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Bundesliga 5. Spieltag: Dukaten Diddi und sein Sündenbock

5. Spieltag, drittes Spiel binnen einer Woche, so schmeckt die englische Woche in der Bundesliga (also deutlich besser als englisches Essen). Den Anfang machte dabei die Tormaschine von Borussia Dortmund mit einem Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Freiburg. Nach den letzten Schützenfesten des BVB erwarteten die Fans einige Tore, geliefert wurden aber „nur“ 3 sowie das Heimcomeback vom kleinen dicken Jungen Mario Götze. Wirklich gefährdet war dieser Sieg nie, allerdings fiel die endgültige Entscheidung erst in der Nachspielzeit. Die Niederlage der Dortmunder gegen Leipzig darf also getrost als Ausrutscher betrachtet werden, seitdem spielt das Team von Thomas Tuchel alles sehr souverän durch.

Ähnlich souverän bestritt auch Borussia Mönchengladbach mal wieder ein Heimspiel. Auf dem heimischen Acker taten die Fohlen sich zwar erstaunlich schwer gegen mutige Ingolstädter, behielten aber trotzdem mit 2:0 die Oberhand und sind daheim weiter eine Macht. Die Schanzer warten hingegen weiterhin auf dem ersten Saisonsieg. Wie erwartet wird die Saison deutlich schwerer als die letzte.

Gleiche Erwartungen hatte man auch vor der Saison in Darmstadt und sieht sich bestätigt. In einem schwachen Bundesligaspiel verloren die Lilien verdient gegen den FC Augsburg und ließen im Spiel erneut jegliche Bundesligatauglichkeit vermissen. Die Ampelkarte für Guwara kurz vor der Pause gab letztlich den Ausschlag zu Gunsten der Augsburger, die mit ihrer Leistung aber auch alles andere als zufrieden sein dürften. Darmstadt bleibt so bei 4 Punkten wobei man sich wirklich fragen muss, wie das Team die geholt hat.

Die selbe Frage kann man sich auch über den 3:2 Last Minute Sieg der Leverkusener in Mainz stellen. In 90 Minuten kein Mal geführt und am Ende trotzdem gewonnen. Wieso? Weil die kleine Erbse dreifach geknipst hat. Drei mal Chicharito in der Manier eines klassischen Mittelstürmers. Die Zuhause erlittene Handverletzung vom Saisonbeginn, man kann nur mutmaßen was der kleine Mexikaner angestellt hat, scheint ihn nicht mehr zu behindern. Mainz hingegen steht nach einem kräftezehrenden Spiel mit leeren Händen da. Als hätte man nen Berg erklommen um die Aussicht zu genießen und steht dann im Nebel – ernüchternd.

Dieser Ernüchterung herrschte sicherlich auch bei Spielern und Fans von Hertha BSC, als man in der 92. Minute den Ausgleich in Frankfurt hinnehmen musste. In einem fulminanten Spiel mit Chancen auf beiden Seiten sahen die Herthaner schon wie der sichere Sieger aus, als in der Nachspielzeit der jamaikanische Verteidiger auf Seiten der Frankfurter, Michael Hector, den Ball zum späten Ausgleich über die Linie drückte. Ob der Mann auch irgendwann noch seinem Job als Verteidiger in der Fußball Bundesliga nachkommt? Bisher stehen in seiner Frankfurter Vita zwei schelle Platzverweise und nun ein Tor zu Buche. Aber vielleicht verteidigt man so im Land der Fußballgroßmacht Jamaika.

