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Bundesliga 14. Spieltag: Eine wenig besinnliche Vorweihnachtszeit

Weihnachten rückt mit großen Schritten näher, die Innenstädte sind voll mit Leuten und in der Bundesliga stand am Wochenende der 14. Spieltag auf dem Programm – was ein Fest zum dritten Advent.

Am Freitagabend stand dann auch direkt mal ein nominelles Topspiel auf dem Programm. Platz 4 gegen Platz 5. Frankfurt gegen Hoffenheim. Was für ein Kracher! Was dann aber im der Frankfurter Commerzbank Arena geboten wurde, war weniger Fußball und viel mehr eine 90 minütige Massenkeilerei zwischen zwei rivalisierenden Dorfgangs. Schon nach neun Minuten grätschte Marco Fabian TSG Keeper Baumann im Strafraum derart rüde um, dass Kasalla Legat sicherlich stolz gewesen wäre. Der Schiedsrichter ließ die Verwarnung stecken und das sollte der Startschuss für eine Partie sein, an deren Ende insgesamt sieben gelbe und eine rote Karte verteilt worden sind. Dabei ließ das Unparteiischen-Gespann zu jeder Zeit jegliche Linie vermissen und traf teils wirre Entscheidungen, beispielsweise als Eintracht Verteidiger Abraham Sandro Wagner im Laufduell übelst per Ellbogen niederstreckte und der Mann in Gelb auf Stürmerfoul entschied anstatt den Verteidiger des Feldes zu verweisen.

Rudelbildung in Frankfurt (Quelle: Kicker.de)

Als dann in der hektischen, aggressiven Schlussphase noch Chandler nach einer Art Handgreiflichkeit im Rahmen einer gepflegten Rudelbildung völlig überzogen die rote Karte sah, war wohl auch den letzten Beobachtern klar, dass Herr Dingert einen Tag erwischt hatte, der so gebraucht war wie ein Ford Taunus den man heutzutage erwirbt. So endete der Kampf auch, wie er enden musste: mit einem 0:0.

So blieb dem geneigten Fußballfan nur die Hoffnung, dass es am Samstag besser würde. Und das wurde es, zumindest was die Tore angeht, beim Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund. Schon vor dem Anpfiff ging es stimmungsvoll los, als die heimische Ultragruppierung der Wilden Horde ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einer riesigen Blockfahne über die gesamte Südtribüne zelebrierte.

Choreographie der Kölner Ultras (Quelle: RP-Online.de)

Dass diese Choreo aufgrund der teilweise zweifelhaften Darstellung von früheren Verfehlungen der Gruppierung kontrovers ankam, sei hier nur am Rande erwähnt. Das Spiel selbst begann so, wie man es erwartet hatte: die Borussen ließen Ball und Gegner laufen und kamen sogar nach einer schönen Kombination zu einem Tor, welches aber zu Recht wegen Abseits aberkannt wurde. Und was machte der aufgrund von Verletzungen am Stock gehende und hinten reingedrängte 1. FC Köln? Der ging einfach mal nach 28 Minuten durch Rudnevs in Führung und ließ im Anschluss noch die ein oder andere aussichtsreiche Kontergelegenheit liegen. Klingt verrückt, war aber so. Daher sollte diese Führung trotz deutlicher Überlegenheit am Ball für die Borussen lange Bestand haben, denn Dembele, Aubameyang und Co. müssen sich gefühlt haben wie am Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt: sie kamen einfach nicht durch. Kein Wunder, dass Thomas Tuchel an der Linie so hektisch und ausufernd herumfuchtelte, dass nicht klar war, ob er noch Anweisungen gibt oder schon Ungeziefer verscheucht. Kurz vor Schluss fanden die Dortmunder in Person von Marco Reus dann aber doch noch eine Lücke in der sonst so sicheren Kölner Hintermannschaft und kamen so zum nicht unverdienten Ausgleich. Der verdiente Platzverweis per Ampelkarte in der Schlussminute für den jungen Öszcan hatte schließlich keinen Einfluss mehr auf das Spiel, verlängert aber nochmals die Liste mit Ausfällen bei den Geißböcken. Trotzdem bleibt der FC Angstgegner der Borussia aus Dortmund, schließlich war das bereits das fünfte Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg gegen Köln.

