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Bundesliga 13. Spieltag: Standards – Des einen Freud, des anderen Leid

Nach einer Woche, in welcher der Fußball aufgrund der tragischen Ereignisse des Flugzeugabsturzes in Kolumbien mit 71 Toten, darunter nahezu die komplette Mannschaft des brasilianischen Erstligisten Chapecoense, in den Hintergrund gerückt war, stand nun der 13. Spieltag der Fußball Bundesliga auf dem Programm. Selbstverständlich wurde in allen Stadien den Opfern und deren angehörigen mit Schweigeminuten gedacht. An dieser Stelle auch von mir ein aufbauendes Forza Chape nach Brasilien.

Nichtsdestotrotz machten die Bayern mit ihrem Gastspiel in Mainz den Auftakt zu dieser Spielrunde. Ja, richtig gelesen, der große FC Bayern muss auch mal an einem Freitagabend ran. Und scheinbar war diese Situation für den Rekordmeister so ungewohnt, dass man den Start erstmal verpennte und schon in der 4. Minute durch Cordoba in Rückstand geriet. Der Kolumbianer in Diensten der 05er entwischte dabei kurz hinter der Mittellinie Javi Martinez, der in etwa so schnell hinterher kam wie Oma am Rollator, in dem vorne die Handtasche und der kleine Jutebeutel aus der Apotheke im Körbchen liegen. Aber im klassischen Pep-System inklusive den rüstigen Flügelflitzern Rib und Rob antworteten die Bayern nur vier Minuten später in Person von Robert Lewandowski. Als Arjen Robben dann in der 21. Minuten per Kopf (!!!) das Spiel endgültig drehte, war der Drops in Mainz eigentlich schon gelutscht. Denn danach hatten die Bayern Guardiolaesk alles im Griff. Für wirkliche Aufregung sorgten nur noch zwei Szenen. Zum einen nahm Opa-Martinez im Duell mit Onisiwo, wie bereits letzte Woche gegen Leverkusen, mit voller Absicht die Hand zu Hilfe, wurde diesmal aber zurecht mit Geld bestraft. Zum anderen bekamen die Münchener in der Schlussminute noch einen Freistoß in zentraler Position zugesprochen, den Lewandowski sehenswert zum 3:1 Endstand verwandelte (Quelle Titelbild: Kicker.de). Der Pole wollte es sich einfach nicht nehmen lassen, auch im vierten Gastspiel in Mainz in Folge doppelt zu treffen. Solche Serien möchte man ja schließlich auch gerne fortführen.

Das wollten wohl auch beide Teams beim Spiel Hoffenheim gegen Köln. Die Hoffenheimer strebten auch das 13. Saisonspiel in Serie ohne Niederlage an, während der 1. FC Köln seine ungeschlagene Serie gegen Hoffenheim auch über die bisherigen 9 Spiele hinaus ausbauen wollte. So bot sich direkt ein munteres Spiel mit leichten Vorteilen für den 1. FC Köln. Dumm nur, wenn die Geißböcke ihre Chancen nicht nutzen und dann bei Standards so schlecht aufpassen wie ein Volltrunkener an Karneval auf seine Wertsachen. Nach einer Ecke übersprang Hübner Hector, köpfte an die Latte und den Rebound beförderte Sandro Wagner aus kurzer Distanz problemlos über die Linie. Danach versiebten die sonst so effektiven Kölner weiter die eignen Chancen, während Toljan das Laufduell mit Sörensen wie ein Rennen zwischen Porsche und Schwertransport aussehen ließ und noch vor der Pause auf 2:0 stellte. Dreifach bitter für den FC: der verletzungsbedingte Verlust vom deutschen Ronaldo MR7 mit einem Kreuzbandriss. Vielleicht lag es auch daran, dass es den Domstädtern in der zweiten Halbzeit nicht wirklich gelang, die Hoffenheimer Defensive unter Druck zu setzen. Stattdessen trafen Knipser Wagner erneut nach einer Standardsituation sowie der Ex-Kölner Uth noch für die Kraichgauer und sorgten so für den 4:0 Endstand. In der Summe ein verdienter Sieg für Coach Nagelsmann und seine Jungs, wenn auch etwas zu hoch. Für die Kölner hingegen ein gebrauchter Nachmittag mit einem Lazarett, dem zunehmend das Fassungsvermögen ausgeht und einem Rückschlag im Kampf um die oberen Plätze.

