Eine englische Woche jagt derzeit die nächste – ein Fest für jeden Fußballfan, muss man doch schließlich, wenn man nicht will, keinen Tag auf Fußball verzichten. Bundesliga, Montagsspiel der 2. Liga, Championsleague, Europaleague und schon ist wieder Bundesliga. Wer da noch Zeit für Familie oder andere Hobbies hat, ist wirklich selber Schuld.
Ob Roger Schmidt nun nach seiner Entlassung in Leverkusen in ähnlichen Freizeitstress verfällt ist nicht bekannt, in jedem Fall musste aber sein Ex-Team bereits am Freitag den 24. Spieltag gegen Werder Bremen einläuten. Und für Neu-Coach Tayfun Korkut ging es denkbar gut los, denn seine Farben führten bereits nach sieben Minuten mit 1:0. Brandt zündete eine Rakete aus der Distanz, die Wiedwald noch so gerade eben an die Latte lenken konnte. Im Anschluss reagierte Volland am schnellsten, oder war einfach zuvor am langsamsten aus der vorigen Situation weggegangen, und konnte so den Ball per Kopf mit der Eleganz eines Haufen Hackfleischs in der Auslage der Fleischtheke im Tor unterbringen.
Diese Unansehnlichkeit machte sich in der Folge auch das Spiel zueigen, denn wirkliche Highlights waren Mangelware. Und abgesehen von einer kurzen Phase direkt nach der Halbzeit, waren die Gastgeber definitiv nicht das bessere Team. Die Bremer wirkten reifer und souveräner während vor allem die Defensive der Werkself so unsicher agierte wie Kinder beim ersten Schwimmunterricht. Für die Schlussphase brauchte Werder Coach Nouri dann nochmal neue Power und machte das, was auch jeder Junggeselle in einer solche Situation tun würde: Er orderte Pizza und, wie sollte es anders sein, der Pizzamann lieferte prompt. Gerade noch im Strafraum zu Boden gegangen, rappelte der Oldie Pizarro sich, stolperte instinktiv zwei Schritte nach vorne und bugsierte dann mit seiner Körpermitte (offiziell war es der Bauch, bei so einem Mann wie Claudio könnte es aber auch etwas tiefer gewesen sein) den Ball ins Leverkusener Tor (Quelle Titelbild: Kicker.de). Als sich die Zuschauer dann schon langsam mit dem Remis anfreundeten, wurde es noch einmal turbulent. Erst verabschiedete sich Wendell per Ampelkarte in der 90. Minute vorzeitig zum duschen ehe der junge Eggestein den Gastgebern in der 95. Minute noch die Chance schenkte, den unverdienten Sieg vom Elfmeterpunkt einzufahren. Ömer Toprak (!) trat an und tat das, was seit jeher im Leverkusener Gen-Pool verankert zu sein scheint: scheitern. So blieb es am Ende bei der Punkteteilung und der Korkut-Effekt scheint sofort zu wirken: Teilweise hatte man wirklich das Gefühl, man würde nicht Leverkusen sondern Hannover 96 im Abstiegskampf beobachten. Da auch die „Fans“ der Werkself über 90 Minuten kaum einen Ton von sich gaben, scheint es genau das zu sein, was man sich dieses Jahr im Schatten des Bayer-Kreuzes wünscht.
Abstiegskampf ist wohl auch etwas, was man sich in Darmstadt in dieser Saison wünscht. Wenn man aber auswärts überhaupt nicht punktet und zuhause nicht alles kurz und klein schießt, kommt man in diesen Kampf nicht rein wie in eine Disko mit Jogginghose. Da half auch eine couragierte, gute Leistung gegen erstaunlich lustlose Mainzer nichts, die man am Ende verdient mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Rein vom Spielstand her, hätte man schon zur Halbzeit abpfeifen können, denn Tore fielen nach der Pause keine mehr. Dafür fielen Spielen Platzverweisen zum Opfer. Zuerst war es Vrancic, der sich binnen sieben Minuten zwei gelbe Karten einhandelte. Zuerst gab’s eine diskutable Karte für eine Schwalbe, anschließend, scheinbar von der Wut gepackt. gab es den verdienten Platzverweis für einen Tritt gegen die Hüfte von Quaison. Da den Mainzern der Ausgleich einfach nicht gelingen wollte, hatte Bell scheinbar dann kurz vor Schluss auch keine Lust auf Gruppenduschen und zog es vor, ebenfalls per Ampelkarte vorzeitig den Platz zu verlassen. So blieb es beim letztlich verdienten Sieg der Lilien, der aber nicht mehr sein wird, als Punktekosmetik in der Endabrechnung. Denn der Klassenerhalt von Darmstadt erscheint ähnlich utopisch wie Wetter, über das Deutsche mal nichts zu meckern haben.