Im Vorfeld des Spiels Freiburg gegen Darmstadt gab es höchstens eins was Angst machte, nämlich die Paarung selbst für neutrale Zuschauer. Und diese Angst war berechtigt. Die beiden Teams lieferten sich ein heißes Duell im Fehler machen, was der SC Freiburg in der ersten Halbzeit eindeutig für sich entscheiden konnte, denn Darmstadt spielte diszipliniert und für die Verhältnisse einer Semi-Professionellen Bundesligamannschaft mutig nach vorn. Die Chancen blieben allerdings ungenutzt, was die Breisgauer aber nur ermutigte, katastrophale Pässe zu spielen. In der zweiten Halbzeit wurde das Heimteam dann besser, scheiterte mit den wenigen Chancen aber entweder am Darmstädter Keeper Esser oder am eigenen Unvermögen – etwas, was wohl jeder Hobbysportler nur zur Genüge kennt. Trotzdem gelang den Freiburgern noch der Sieg: in der 86. Minute glitschte Keeper Esser der Ball aus den Händen wie die Seife in der Dusche und das wurde bestraft wie im Knast. Beim Nachfassen hielt Fedetskyy Joker Petersen fest und der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, den der Gefoulte zum Siegtor verwandelte. Die Lilien kassierten so trotz spielerischem Aufwärtstrend die sechste Niederlage in Folge, während die Freiburger sich mit dem Heimsieg wieder im Mittelfeld festsetzen.

Dieses Ziel, das Mittelfeld der Liga, haben wohl auch die beiden Protagonisten des Spiels im Hamburger Volkspark, nämlich der HSV und der FC Augsburg. Beide Mannschaften waren zuletzt schier unbezwingbar und traten mit drei bzw. vier Spielen in Serie ohne Niederlage am Samstag zum direkten Duell an. Und zu Beginn machte der HSv den Eindruck, als wäre er deutlich interessierter daran, die eigene Serie fortzusetzen. Die Spieler des FC Augsburg hingegen schienen sich an diesem Nachmittag eher im Ringen als im Fußball versuchen zu wollen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Dominik Kohr im Mittelkreis Lewis Holtby in den Schwitzkasten nahm und so lange zu Boden drückte, bis dieser sich per Ellbogenschlag zu befreien versuchte. Der Schiedsricher wertete diesen Kampf dann zu Gunsten des Augsburgers und schickte Holtby mit Rot zum Duschen. Aber Kohr wollte diesen Sieg augenscheinlich auskosten, denn er folgte Holtby völlig zurecht in der 66. Minute mit Gelb-Rot. Ob der Ringkampf unter der Dusche noch fortgesetzt wurde ist allerdings nicht überliefert. Was allerdings überliefert wurde, ist das anschließende Tor des HSV. Müller schlängelte sich durch die Augsburger Hintermannschaft wie ein Wurm durchs Watt, traf mit seinem Abschluss den Pfosten und wurde dadurch zum Vorbereiter für Kostic, der trocken einnetzte.

Jubel beim HSV (Quelle: Kicker.de)

Und der HSV dieser Tage schafft es sogar, die Führung nach Hause zu bringen. In diesem Fall aber gegen offensiv erschreckend ideenlose Augsburger und unter tatkräftiger Mithilfe des Schiedsrichters, der ein klares zu Boden Ringen von Ekdal gegen Kacar im Strafraum übersah. Dieser Kampf ging dann wohl an den HSV. Im Ringen endete die Partie also unentschieden, im Fußball gewinnt allerdings der HSV zum zweiten Mal in Folge und ist nun seit vier Spielen ungeschlagen. Da am Sonntag dann auch noch Dukaten-Didi gegangen und durch Heribert Bruchhagen ersetzt wurde, steht dem Hamburger Marsch in die Championsleague wohl nichts mehr im Wege. Naja, außer natürlich die mangelnde Qualität des Kaders.