In diesem Kampf sah man vor der Saison sicherlich auch die beiden Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach. Nach 12 Spieltagen konnte aber nur der BVB diese Erwartungshaltung erfüllen, denn die Gladbacher dümpeln nach sieben sieglosen Ligaspielen und mageren 13 Punkten im Mittelfeld der Tabelle vor sich hin. Nach der Niederlage inklusive anschließender Standpauke des Trainers („Ein einziges Defizit“) rechnete man auf Seiten der Schwarz-Gelben mit einer Reaktion. Doch diese blieb zunächst aus, denn die chronisch auswärtsschwachen Gladbacher gingen überraschend durch Raffael in Führung. Das wollte der BVB aber nicht auf sich sitzen lassen und so antwortete Aubameyang, wer auch sonst, nur 59 Sekunden später. Als Piszczek dann nach 15. Minuten die Dortmunder Führung besorgte, war der BVB Tross nicht mehr aufzuhalten wie Jumbo Schreiner wenn er die Treppe runterfällt. Vor allem Marco Reus spielte sich in einen Rausch und zog sein ganzes Team gegen defensiv in dieser Saison gewohnt anfällige Gladbacher mit. Chancen um Chancen wurden kreiert und in der zweiten Halbzeit dann durch Dembele und erneut Aubameyang, nach Hackenvorlage des überragenden Marco Reus, schnell zum 4:1 genutzt.

Marco Reus mit dem Assist per Hacke (Quelle:Kicker.de)
Marco Reus mit dem Assist per Hacke (Quelle:Kicker.de)

Danach plätscherte die Partie nur noch vor sich hin, was den Gladbacher Defensiven sich zur Beruhigung ihrer Schwindelgefühle nach dem starken Auftritt der Dortmunder ganz recht war. So blieb es am Ende bei einem hochverdienten Heimsieg inklusive Kontakt zur Spitzengruppe für die Dortmunder während die Fohlen nun seit acht Spielen auf ein Erfolgserlebnis in der Bundesliga warten.

Ähnlich lange warten die sogenannten „Fans“ des Vfl Wolfsburg aktuell auf den ersten Heimsieg der Saison. Nach der 2:3 Niederlage gegen die alte Dame Hertha sind es nun schon 7 Heimspiele ohne Sieg für die Wölfe. Dabei ging es so gut los: Nach schöner Einzelleistung von Gerhardt köpfte Caligiuri aufa Tor, Jarstein parierte stark, aber das Knie des jungen Mayoral war zur Stelle und besorgte die frühe Führung für die Gastgeber. Diese Saison wahrlich ein Moment mit Seltensheitswert in der Autostadt. Kein Wunder, dass Plattenhardt mit einem direkten Freistoß nur vier Minuten später den Ausgleich erzielte. Wiederum nur zwei Minuten später machte der junge Seguin mit seinem ersten Bundesligator den Heimfans aber wieder Hoffnung und beendete eine wilde Phase mit der erneuten Führung für den Vfl. Diese hielt diesmal sogar ein Weilchen, aber erst glich Esswein aus bevor es dann kam, wie es kommen musste. Caligiuri verteidigte Plattenhardt im Strafraum ähnlich erbärmlich wie der VW Vorstand mit der Abgasaffäre umging und Kalou bedankte sich anschließend vom Elfmeterpunkt mit dem 3:2 Endstand für die Berliner. Wohl dem, der treffsicher aus elf Meter agiert.