So ging es zuletzt wohl allen, die es mit dem FC Bayern München halten. Denn was der Rekordmeister in den letzten Wochen so ablieferte, war nahezu makellos wie eine gut gearbeitete Alabaster-Büste. Gegen Frankfurt hatte das Gesamtkunstwerk allerdings ein paar Schönheitsfehler, denn, man höre und staune, die Eintracht spielte doch tatsächlich mit. Hrgota hatte nach 19 Minuten sogar das 1:0 für die Gäste auf dem Fuß, als er Neuer bereits umkurvt hatte und frei vor dem leeren Tor stand. Doch Mats Hummels hatte was dagegen und grätschte den Ball so kompromisslos und mit einer Souveränität im letzten Moment ins Toraus, als wäre die Grätsche seine natürliche Form der Fortbewegung und er würde damit auch Behördengänge und Pressetermine erledigen. Da Frankfurt auch sonst den Weg ins Tor nicht fand, kam es, wie es kommen musste. Zwischen Minute 38 und 55 schalteten die Bayern einen Gang hoch und Costa sowie der obligatorische Doppelpack von Robert Lewandowski stellten locker flockig auf 3:0, was auch gleichzeitig das Endergebnis bedeutete.
Die Bayern marschieren also weiter ungehindert durch die Liga und es ist wohl nur noch die Frage, wie früh sie diese Saison die Meisterschale hochhalten dürfen.
Das liegt auch daran, dass der erste Verfolger, die Bullen aus Leipzig, in der Rückrunde bisher, trotz Brausesponsor, etwas flügellahm daherkommen. Gegen den VfL Wolfsburg hagelte es bereits die dritte Niederlage seit Ende der Hinrunde, sodass der Rückstand auf den FC Bayern stetig zunimmt wie ein Pauschaltourist im All-Inclusive Urlaub. Das goldene Tor fiel dabei schon in der 9. Minute, als die Gäste aus Wolfsburg den Leipzigern ihre eigene Medizin vorsetzen und sie perfekt auskonterten. Didavi bediente am Ende Gomez, der unkonventionell, wenn nicht gar amateurhaft abschloss, den Ball so aber unhaltbar im Tor unterbrachte. Coach Jonker hat dem Torero seine Torgarantie einfach wieder eingebaut, so scheint es zumindest.
Zwar versuchten die Gastgeber natürlich den Ausgleich zu erzielen, allerdings fehlten, wie so oft im östlichen Teil der Republik, die Mittel. Ungewohnt ideenlos agierten die Bullen gegen stark verteidigende Wölfe und gingen so auch am Ende verdient als Verlierer vom Platz. Der Rückstand auf die Überbayern wuchs somit auf zehn Zähler an, allerdings blieb der Abstand auf Platz drei unverändert, denn auch dem BVB gelang kein Sieg.
Denn in der Festung Olympiastadion ging die alte Dame Hertha mit 2:1 als Sieger vom Platz. Schon in der 11. Minute half der ins Team rotierte Ginter tatkräftig mit, die Gastgeber auf die Siegerstraße zu bringen. Im Stile eines Holzfällers der Kreisliga C versprang ihm der Ball, sodass Ibisevic sich mit selbigen auf den Weg Richtung Tor machen konnte. Ginter begleitete den Bosnier zwar, ließ sich dann aber mit einem simplen Übersteiger wieder soweit abschütteln, dass der lockere Querpass in die Mitte möglich war, wo der mitgelaufene Kalou den Ball nur noch einschieben brauchte. Auch danach waren die Berliner die bessere Mannschaft, schafften es aber nicht, die Führung auszubauen. Bauvorhaben sind in Berlin ja eh so ein Thema, der Flughafen lässt grüßen. Nach der Pause wurden die Dortmunder dann deutlich aktiver und kamen nach einer feinen Passstafette durch Aubameyang zum verdienten Ausgleich. Selbst mehr war für die Borussen verdient und auch möglich, allerdings war es erneut die Hertha, die in Führung ging. Ginter, wer auch sonst an diesem Nachmittag, foulte Weiser an der Strafraumgrenze und Plattenhardt schweißte den Ball so passgenau in den Giebel, dass er bereits als neue Chefingenieur für den BER im Gespräch ist.