Diese Kritik hört man in dieser Saison auch immer häufiger im Umfeld des VfL Wolfsburg.  Kein Wunder, schließlich stehen die Wölfe trotz Trainerwechsel und hochbezahltem Kader nach 13 Spielen bei mickrigen 10 Punkten und stecken mitten im Abstiegskampf. Und das änderte sich, wenig überraschend, auch am Wochenende bei der Reise zum FC Bayern München nicht. Die Geschichte zum Spiel ist schnell erzählt: Nach 19 Minuten schlägt Robben in einem solchen „Tempo“ einen Haken von rechts nach innen, dass ein Schaufelradbagger vor Neid erblasste. Quasi aus dem Stand schlenzte er denn Ball dann ins lange Eck zur Münchener Führung. Die nächsten beiden Münchener Tore waren dann jeweils Schüsse, die Lewandowski vor die Füße fielen und der Pole kurz und schmerzlos im Wolfsburger Tor unterbrachte. Auf die gleiche Art und Weise fiel auch das 4:0 für die Bayern, allerdings war der Torschütze hier Thomas Müller. Ja, richtig gelesen, der Kasperle unter den Stürmern erzielte doch tatsächlich sein erstes Saisontor nach 999 torlosen Minuten. Gegen wen, wenn nicht gegen Wolfsburg? Den Schlusspunkt setzte dann der eingewechselte Douglas Costa mit einem satten Schuss ins obere Eck. Am Ende stand es somit 5:0 für den Rekordmeister gegen bemitleidenswerte Wölfe, die ihrerseits zwar ein paar Chancen hatten, diese aber teilweise kläglich liegen ließen. So konnte der FC Bayern im Kampf um die Tabellenspitze mal ordentlich vorlegen,

Der bisherige Tabellenführer aus Leipzig war also gefordert und hatte, zumindest auf dem Papier, mit dem Tabellenletzten aus Ingolstadt eine lösbare Aufgabe vor der Brust. Die Schanzer wollten sich aber keinesfalls kampflos ergeben und warfen aufopferungsvolle Defensivarbeit gepaart mit unbändigem Einsatz in die Waagschale. Die Belohnung gab es schon in der 12. Minute, als Roger aus kurzer Distanz Keeper Gulasci keine Abwehrchance ließ. In der Folge übernahm Leipzig erwartungsgemäß gegen offensiv harmlose Schanzer das Zepter, klare Torchancen blieben trotz dieser Dominanz aber Mangelware. In der 52. Minute tauchte dann aber Sabitzer vor dem Ingolstädter Gehäuse auf, scheiterte an Torhüter Hansen, wurde dabei aber regelwidrig von Cohen von den Beinen geholt. Der fällige Elfmeterpfiff blieb aus. Spätestens ab diesem Zeitpunkt rannten die Leipziger wütender auf die Ingolstädter Hintermannschaft zu als Rentner am Monatsletzten auf die Türe der örtlichen Sparkasse vor Filialöffnung. Es half aber alles nichts. Mehr als eine Rudelbildung (Quelle Titelbild: Kicker.de) nach rüdem Foul von Leckie samt Platzverweis per Ampelkarte war nicht mehr drin. Die Leipziger verloren somit ihre weiße Weste und der FCI erfreute die ganze Liga und beschenkte sich selbst gleichzeitig mit dem ersten Heimsieg der Saison.

