Die Saison 2016/2017 ist mittlerweile richtig in Fahrt und so ist es nur logisch, dass nach dem DFB Pokal unter der Woche nun die Clubs im Ligaalltag wieder ran mussten. Mit teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Den Auftakt machte diesmal am Freitagabend die Frankfurter Eintracht mit ihrem Gastspiel im Borussiapark zu Mönchengladbach. Die Fohlen, zuletzt drei Ligaspiele in Folge sieg- und torlos, wollten an ihre altbekannte Heimstärke wiederfinden und endlich wieder den Ball im Netz unterbringen während die Eintracht nach dem überzeugenden 3:0 in Hamburg auf den nächsten Auswärtspunkt spekulierte. Eine kuriose Szene sagte dann alles über die Qualität des Spiels: Schiedsrichter Zwayer pfiff nach 44 Minuten und 49 Sekunden zur Halbzeit. Er hatte von dem Elend scheinbar genug gesehen. Da auch die zweite Halbzeit, mit Ausnahme weniger Halbchancen und eines Zauberreflexes von Hradecky gegen einen Schuss von Wendt, nicht wirklich besser wurde, blieb es letztlich bei einem verdienten 0:0, dass sich definitiv auch wie ein 0:0 anfühlte. Frankfurt bleibt somit weiter äußerst stabil während Gladbach auch im vierten Ligaspiel in Folge auf ein Erfolgserlebnis wartet.
Deutlich länger, nämlich seit nunmehr 9 Spielen, wartet der FC Ingolstadt auf das erste Erfolgserlebnis der laufenden Saison. Denn auch in Mainz gab es für die Schanzer nichts zu holen. Schon in der ersten Halbzeit hätten die 05er einen Elfmeter bekommen können, als Hartmann fahrlässig sein Bein im Strafraum stehen ließ. Der Schiedsrichter ließ Gnade vor Recht ergehen, sodass Moritz Hartmann, letztes Jahr der große Elfmeter-Fan der Ingolstädter, sich wohl gezwungen sah, zu noch offensichtlicheren Maßnahmen zu greifen und Brosinski im Strafraum an der Schulter festhielt. Der Schiri tat ihm diesmal den gefallen und Malli bedankte sich mit dem 1:0. Im Anschluss gab es Chancen hüben wie drüben, allerdings machte Joker Öztunali kurz vor Schluss mit dem 2:0 den Deckel drauf. Mainz bleibt so im Mittelfeld der Liga während der FCI weiter im Keller festsitzt.
Gesellschaft leistet dort unten weiterhin der Vfl Wolfsburg. Vor dem Duell der kriselnden Werksclubs gegen Bayer Leverkusen richteten die Wolfsburger „Fans“ (ja, sowas scheint es wirklich zu geben) einen eindeutigen Appell an ihr Team.
Und diese Aufforderung schien anzukommen, denn unter den Augen des in einer Loge eingesperrten Roger Schmidts, dem Ordner selbst weit vor dem Spiel den Zutritt in den Innenraum verwehrt hatten, gingen die Wölfe tatsächlich in Führung. In einem schwachen, zerfahrenen Spiel sollte diese bis zur 79. Minute halten, ehe erst Mehmedi und dann Tin Jedvaj binnen 4 Minuten die Wolfsburger Herrlichkeit zerstörten. Die große Chance zum Ausgleich ließ schließlich Yannick Gerhardt nach Kopfballvorlage vom aufgerückten Keeper Benaglio liegen. Dass der Torhüter eine solche Großchance vorbereiten muss, sagt einiges über die Wolfsburger Saison, die man durchaus überraschend zunächst auf dem enttäuschenden 16. Tabellenplatz fortsetzt während Leverkusen sich, zumindest was das Ergebnis angeht, vom peinlichen Pokalaus gegen Lotte erholt.
Apropos Pokal. Dort trafen unter der Woche bereits der FC Augsburg und der FC Bayern München aufeinander. Das Spiel in München entschied der Rekordmeister mit 3:1 für sich. Wieso etwas ändern, dachten sich wohl beide Teams, sodass auch das Ligaspiel in Augsburg mit 3:1 für den FC Bayern endete. Lewandowski und Robben sorgten bereits früh für klare Verhältnisse, wobei ich mir immer wieder die Frage stelle, wieso es niemandem gelingt, Arjen Robben daran zu hindern, nach innen zu ziehen. Seit jeher baut er den Robben und es klappt immer wieder. Ein Fall für Galileo Mystery, wenn man mich fragt. Seis drum, die in dieser Saison doch überraschend anfällige Bayern Abwehr ließ dann noch den Ehrentreffer durch Koo zu, hielt sich ansonsten aber schadlos. Wenig überraschendes also in Augsburg.
