Herzlichen Glückwunsch Fußball Bundesliga! Nach fast 54 Jahren ist es endlich gefallen: Das 50.000 Tor der Ligageschichte. Naja, zumindest wenn man der offiziellen Zahl der DFL Glauben schenkt. Anderen Theorien zufolge, die alle irgendwie richtig sind, liegen wir irgendwo zwischen 49.953 und 50.017. Aber verlassen wir uns einfach mal auf die DFL und gratulieren recht herzlich dem Jubiläumstorschützen Karim Bellarabi.
Der Leverkusener Flügelflitzer brachte seine Farben in einem unterhaltsamen Spiel gegen den FC Augsburg nach 23. Minuten in Führung und sicherte sich so seinen persönlichen Eintrag in die Geschichtsbücher der Bundesliga.
Es sollte im Regen von Augsburg aber nicht bei diesem Treffer bleiben. Der doppelte Chicharito erzielte die Tore zwei und drei für die Werkself, während Augsburg durch den Ex-Leverkusener Kohr nur zum zwischenzeitlichen Anschluss kommen konnte. Dabei war es für die Gastgeber so gut losgegangen, allerdings ließen sowohl Teigl als auch Koo Großchancen leichtfertig liegen wie Abfall auf der Straße. So gingen die Leverkusener am Ende als verdienter Sieger vom Platz und konnten so, ausnahmsweise, den eigenen Aufwärtstrend der letzten Woche fortsetzen. Auffälligster Mann des Abends war übrigens nicht Bellarabi oder Chicharito sondern der 17 jährige Kai Havertz. Mit zwei erstklassigen Torvorlagen avancierte der Teenie zum Matchwinner und wirkte dabei so souverän und abgezockt wie ein alter Hase. So eine Kombination aus Jugend und Souveränität kennt man sonst nur vom Straßenstrich. In jedem Fall wird man in Leverkusen aber noch viel Freude an dem Jungen haben.
Definitiv keinen Spaß hatten hingegen die Spieler des VfL Wolfsburg bei ihrem Gastspiel in Dortmund. Die Niedersachsen hatten nicht den Hauch einer Chance und waren phasenweise so passiv eine Mülltonne im Stadtpark. Als dann auch noch Abwehrchef Bruma einen Ball von Piszczek mit einer Lässigkeit ins eigene Tor nickte, als wolle er sagen, dass er sowieso zu cool ist um in Dortmund Fußball zu spielen, war wohl auch den letzten Zweiflern klar, welchen Verlauf das Spiel nehmen würde – und das trotz leerer Südtribüne als Strafe des DFB nach den Verfehlungen der Dortmunder Anhänger beim Heimspiel gegen RB Leipzig.
Der mehr und mehr zum Torjäger mutierende Piszczek (5. Saisontor) sowie Dembele sorgten dann nach der Pause für klare Verhältnisse und sicherte den Gastgebern einen ungefährdeten 3:0 Sieg als Balsam für die Seelen der ausgeschlossenen Fans nach zuletzt zwei Niederlagen in Serie.
Für eine dieser Niederlagen zeichnete sich letzte Woche der SV Darmstadt 98 verantwortlich. Diesmal reisten die Lilien, mit dem Schwung aus der Coup gegen den BVB, nach Sinsheim zur starken TSG Hoffenheim. Dumm nur, dass man scheinbar das Gepäck mit besagtem Schwung nicht mitgenommen hat, denn die Darmstädter agierten im Kraichgau in etwa so gefährlich wie eine Schüssel mit Wattebällchen. Die Hoffenheimer konnten nach Belieben schalten und walten, ließen aber lange Zeit auch den nötigen Zug zum Tor vermissen. Erst der eingewechselte Kramaric brachte in der zweiten Halbzeit Schwung in die Kiste und besorgte beide Tore zum lockeren 2:0 Heimsieg. Die TSG bleibt somit weiter oben dran, während die Darmstädter erneut ihre hässliche Auswärtsfratze zeigten und weiterhin diese Saison auf den ersten Punkt außerhalb Darmstadts warten.
Nicht wirklich viel erfolgreicher agierte bisher Werder Bremen abseits des geliebten Weserstrands. Da kam der Ausflug nach Mainz am Wochenende natürlich gerade recht, um mal wieder etwas zählbares im Abstiegskampf mitzunehmen. In einer ausgeglichenen Partie, nutzten die Gäste zweimal ihre Standardstärke aus und konnten sich ansonsten auf jemanden verlassen, der sonst so zittrig unterwegs ist wie ein nackter Mikadospieler in der Arktis – Keeper Felix Wiedwald. Der für alles andere als sein Kopfballspiel bekannte Serge Gnabry bugsierte bereits in der 16. Minute eine Ecke ins Mainzer Gehäuse bevor der starke Delaney nur sieben Minuten später einen schönen Freistoß zum 2:0 verwertete.