Etwas neidisch wird man diesen Treffer wohl in Leverkusen beobachtet haben, denn die Werkself ist dieses Jahr bei Strafstößen in etwa so treffsicher wie ein blinder beim Dosenwerfen. Da man auch sonst den Erwartungen (mal wieder) hinterher läuft, wollte man es beim Heimspiel gegen aktuell strauchelnde Freiburger mal richtig gut machen und begann forsch und dominant. Doof nur, wenn man dann nach einer Ecke nach einer guten halben Stunde in Rückstand gerät. Trotzdem änderte sich das Bild kaum, die Leverkusener waren am Drücker, scheiterten aber ein ums andere Mal an sich selbst oder dem überragenden Schwolow im Freiburger Tor. Ich bin selbst überrascht, dass ich das Attribut „überragend“ zusammen mit dem Namen „Schwolow“ überhaupt mal verwenden würde, aber in diesem Spiel hat er es wirklich verdient. Nur Calhanoglu schaffte es an diesem Nachmittag den Teufelskerl zu überwinden und den Leverkusenern so zumindest einen Punkt im Schatten des Bayerwerks zu sichern. Es hätten sehr wohl auch drei werden können, denn es gab in der 88. Minute Elfmeter, als der eingewechselte Bulut unmittelbar nach Betreten des Platzes erstmal im Strafraum umher fuhrwerkte und Wendell erwischte. Aber in Leverkusen scheint man nichts von solchen Chancen zu halten, denn Chicharito entschied sich dafür, den Strafstoß so erbärmlich zu vergeben, dass das Pädikat „schlechtester Elfer der Bundesliga“ durchaus angebracht ist.

Schwolow pariert gegen Bayer (Quelle: Kicker.de)
Schwolow pariert gegen Bayer (Quelle: Kicker.de)

So blieb es letztlich bei einer Punkteteilung, mit der die Breisgauer definitiv an diesem Nachmittag besser leben konnten als die feiner Herren aus Leverkusen.

Von feinen Herren war man dann beim Spiel zwischen Werder Bremen und dem FC Ingolstadt wohl ähnlich weit entfernt wie Lothar Matthäus von einem seriösen Trainerengagement. Hier stand viel mehr der reine Existenzkampf im Mittelpunkt. Die Bremer verließen sich dabei auf ihre potent besetzte Offensive mit Kruse, Pizarro und Gnarby und wurden nicht enttäuscht. Nach maßgeschneiderter Flanke von Bartels vollstreckte Maserati Max aus kurzer Distanz zur Bremer Führung. Diese sollte bis nach der Pause halten, bis Suttner für den erneut ansprechend aufspielenden FCI per direktem Freistoß den Ausgleich besorgte. Im Gegensatz zu den letzten Wochen gelang es den Jungs vom Weserstrand aber diesmal den eigenen Laden zusammen zu halten und weiter nach vorne zu spielen. Der Preis war die erneute Führung in der 76. Minute durch den starken Bartels, der den Ball zusammen mit Claudio Pizarro ins Tor kämpfte. In der heißen Schlussphase kamen die Schanzer dann zwar noch zu guten Chancen, es blieb aber beim nicht unverdienten Heimsieg für Werder, der durchaus als Zeichen im Abstiegskampf gewertet werden kann.

Solche Zeichen waren dann im Abendspiel dieses Samstags nicht notwendig, denn mit Abstiegskampf haben weder RB Leipzig noch der FC Schalke 04 etwas zu tun. Während der Aufsteiger ganz oben mitmischt, hat sich Schalke durch starke Wochen von ganz unten bis ins sichere Mittelfeld gekämpft und schielt nun nach oben. Geschielt hat scheinbar auch Schiri Dankert, als er nach gerade einmal 20 Sekunden auf Strafstoß für Rasenballsport entschied. Werner war schneller als Naldo, stolperte den Ball dann an Keeper Fährmann vorbei ins Aus und ging zu Boden. Elfmeter war die Entscheidung des Unparteiischen und damit lag er komplett daneben.

