, hingegen war anderer Meinung und äußerte diese auch nach dem Spiel lautstark. Von einer unfairen Kampagne gegen sein Team war die Rede, die jetzt auch noch belohnt wurde. Das war Kramaric herzlich egal, er chippte den Ball lässiger in die Tormitte als ein Teenie an der Bushaltestelle lehnt und eine Kippe raucht.

Lässig ist auch das richtige Stichwort für Borussia Mönchengladbach, allerdings eher fahrlässig.. Die heimstarken Fohlen hatten den Sieg gegen den traditionell schwachen Hamburger SV fest eingeplant Doch selbst die tatkräftige Hilfe der Hamburger und des Schiedsrichters in Form zweier Elfmeter und 65 minütiger Überzahl reichten den Gladbachern nicht für ein Tor. Dass die rote Karte für Cleber diskussionswürdig war und auch die Berührung von Douglas Santos an Traore eher ein Streicheln als ein Foul war, erwähne ich nur am Rande, da es letztlich für das Ergebnis nicht relevant war. Trotz zahlreicher weiter hochkarätiger Chancen blieb es am Ende beim 0:0, was für den HSV einer Verdopplung der Punkteausbeute dieser Saison gleichkommt. Ob Dukaten-Diddi und der Senfmeister Kühne heimlich schon wieder an die Championsleague denken?

Ähnliche Gedanken wachsen derzeit auch in den Köpfen der Kölner Anhänger (Titelbild Quelle: Bild.de). Mit einem nahezu ungefährdeten 2:1 Heimsieg gegen den FC Ingolstadt bleibt der FC auch nach 7 Spieltagen ungeschlagen und den Bayern auf den Fersen. Lieben Gruß übrigens an Herrn Tuchel: in diesem Spiel gab es 50 Fouls und keiner beschwerte sich am Ende, außer die Ingolstädter Verantwortlichen (zurecht) über den Schiedsrichter. Doppelpacker Modeste, ganz nebenbei nun auch führender der Torjägerliste, stellte die Weichen gegen sehr vorsichtige Schanzer schon früh auf Sieg. Allerdings half auch hier der Unparteiische mit: Beim 1:0 übersah er eine knappe Abseitsstellung von Modeste. Vor dem Elfmeter zum 2:0 kann man auch über ein Handspiel von Osako bei der Ballmitnahme diskutieren, aber das ginge wohl zu weit. Wer so dilettantisch verteidigt wie Tobias Levels in dieser Situation, hat den Elfmeter gegen sich verdient. Gleiches gilt aber auch für eine Situation zwischen Heintz und Leckie in der zweiten Halbzeit, wo die Pfeife aber zu Unrecht stumm blieb. In den Schlussminuten bekam der FCI dann aber noch seinen Elfmeter und machte es so nochmal, aus Kölner Sicht, unnötig spannend. Letztlich blieb es aber beim 2:1 und den Punkten 13-15 für den FC, während Ingolstadt weiter sieglos bei einem Pünktchen am Tabellenende bleibt.

Gesellschaft leistet dort weiterhin der FC Schalke 04. Die Knappen kamen in einem zunächst zähen Spiel beim FC Augsburg nicht über ein 1:1 hinaus, werden sich aber trotzdem als Verlierer fühlen, da man mit Breel Embolo, dem Jungspund im Körper eines Mannes, einen starken Offensivspieler wohl bis Saisonende verlor. Der harten Grätsche von Stafylidis hielt weder das Sprunggelenk noch das Wadenbein des jungen Schweizers stand, sodass die Entschuldigungen nach dem Spiel nicht lange auf sich warten ließen. Mit Gelb war der Ausgburger Verteidiger, in dem Moment völlig drüber, mehr als gut bedient. Zwei Traumtore von Bentaleb und Baier in der zweiten Halbzeit rückten dann den Fußball an sich wieder ins Zentrum und sorgten für eine Punkteteilung bei der emotionalen Rückkehr von Markus Weinzierl an seine alte Wirkungsstätte.

Emotional ging es auch im Vorfeld des Spiel zwischen Eintrach Frankfurt und dem FC Bayern zu. Eintracht Kapitän Marco Russ stand seiner Mannschaft in zivil trotz Krebserkrankung bei und wurde von Zuschauern und Gegner herzlich begrüßt. Auch das ist Fußball.