In der Schlussphase wurde es dann nochmal hektisch, als Weiser und Dembele aneinander gerieten. Der Berliner schoss nach einem Zweikampf unnötigerweise den Ball weg, wurde dabei von Dembele leicht getreten und ging so theatralisch zu Boden, als wäre er vom Blitz getroffen worden und müsse nun um sein Leben bangen. Beide waren mit Gelb gut bedient, für Dummheit und solche Fallsucht hätte man gern auch mal Rot verteilen dürfen. So blieb es aber beim 2:1 für die Berliner, die im Kampf um Europa einfach nicht aufgeben wollen.
Dieser Kampf war auch Thema im Breisgau, wo der SC Freiburg die TSG aus Hoffenheim empfing, auch wenn man das dort nicht so offen zugeben mag. Gegen extrem spielstarke und dominante Hoffenheimer sahen die Gastgeber allerdings zunächst so wenig Land wie Tom Hanks in Cast Away. Chance um Chance erspielten sich die Kraichgauer, nur um sie dann liegen zu lassen wie Toastbrot mit einem leichten grünen Schimmer. So war es dann der SC Freiburg, der kurz nach der Pause in Führung ging. Niederlechner wurde von Vogt im Strafraum unsaft flachgelegt, sodass Philipp vom Punkt die Chance zur Führung bekam. Zwar scheiterte er an Baumann, beförderte den Rebound aber direkt zum 1:0 ins Tor. Nur vier Minuten später lud Kramaric auf der anderen Seite die gesamte Freiburger Hintermannschaft zum Tanz ein, nur um ihnen dann zu zeigen, wie man ein Traumtor erzielt. Von der Strafraumecke schlenzte er den Ball im perfekten Bogen ins lange Eck, sodass auch der sonst starke Schwolow im Kasten nur mit anerkennender Bewunderung reagieren konnte.
Trotz Chancen auf beiden Seiten blieb es am Ende bei diesem Remis, mit dem beide Teams im Rennen um die internationalen Plätze weiterhin dabei bleiben.
In diesem Rennen befindet sich auch weiterhin der 1. FC Köln, auch wenn niemand so wirklich weiß, wie das nach den letzten Wochen eigentlich noch sein kann. Denn vor dem Spiel am Samstagabend beim FC Ingolstadt wartete der FC bereits seit vier Ligaspielen auf einen Sieg, sitzt aber trotzdem seit einer gefühlten Ewigkeit so gemütlich auf Platz 7 wie ein König auf seinem Thron. Und an beiden Tatsachen änderte sich auch am Samstag nichts, denn gegen erneut gut aufspielende Schanzer reichte es nur zu einem 2:2. Die Entstehung dieses Ergebnisses war allerdings eine Mischung aus kurios und umstritten. Denn vor allem spielerisch waren die Gäste aus Köln so einfallslos wie Bargeld als Geburtstagsgeschenk. Trotzdem ging man durch die personifizierte Kölner Torversicherung Anthony Modeste in der 15. Minute urplötzlich in Führung, als Schiedsrichter Zwayer nach einem eher alltäglichen Zweikampf in der Luft zwischen Cohen und Osako auf den Punkt zeigte und der Franzose kalt verwandelte. Eine durchaus strittige Entscheidung. Kurz vor der Pause gelang den Gastgebern aber noch der verdiente Ausgleich, als Lezcano eine feine Doppelpass-Party wuchtig per Tor beendete. Nach der Pause rückten dann erneut Schiri Zwayer und Comebacker Horn in den Fokus des Interesses.