Anders dagegen sah es am Wochenende in Bremen aus. Dort gastierte der bisher freundliche weil auswärts punktlose Gast aus Freiburg und bei Werder hatte man sicherlich einen Punktgewinn fest eingeplant. Dumm nur, wenn die eigene Defensive sich als Mischung aus schweizer Käse und Hühnerhaufen präsentiert und jegliche Bundesligatauglichkeit vermissen ließ. Erst lässt man Maximilian Philipp fröhlicher zum Strafraum marschieren und einnetzen als ein Kind, das auf die Kirmes geht. Dann hält Stürmer Mané im eigenen Strafraum Karim Guede bei der Bewegung Richtung Eckfahne so offensichtlich am Trikot fest, dass selbst ein Blinder mit Gehstock auf Elfer entschieden hätte. Was hätte Guede machen sollen? Den Ball ins Tor zaubern? Ein selten dämlicher Elfmeter und ein verdientes 2:0 für Freiburg zur Pause. Garcia brachte die Bremer nach einer schönen Kombination zwar nochmal heran, aber Tarashaj machte mit einem abgefälschten Schuss aus 16 Metern den Sack zu. Bremen verteilt somit weiter freundlich Geschenke an Liga-Neulinge und bleibt im achten Spiel in Folge gegen einen Aufsteiger sieglos. Der SCF hingegen steht mit 15 Punkten nach 9 Spieltagen für einen Aufsteiger mehr als gut dar.
Verrückt nur, dass es einen noch besseren Aufsteiger gibt, genauer gesagt sogar den besten Aufsteiger aller Zeiten. RB Leipzig nämlich bleibt auch nach 9 Spieltagen ungeschlagen und Bayern-Jäger Nummer 1. Die Bullen setzten sich hochverdient gegen vor allem Offensiv erschreckend schwache Darmstädter durch, die in 90 Minuten keinen gefährlichen Torschuss zustande brachten. Stattdessen haben sie es geschafft, sich in Person von Jungwirth und Gondorf gegenseitig umzutreten.
Die Leipziger hingegen zogen ihr Spiel im Stile einer Spitzenmannschaft durch und gewannen hochverdient durch den Doppelpack des frisch genesenen Sabitzers. Während die fußballerische Limitiertheit der Lilien immer offensichtlicher wird, setzen sich die Rasenballsportler zunehmend oben fest.
Dort sehen sich selbst auch Borussia Dortmund und der FC Schalke 04, die im Revierderby am Samstag Abend aufeinander trafen (Quelle Titelbild: Bild.de). In einem qualitativ mäßigen, dafür aber von beiden Seiten sehr hart und teilweise unfair geführten Spiel hatten die Schalker zunächst Vorteile, konnten diese aber nicht in etwas zählbares ummünzen. Vor allem Sead Kolasinac bewarb sich schon früh um eine gelbe Karte, haute aber sowohl hinten als auch vorne alles rein und verschaffte sich und seinem Team so durchaus Respekt. Die Dortmunder standen den Mannen aus Gelsenkirchen in Sachen Härte aber in Nichts nach, versuchten aber in der zweiten Halbzeit ihre technische Überlegenheit mehr in die Waagschale zu werfen. Da die entstehenden Chancen allerdings vergeben bzw. von Schalke rigoros auf der Linie geklärt wurden, blieb es am Ende beim 0:0, was beiden Teams nicht wirklich weiterhilft. Vor allem Dortmund bleibt das vierte Ligaspiel in Folge sieglos und verfällt, wie die andere Borussia aus Mönchengladbach, in eine kleine Herbstdepression. In jedem Fall aber ein bwin-Topspiel, was dem Namen nicht gerecht wurde.