Marco Russ mit Rafinha (Quelle: Kicker.de)
Marco Russ mit Rafinha (Quelle: Kicker.de)

Auf dem Platz ging es dann weniger versöhnlich zu. Die Bayern gingen durch den ewigen Robben früh in Führung, verloren dann aber völlig den Faden und ließen sich phasenweise von den Frankfurtern dominieren. Huszti gelang so, nach einigen ausgelassenen Chancen, der hochverdiente Ausgleich noch vor der Pause. Danach übernahmen die Münchener wieder zunehmend das Ruder und gingen durch Knipser-Kimmich erneut in Führung. Als Huszti nach einem Scharmützel mit Renato Sanches dann per Ampelkarte vom Platz flog, schien die Sache klar zu sein. Aber die Eintracht sah das anders und schaffte, angetrieben vom bärenstarken Chandler, den Ausgleich per Brust durch Fabian. Allerdings übersah das Schiedsrichtergespann auch hier eine Abseitsposition, obwohl Manuel Neuers Reklamierarm tatkräftig zum Einsatz kam. So blieb es letztlich beim 2:2 und die Bayern im dritten Pflichtspiel in Folge ohne Sieg. Geburtstagskind Niko Kovac, gekleidet als hätte er noch ein Essen bei Schwiegermama vor sich, freute sich sichtlich über den Punktgewinn. Kalle Rummenigge hingegen fand das Ergebnis nicht so cool – ob Herr Ancelotti schon jetzt zu wackeln beginnt?

Die Trainer-Wackelei hat man in Bremen bekanntlich schon hinter sich. Mit Alexander Nouri hat man unlängst, wie man es heutzutage wohl so macht, aus was Lockerem etwas Festes gemacht und ihn zum Cheftrainer ernannt. Zum ersten Heimspiel in neuer Position erwartete man dann mit Bayer Leverkusen ein Schwergewicht der Liga, welches aber die hässliche Auswärts-Fratze zeigte, die man schon so oft von der Werkself gegen vermeintlich schwächere Gegner gesehen hat. Zwar spielten die Leverkusener recht ansehnlich und dominant, hatten aber dem Bremer Kampfgeist und der Willensstärke am Ende nicht genug entgegenzusetzen. So feierte Werder am Ende ein 2:1 und kommt so langsam aus dem Keller raus.

Gemütlich im Tabellenkeller macht es sich derweil der SV Darmstadt 98. Das Allstar-Team der Bundesliga No-Names verlor auch das vierte Auswärtsspiel der Saison, diesmal mit 1:2 in Mainz. Die 05er gingen bereits früh durch den werdenden Vater de Blasis in Führung, gefeiert natürlich mit obligatorischem Daumen Jubel, und zerstörten so wohl jeglichen Match Plan von Coach Norbert Meier, wenn er denn überhaupt einen hatte. Nachdem Darmstadt in Person von Colak dann auch einen fast geschenkten Elfmeter nicht im Netz unterbrachte und Malli nach der Pause, wiederum per Elfmeter, auf 2:0 stellte, war die Messe gelesen. Aber Schiri Brych wollte den Lilien zumindest noch das erste Auswärtstor der Saison ermöglichen und Pfiff in der Nachspielzeit nochmal Elfmeter, diesmal wegen eines Handspiels. Kann man geben, muss man aber nicht. Gondorf bedankte sich artig und stelle so auf 2:1. Darmstadt hält somit Kontakt nach unten während Mainz eben Mainz Dinge tut und sich nach oben orientiert.

Dorthin wollte sich zum Abschluss des Spieltages auch der Vfl Wolfsburg gegen RB Leipzig orientieren, nachdem zuvor nur ein Sieg in 6 Partien gelang. Leider hatten die Bullen etwas dagegen und blieben selbst ungeschlagen oben dran, auch wenn man zunächst ein guter Gast sein wollte. Denn der spritzige Schwede vergab den fälligen Elfmeter nach Foul von Casteels an Werner derart kläglich, dass man ihm schon Absicht unterstellen konnte.

Forsberg peinlich berührt (Quelle: Kicker.de)
Forsberg peinlich berührt (Quelle: Kicker.de)

 

Da Wolfsburg es aber in der Folge nicht schaffte, wirklich produktives auf den Platz zu bringen, entschloss sich Forsberg in der zweiten Hälfte dazu seinen Fehlschuss zu korrigierten und schlenzte den Ball in der 70. Minute gekonnt aus 16 Metern ins lange Eck – 1:0 für Leipzig. Dabei sollte es auch bis zum Ende bleiben, was will man auch von zahnlosen Wölfen erwarten, die bisher nur 4 mickrige Tore auf dem Konto haben? Kein Wunder, dass man sich am Montag dann von Trainer Hecking trennte und ihn vorübergehend durch Valerien Ismael ersetzte. Ob der ehemalige Abwehrspieler den Wolfsburgern das Tore schießen beibringen kann? Wir werden es sehen. Der nächste Spieltag lässt diesmal ja nur eine Woche auf sich warten. Zum Glück.

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