Da sich die Gastgeber, in den wenig geschmackvollen Karnevalstrikots, an Wiedwald in der Folge die Zähne ausbissen wie Rentner an Knäckebrot, blieb es letztlich beim nicht unverdienten Auswärtsdreier für Werder und somit einem wichtigen Sieg im Abstiegskampf.
Ärgerlich für die Werderaner war nur, dass Konkurrent Ingolstadt es ihnen bei der offenen Kickboxing Meisterschaft in Frankfurt gleich tat. Die Schanzer entführten gegen erneut unkonzentrierte Frankfurter durch ein 2:0 der wilden Sorte die drei Punkte aus der Mainmetropole. Bregerie brachte die Gäste nach einer unberechtigten Ecke in Führung, bevor Abraham sich das erste mal in diesem Spiel in der Sportart vertat und Leszcano mit einem Tritt in die Rippen zu Boden schickte. Da Schiri Winkmann aber immer noch im Fußball-Modus war, blieb ihm nichts anderes übrig als den roten Karten zu zücken.
Nach der Pause ging es wild weiter, als Torhüter Hansen an seiner eigenen Hand-Fuß-Koordination scheiterte wie ein Säugling und gegen Rebic zwar zuerst am Ball war, diesen allerdings mit seinem eigenen Fuß von seinen Händen wegstieß und den Frankfurter dabei umrempelte. Zum fälligen Strafstoß trat Hasebe an, der allerdings ebenfalls die Sportart zu verwechseln schien und sich lieber in Slapstick als in Profifußball versuchen wollte. Zunächst parierte Hansen den schwach geschossenen Elfmeter direkt vor die Füße des Japaners. Statt dann aber einfach ins leere Tor einzuschieben, schrubbte er den Ball gekonnt an die Latte und vergab somit die große Chance zum Ausgleich. 13 Minuten später machte Groß es auf der anderen Seite besser, als er zwar ebenfalls einen Elfmeter an die Latte nagelte, dieser aber von dort den Weg ins Tor fand – 2:0 für Ingolstadt. Als Seferovic in der Schlussphase dann allein auf das Tor der Gäste zulaufend einen Lupfer probierte, der so flach geriet wie die Niederlande, war abzusehen, dass es für die Eintracht nicht mehr reichen würde. So blieb der Schlusspunkt auf Seiten der Gäste, als Leckie es Abraham gleichtun wollte, seinem Gegenspieler entspannt gegen die Schulter trat und ebenfalls vorzeitig zum Duschen geschickt wurde.
Von vorzeitigem Duschen konnte in Berlin beim Gastspiel der Bayern bei der Hertha weiß Gott nicht die Rede sein. Wie bei Oma zuhause gab es ungefragt einen Nachschlag von satten sechs Minuten, die für einigen Zündstoff sorgten. Aber erstmal der Reihe nach: Die Bayern hatten sich nach der Gala in der Championsleague mal wieder für ihr Bundesliga-Gesicht entschieden und hatten dementsprechend so viel Bock auf das Spiel wie ein Kind zu Beginn der Pubertät auf Körperhygiene. So gelang es den mutigen Berlinern in der 21. Minute durch Ibisevic in Führung zu gehen, der einen Freistoß von Plattenhardt über die Linie drückte. Allerdings war dieser Freistoß äußerst strittig, denn Plattenhardt ging augenscheinlich mehr vom Lufthauch des attackierenden Vidals zu Boden als von einer wirklichen Berührung. Aber auch der Rückstand schien die Bayern nur bedingt zu motivieren. Man agierte zwar dominant, mehr als Halbchancen sollten dabei aber nicht herausspringen. Dies änderte sich erst in der 95. Minute, als Pekarik an der Grundlinie gegen Coman die Sense auspackte als wolle er mit der Ernte beginnen. Trotz abgelaufener Nachspielzeit wurde der Freistoß noch ausgeführt und die Berliner pennten kollektiv wie der Kindergarten in der Mittagspause. Robben wurde flach angespielt und kam aus elf Metern ungehindert zum Schuss. Zwar konnte Mittelstädt noch auf der Linie retten, gegen den Abstauber von Lewandowski war aber dann kein Kraut mehr gewachsen. Statt Jubel gab es dann auf dem Rasen Rudel, denn allerorts wurde diskutiert, geschubst und gepöbelt. Die Zuschauer machten fleißig mit und bespuckten wohl Bayern Coach Ancelotti und das Schiedsrichtergespann. Am Endstand von 1:1 änderte dies natürlich nichts, aber der DFB Kontrollausschuss freut sich, dass er nicht so schnell arbeitslos wird.