Gestärkt von sechs Heimsiegen im Olympiastadion in dieser Saison erwartete die Hertha aus Berlin zum Abendspiel am Samstag den SV Werder Bremen. In Anbetracht dieser Heimstärke und der schlechtesten Abwehr der Liga auf Bremer Seite schien der Ausgang der Partie schon im Vorfeld klar. Hertha Verteidiger Niklas Stark machte dann aber in einer sehr mäßigen ersten Halbzeit seinem Namen nicht alle Ehre, sondern verlor am eigenen Strafraum den Ball gegen „Maserati“ Max Kruse, der diesen dann einfach im Berliner Tor unterbrachte. Wer dann dachte, dass die Berliner in der zweiten Halbzeit aufdrehen würden, lag ähnlich falsch wie die Wahlforscher beim Brexit und der US-Präsidentschaftswahl dieses Jahr. Denn die Hertha blieb fast alles schuldig, was man diese Saison von ihr gewohnt war und die Bremer Defensive stand durchweg sicher, während die Offensiven mit Kontern immer wieder Nadelstiche setzten. Diese Akkupunktur reichte am Ende für die Einnahme der Festung Olympiastadion und verdienten drei Punkten für Werder.

Drei Punkte gab es am Sonntag Nachmittag nach zuletzt acht sieglosen Spielen auch für Borussia Mönchengladbach im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05, verdient waren diese aber keineswegs. Grund dafür war, dass der Schiedsrichter einen solch schwarzen Tag erwischte, dass selbst Raben sich beleidigt fühlen würden. Schon in der 28. Minute übersah er ein Handspiel von Strobl im Strafraum und verwehrte so den Mainzern einen verdienten Strafstoß. Da spielerisch für die Hausherren nicht viel ging, konnte das 1:0 folgerichtig nur nach einer Standardsituation fallen. So stocherte Abwehrhühne Christensen den Ball in der 76. Minute aus kurzer Distanz über die Linie. Aber auch diese Führung hätte nicht halten dürfen, denn de Blasis erzielte kurz vor Schluss den regelkonformen Ausgleich, der ihm aber zu Unrecht aberkannt wurde, weil Torhüter Sommer den Ball angeblich sicher hatte. Dem war nicht so.

Das vermeintliche Ausgleichstor durch de Blasis (Quelle: Kicker.de)

Dass Gbamin in der Schlussminute noch den an diesem Spieltag scheinbar obligatorischen Platzverweis erhielt, war nur noch eine Randnotiz, denn es blieb beim mehr als schmeichelhaften 1:0 Sieg für die Fohlen.

In Anbetracht der anderen Ergebnisse und Ereignisse des Spieltags, immerhin hatten nur in Köln beide Teams ein Tor erzielt, fünf Partien endeten mit 1:0 und sechs Spieler waren vom Platz geflogen, hätte man sich das Spiel zwischen Schalke und Leverkusen zum Abschluss des Wochenendes eigentlich sparen können. Denn die Teams wollten es dem Rest der Liga scheinbar gleich tun. Bereits in der 4. Minute verabschiedete sich Abwehrchef Naldo auf Seiten der Knappen per roter Karte wieder in die Kabine, nachdem er Chicharito in Folge eines grausamen Rückpasses von Kolasinac als letzter Mann von den Beinen holte. Nach kurzem Schock gingen die Männer in königsblau aber wieder in die Offensive um nach zwei Niederlagen binnen einer Woche gegen die Redbull Werksteams aus Leipzig und Salzburg nicht auch noch gegen die dritte Werkself zu verlieren. Da man aber die zahlreichen Konterchancen nicht nutzen konnte, kam es dann kurz vor Schluss wie es kommen musste: Calhanoglu brachte eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld in der Strafraum, wo Kießling so unbedrängt und allein zum Leverkusener Sieg einköpfen konnte, wie sonst nur Obdachlose in der Straßenbahn sitzen.

So endete der 14. Spieltag letztlich wie er enden musste: mit einem knappen Sieg und einem Platzverweis. Einzig eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters fehlte, um den Spieltag vollständig in einem Spiel zusammen zu fassen. Mal sehen, ob es nächstes Wochenende dann besinnlicher zugeht oder ob es Richtung Weihnachten noch hektischer und aggressiver wird und die Liga sich somit der Stimmung auf Deutschland Einkaufsstraßen anpasst.

 

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