Die Schwalbe des Wochenendes (Quelle: Kicker.de)
Die Schwalbe des Wochenendes (Quelle: Kicker.de)

Eine Berührung zwischen Torhüter und Werner gab es nicht und auch der vorangegangene kurze Kontakt mit Naldo brachte den Stürmer nicht aus dem Tritt – eine ganz klare Schwalbe, wie alle Beteiligten sahen bzw wussten, nur der Schiedsrichter nicht. Scheinbar hatte Red Bull auch Timo Werner in dieser Situation Flügel verliehen. Der Gefoulte verwandelte anschließend locker zur Leipziger Führung und war ich wohl schon des Shitstorms bewusst, der ihn nach dem Spiel erwarten würde. Die Schalker wirkten nach dieser Situation geschockt, kamen dann aber besser ins Spiel und schafften durch Kolasinac den verdienten Ausgleich nach einer guten halben Stunde. Direkt nach Wiederanpfiff war eben dieser Kolasinac dann sogar noch ein zweiter Mal erfolgreich, allerdings ins eigene Tor. Per Kopf verlängerte er einen Forsberg Freistoß ins eigene Netz. Von diesem Nackenschlag erholten sich die Knappen nicht mehr und kamen so gegen äußerst stabil und souverän wirkende Leipziger nicht mehr zu einem Erfolgserlebnis. Die Leipziger eroberten so die Tabellenführung vom FC Bayern zurück und blieben auch im 13. Spiel ihrer Bundesligageschichte ungeschlagen während man sich beim FC Schalke nach zuletzt zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage mal wieder an den Geschmack des Verlierens gewöhnen muss.

An diesen Geschmack haben sich die Protagonisten des zweiten Kellerkrimis des Spieltags wohl schon lange gewöhnt. Am Sonntag trafen nämlich mit dem SV Darmstadt 98 und dem Hamburger SV (Gerüchten zufolge steht dies mittlerweile für Serienversager) zwei Teams aufeinander, die bisher diese Saison alles andere als erfolgreich sind. Die Lilien warten seit nunmehr fünf Ligaspielen auf einen Sieg während der HSV gerne überhaupt mal gewinnen würde.

Not gegen Elend in Darmstadt (Quelle: Kicker.de)
Not gegen Elend in Darmstadt (Quelle: Kicker.de)

Und man höre und staune: dies gelang den Hanseaten. Mit einer couragierten Leistung in einem Spiel, dass mit Fußball in etwa so viel zu tun hatte wie weibliche Denkprozesse mit Logik, schafften die Hamburger durch Tore von Gregoritsch und Ostrzolek den ersten Dreier der Saison und sind nun sogar seit drei Spielen ungeschlagen. Wenn das mal nicht der direkte Weg nach Europa ist. In Darmstadt hingegen wird es langsam immer dunkler. Wenn man nun sogar einen solchen Abnutzungskampf gegen des HSv verliert, gegen wen will man dann überhaupt noch punkten? Coach Norbert Meier jedenfalls wird diese Frage nicht mehr beantworten müssen, denn er wurde nach dem Spiel von seinen Pflichten entbunden. Mal sehen, wer die Hobbytruppe aus Hessen nun in den Abgrund führen darf.

An eben diesem Abgrund stand am Ende der letzten Saison auch die Eintracht aus Frankfurt, bevor man sich in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg durchsetzen und so die Klasse halten konnte. In diesem Jahr sieht die Welt ganz anders aus, denn die Eintracht tritt souverän auf und spielt durchaus oben mit. Dementsprechend ging man gegen den FC Augsburg in deren Zuhause auch durch Hrgota früh in Führung. Allerdings wollten die bayrischen Schwaben sich damit nicht zufriedengeben, immerhin war man seit drei Spielen ungeschlagen. So gelang Ji noch vor der Pause der sehenswerte Ausgleich. Bis zur 66. Minute kamen noch beide Teams in einem munteren Spiel zu Chancen, bevor man sich dann stillschweigend auf das unentschieden einigte. Die Begegnung plätscherte dann nur noch vor sich hin, Torchancen wurden zur Mangelware wie Einhorn-Duschgel bei dm. So blieb es, wenig verwunderlich, beim schiedlich friedlichen 1:1, womit wohl keins der beiden Team wirklich unzufrieden war.

Damit war dann auch die 13. Runde dieser Saison vorbei. Unter der Woche steht nun mal wieder Europapokal an bevor es nächstes Wochenende weitergeht mit Schmankerln wie Köln gegen Dortmund oder auch Freiburg gegen Darmstadt *gähn*. Bis dahin natürlich ein herzliches gut Kick!

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