Das wahre Topspiel, zumindest was die Tabellenpositionen angeht, fand am Sonntag Nachmittag in Sinsheim statt, wo die TSG Hoffenheim auf Hertha BSC Berlin traf. Für die alte Dame, nach dem Heimspiel letztes Wochenende gegen den 1. FC Köln, die zweite richtig harte Nuss in Folge. Und diese sollte sich für die alte Dame als zu hart erweisen. Die erneut durch Jungcoach Nagelsmann optimal eingestellten Hoffenheimer ließen die Berliner zu keiner Zeit wirklich zur Entfaltung kommen und gingen durch Abwehrhühne Süle verdient in Führung, nachdem zuvor bereits ein Kopfball von eben diesem durch Lustenberger von der Linie gekratzt wurde. Die Berliner mühten sich vergeblich, sodass die Führung bis zum Ende Bestand hatte. Für die Berliner ist diese Auswärtsniederlage ein kleiner Dämpfer im Kampf um die Spitze, wo sie sich selbst aber überhaupt nicht sehen. Für Hoffenheim hingegen bedeutet der fünfte Sieg in Serie den endgültigen Anschluss an die Spitzengruppe.
Diesen Anschluss wollte zum Abschluss des Spieltages auch der 1. FC Köln halten. Wer bietet sich nach der unglücklichen Niederlage in Berlin als Gegner da besser an als der quasi dauerhaft kriselnde HSV? Der Effzeh lief, wie mittlerweile zu dieser Zeit gewohnt, im neuen Karnevalsdress auf während die Hamburger sich scheinbar für ihre Telekom-Leibchen aus dem Sportunterricht entschieden.
Zunächst sah es dann aber nicht so aus, als wären die Hamburger das erwartete Kanonenfutter, denn sie schafften es, in Zusammenarbeit mit dem Schiedsrichtergespann, das Niveau der Partie dem eigenen Leistungsvermögen anzupassen. Die wenigen Chancen auf beiden Seiten entstanden durch Mithilfe von Gevatter Zufall, bis Aston Götz, ein Mitglied der wenig erstligareifen Viererkette der Hamburger, den flinken Osako im Strafraum zu Fall brachte und der Schiedsrichter zu Recht auf den Punkt zeigte. Modeste allerdings hämmerte den Strafstoß an den Pfosten, sodass es mit 0:0 in die Kabine ging. Die zweite Hälfte schien zunächst nur wenig besser zu werden, nahm dann aber rasanter Fahrt auf als ein übergewichtiges Kind in der Skischule. Zunächst spielte der eingewechselte Zoller mit seinem ersten Ballkontakt einen katastrophalen Fehlpass ins Zentrum, sodass der sonst extrem starke Höger sich nur mit einem taktischen Foul helfen konnte. Da er schon verwarnt war, hätte er hier eigentlich vom Platz fliegen müssen. Aber der Schiedsrichter blieb seiner schwachen Linie treu und es ging weiter. Kurz darauf durfte dafür dann Bobby Wood, bisher einziger Torschütze des HSV in dieser Saison, vorzeitig zum Duschen, nachdem er Glöckner-Heintz den Ellbogen in den Magen geschlagen hatte. Drei Minuten später besorgte Modeste dann gegen dezimierte Hamburger nach Vorlage von Zoller mit deinem Schnürsenkel das 1:0 und der HSV war geschlagen. Die Geißböcke übernahmen das Spiel komplett, kombinierten gefällig wie man es diese Saison von ihnen kennt und kamen durch zwei weitere Modeste Tore, beide nach Vorlage von Marcel „Cristiano“ Risse, am Ende zu einem klaren 3:0 Heimsieg. Während man in Köln trotz Platz 4 und 18 Punkten nach 9 Spielen Gelassenheit ausstrahlt und die Situation nüchtern einzuordnen weiß, leidet man in Hamburg scheinbar an absolutem Realitätsverlust. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass Markus Gisdol von einem guten Auswärtsspiel und Dukaten Diddi Beiersdorfer von einer Ergebniskrise sprechen. Die nackten Zahlen sagen etwas anderes: 9 Spiele, kein Sieg, 2 Punkte, 2:18 Tore, seit 662 Minuten ohne Tor, mehr Platzverweise als Tore, fünf verursachte Elfmeter und an Harmlosigkeit nach vorne kaum zu unterbieten. Aber vielleicht endet diese „Ergebniskrise“ ja schon nächstes Wochenende und der HSV startet die Aufholjagd Richtung Champions League. Es kommt ja nur Borussia Dortmund in den Volkspark…
Sehr informativ 🙂
Wo bleibt der 10. Spieltag?