Zunächst übersah das Schiedsrichtergespann eine Abseitsstellung von Modeste, der nach Pass von Jojic aus selbiger das 2:1 besorgte. Der Ausgleich ließ aber nicht lange auf sich warten, denn Bregerie überwand aus der Distanz Timo Horn, der den Ball kniend durch die Finger rutschen ließ wie die Seife in der Knastdusche. Und trotz extrem schwacher Leistung hatten die Kölner noch die Chance zum Sieg, die aber der Unparteiische zu vereiteln wusste. Rudnevs wurde im Strafraum hoch angespielt und per Knie in den Rücken von FCI Keeper Hansen aus dem Weg geräumt, als wolle er eine Tür eintreten. Ein Elfmeter wäre berechtigt gewesen, allerdings kam der Ball zu Modeste, welcher den Ball zum dritten Mal ins Netz packte. Zur Verwunderung aller entschied der Schiedsrichter aber auf Stürmerfoul, sodass es letztlich beim 2:2 blieb. Ein Ergebnis, dass für beide Teams weder Fisch noch Fleisch war.
Am Sonntag kam es dann in Gelsenkirchen zu einem Duell, was man getrost als Prä-Abstiegskampf bezeichnen konnte. Der FC Schalke empfing nämlich mit dem FC Augsburg einen direkten Konkurrenten im Kampf um einen Platz im gesicherten Mittelfeld. Beide Teams wissen noch nicht so recht, wohin die Reise in dieser Saison geht, allerdings konnten die Knappen nun erstmal eine positivere Richtung einschlagen als die Augsburger – und dazu genügte eine Halbzeit. Schon nach vier Minuten gingen die Hausherren durch den Knipser vom Dienst, Guido Burgstaller, in Führung, als dieser nach einer Ecke aus kürzester Distanz abstaubte wie Mama beim Frühjahrsputz.
Königsblau hatte in der Folge die Partie weitestgehend im Griff, bis es nach 29 Minuten plötzlich turbulent wurde wie beim Zusammenkommen von Durchfall und Niesen auf einer längeren Autofahrt. Zunächst war es erneut der königsblaue Guido, der nach schönem Solo von Choupo-Moting auf 2:0 erhöhte. Anschließend hatte der sichere Schütze Paul Verhaegh vom Punkt die Chance, den Anschluss direkt wieder herzustellen, scheiterte aber am starken Fährmann. Auf der Gegenseite war es dann kurz darauf Caligiuri, der für den 3:0 Pausen- und gleichzeitig Endstand sorgte, denn außer einiger starker Aktionen des wie aufgedreht spielenden Choupo-Motings passierte nach der Pause nicht mehr viel. Schalke versucht somit, mal wieder, nach oben zu schielen während der FCA den Blick sorgenvoll wieder nach unten richten muss.
Diesen Blick kennt man in Hamburg zur Genüge, auch wenn der Blick in Anbetracht des Abos auf Platz 16 nicht mehr sonderlich weit nach unten gehen kann. Mit Borussia Mönchengladbach kam dann zum Abschluss des Spieltags das Team in den Hamburger Volkspark, das unter Neu-Coach Hecking durch die Rückrunde pflügt wie der Bauer vor der Saat. Da aber auch der HSV zuhause eine gewisse Stärke entwickelt hat, bot sich den Zuschauern ein unterhaltsames Spiel, welches der HSV nach Toren mit 5:1 für sich entscheiden konnte, was sich auf der Anzeigetafel aber nur mit 2:1 niederschlug. Was war passiert? Den Gastgebern gelangen fünf Buden, von denen drei zurecht wegen Abseits keine Anerkennung fanden. Dabei waren die Fohlen durch Abwehrchef Christensen nach 22 Minuten noch in Führung gegangen.
Das dritte Hamburger Tor durch Kostic war dann das erste, was auch zählte. Der Serbe war dabei nach einer Flanke gegen Elvedi auf die unsichtbare Leiter gestiegen und nickte den Ball so auf einem Stockwerk über dem Gladbacher Verteidiger in die Maschen. Nach der Pause drückten die Hausherren dann wie bei Verstopfung auf der Toilette, es dauerte aber bis zur 80. Minute, bis sich der Stopfen löste. Nach Vorlage von Kostic nahm Bobby Wood den Ball am Fünfmeterraum an, schickte Vestergaard technisch versiert ins Kino und vollstreckte dann Trocken zum Sieg für seine Farben. Für die Fohlen bedeutete dies die erste Auswärtsniederlage unter Dieter Hecking während der HSV weiterhin an der Sicherung des geliebten Relegationsplatzes arbeitet – auch wenn die zählbare Ausbeute von zwei bei fünf erzielten Toren am Ende doch eher das berühmte blaue Auge ist, als ein souveräner Sieg.