Eine ähnliche Großmacht im Fußball ist derzeit der HSV. Der Bundesligadino zeichnet sich bisher durch desolate Auftritte in der Liga aus und am Wochenende kamen ausgerechnet die Überbayern zum mutmaßlichen Abschiedsspiel für Bruno Labbadia (Titelbild Quelle: 11Freunde.de), immerhin Hamburger des Jahres 2015. Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder: der HSV spielte engagierte, wirkte perfekt auf den Gegner eingestellt und nicht wenige Zuschauer rieben sich verwundert die Augen, dass es im Tor von Rene Adler nicht so oft klingelte wie in der Kasse eines Kioskbesitzers auf der Reeperbahn am Wochenende. Aber als man begann wirklich an einen Punktgewinn zu glauben, machten die Bayern eben Bayernsachen: Ein Pass wie ein Gemälde von Thiago auf Glöckner Franck, der nach einem omamäßigen Wangenkniff gegen Nicolai Müller eigentlich schon nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen, Zuspiel quer durch den Strafraum auf Kimmich und die HSV-Herrlichkeit war vorbei. Trotz der 0:1 Niederlage gab es Applaus und Zuspruch für Team und Trainer von den Rängen – eine Situation mit Seltenheitswert in Hamburg. Trotzdem verweigerte Sportchef Dietmar „Dukaten Diddi“ Beiersdorfer ein klares Statement zu Labbadia, nur um mit ihm dann wie ein feiger Teenie am Sonntag per Telefon mit ihm Schluss zu machen. Wenn man sich auf dem Platz vernünftig präsentiert, muss man wenigstens ein mieses Bild in der Öffentlichkeit abgeben, ist ja klar. Kein Wunder, das Markus Gisdol als neuer Trainer freiwillig nur einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben hat – immerhin einer, der mal vernünftig plant.

Markus Gisdol galt auch als heißer Kandidat für den vakanten Trainerposten in Bremen. Dieser wird aber wohl vorerst weiterhin von Alexander Nouri warm gehalten, der nach einer fulminanten Schlussphase den ersten Saisonsieg gegen erschreckend schwache Wolfsburger feiern durfte. Die Bremer überzeugten kämpferisch und mit starker Moral und drehten das Spiel so in der Schlussminute nach Rückstand zum 2:1 Endstand. Durchaus also auch ein sportliches Argument für die Weiterbeschäftigung von Nouri. Aber wer weiß, was Frank Baumann ausheckt – vielleicht ist Bruno Labbadia schon auf dem Weg von der einen in die andere Hansestadt.

Womöglich wartet er aber auch auf den nächsten Zug nach Gelsenkirchen, wo auf Schalke derzeit dickere Luft herrscht als es im Ruhrgebiet eh schon der Fall ist. Nach der 5. Niederlage in Serie und dem Fall auf Platz 18 sind die Knappen mal wieder meilenweit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Auf Facebook wird sogar schon fleißig zur Schalker Abstiegsfeier eingeladen:

schalke-abstieg

Ob es letztlich so weit kommt, ist bei der Qualität des Kaders mehr als fraglich. Nach dem 1:2 in Hoffenheim, bei dem man erneut eine Führung verspielt hat und bei beiden Gegentoren tatkräftig mithalf, sollte Markus Weinzierl aber langsam mal eine Lösung für das Leistungsproblem finden. Denn sonst wird auch die neue Geduld auf Schalke auf eine sehr harte Probe gestellt.

Eine andere Stimmungslage herrschte dann zum Abschluss des Spieltags in Köln, wo der aufblühende FC auf die starken Bullen aus Leipzig traf. Aufgrund einer Sitzblockade gegen des leipziger Mannschaftsbus begann das Spiel mit 15 minütiger Unterbrechung und wurde durchgehend von Schmähgesängen und Plakaten gegen RB Leipzig begleitet.

Quelle: Kicker.de
Quelle: Kicker.de

Man kann vom Projekt RB Leipzig halten was man will, aber wieso erkennt man nicht einfach die Leistung der Spieler auf dem Platz an, die auch beim leistungsgerechten Remis in Köln phasenweise stark aufspielten? Und wieso protestieren bundesweit so viele „Fans“ gegen einen Fußballverein anstatt den Mund gegen Rechtsextremismus oder das Erstarken der AfD aufzumachen? Die Fragen sollte man sich mal stellen, Tradition hin oder her.

So hatte auch der 5. Spieltag der Saison wieder einiges zu bieten. Bemerkenswert ist dabei, dass weiterhin vier Teams (Bayern, Köln, Leipzig und Hoffenheim) ungeschlagen sind. Genauso viele Mannschaften, nämlich Schalke, Darmstadt, Ingolstadt und Hamburg, teilen sich das gleiche sehr maue Torverhältnis von 2:10. Und drei Teams warten immer noch auf den ersten Dreier der Saison. Welche dieser Serien auch nach dem nächsten Wochenende Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Aber eins ist schonmal sicher: Langweilig wird es nicht.

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