Dieses Wort muss für den Freiburger Coach Christian Streich ein absolutes Fremdwort sein, schließlich gehört er im Breisgaus quasi schon zum Inventar. Daran wird sich sicherlich auch nach dem Spiel beim zuletzt formstarken HSV nichts ändern, schließlich wussten die Breisgaubrasilianer spielerisch deutlich mehr zu überzeugen als der Bundesliga Dino. Am Ende trennte man sich aber trotzdem schiedlich friedlich 2:2. Dabei ging es für die Gastgeber so gut los. Hunt brachte die Hamburger Tunnelbauer früh mit 1:0 in Front, als er nach zwei Beinschüssen lässig einschob. Diese Führung hielt aber nicht lange, denn Philipp konnte nach Vorlage des starken Petersen den Ausgleich erzielen. Nach der Pause ging der HSV dann durch Gregoritsch erneut in Front, ehe der technisch versierte Grifo den erneuten Ausgleich am Ende einer Kombination erzielen konnte, die für die Hamburger einfach zwei Nummern zu schnell ging. Bei einem Verein, bei dem normalerweise Trainer und Verantwortliche schneller wechseln als die Unterhosen bei Otto-Normal-Bürger doch etwas überraschend. Nichtsdestotrotz bekam Hunt kurz vor Schluss noch die Chance zum Sieg auf dem Silbertablett serviert: Torrejon fuhrwerkte im Strafraum herum, traf Hunt, allerdings ließ dieser die Chance vom Elfmeterpunkt fahrlässig liegen.
Diese Fahrlässigkeit scheint diese Saison wirklich angesagt zu sein, denn auch Thorgan Hazard war die Chance vom Punkt weg wie ein zerknülltes Papiertaschentuch. Dabei hätte es beim Heimspiel gegen RB Leipzig kurz vor der Pause den Ausgleich bedeutet, nachdem Forsberg nach einer halben Stunde einen Schuss von der Strafraumgrenze so eiskalt im Tor untebrachte wie die Winter in seiner schwedischen Heimat für gewöhnlich sind.
So gab es dann statt des Ausgleichs nach der Pause das 2:0 für die Leipziger Gäste. Nach mustergültiger Vorlage von Forsberg enteilte Schwalbenkönig Werner der Gladbacher Hintermannschaft und netzte flach und platziert ein. Zwar versuchten die Fohlen alles, um heranzukommen, inklusive eines Volleyballtores von Stindl, welches zurecht aberkannt wurde, mehr als der Anschluss sollte aber nicht mehr gelingen. Diesen erzielte die dänische Eiche Vestergaard, wie sollte es auch anders sein, per Kopf. So musste der bisherige Rückrundenprimus erstmals Punkte verschenken, wird sich aber über die weiterhin nach oben zeigende Formkurve freuen.
In die gleiche Richtung zeigte auch die Form des FC Schalke 04 nach zuletzt wettbewerbsübergreifend drei Siegen in Folge. der vierte sollte am Sonntagabend allerdings nicht mehr hinzu kommen, obwohl das Spiel denkbar gut losging. Die Kölner Defensive war in Gedanken noch in der Kabine, oder im Mannschaftsbus, oder auf dem Sofa mit der eigenen Frau am Vorabend, jedenfalls nicht auf dem Platz, als Caligiuri Sörensen per Doppelpass stehen ließ wie ein schales Bier, in die Mitte spielte und Schöpf nach 65 Sekunden den Ball zum 1:0 über die Linie drückte. Auch danach wirkten die Knappen trotz Europaleague unter der Woche frischer und agiler. Aber der FC Köln hat nunmal einen Stürmer, der auch aus keiner Chance ein Tor macht und so war es dann auch kurz vor der Pause. Modeste bekam den Ball wunderbar von Osako serviert, zog ab und plötzlich stand es 1:1 – bis heute weiß keiner warum.
Trotzdem änderte sich das Bild auch nach der Pause nicht wesentlich. Schalke wirkte zielstrebiger und erarbeitete sich zahlreiche Chancen, blieben aber vor dem Tor so erfolglos wie die zweiten Alben nahezu jeden DSDS Siegers. Da auch den Geißböcken der Lucky Punch verwehrt blieb, hielt das Remis bis zum Ende. Nicht der schönste Abschluss eines Spieltags, aber glücklicherweise gibt es nächste Woche ja schon eine neue Runde und unter der Woche sogar wieder Europapokal. Also Fußballherz, was willst du mehr?