Endlich mal eine volle Dröhnung Bundesliga! Kaum ist das torreiche Wochenende vorbei, standen schon die nächsten neun Spiele in den Startlöchern, um dem geneigten Fan die Woche zu versüßen. Was will man mehr?
Im Falle von Julian Nagelsmann gab es auf diese Frage wohl eine ganz klare Antwort: den ersten Hoffenheimer Sieg gegen den FC Bayern in der Bundesliga. Und obwohl die Bayern zuletzt besser in Form waren als die Beachboys in Miami, wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Das lag vor allem daran, dass die Hoffenheimer vom Anpfiff weg den Bayern überfielen, als wären sie Teenies und die Bayern ein Regal mit Einhornduschgel. Der erneut starke Kramaric belohnte die Gastgeber dann für diesen Mut per Fernschuss, bei welchem Ersatzkeeper Ulreich weniger wie ein Torhüter aussah und mehr wie jemand, der im Wald versucht Schmetterlinge zu fangen.
Nach der Pause hatten die Bayern ihren Rotations-Drehwurm (aus der Startelf vom Wochenende fanden sich nur noch vier Spieler auf dem Platz wieder) abgeschüttelt und übernahmen die Kontrolle. Das Spiel wurde zunehmend einseitig, allerdings vergab der Rekordmeister mehr Chancen als die Heilsarmee Decken an Obdachlose. Da auch Torhüter Baumann auf Seiten der Kraichgauer einen Sahnetag erwischte, blieb es am Ende beim knappen Sieg und der ersten Niederlage der Münchener seit dem Mauerfall, zumindest gefühlt. Die Hoffenheimer hingegen unterstrichen mit dieser Leistung nochmals nachdrücklich ihre Ambitionen auf die direkte Championsleague Qualifikation.
Einer der Konkurrenten um die begehrten Plätze zwei und drei ist dabei Borussia Dortmund. Der BVB empfing am Dienstag Abend im heimischen Tempel den Hamburger SV, seinerseits immerhin seit vier Spielen ungeschlagen. So entwickelte sich auch von Beginn an eine muntere Partie, bei denen vor allem die Abwehrreihen auf beiden Seiten ähnlich viele Fehler machten wie ein Legastheniker beim Diktat. In der 13. Minute ließ sich dann auch Keeper Adler anstecken, als er sich beim Freistoß von Castro katastrophal verzockte und der Ball im Torwarteck einschlug. Bei dieser Führung sollte es dann bis in die 81. Minute bleiben, weil vor allem der überlegene BVB mit Chancen wucherte wie Unkraut in Terassenfugen. Aber auch die Gäste aus dem Norden hatten ihre Chancen, vor allem Bobby Wood hatte einige gute Möglichkeiten, agierte allerdings im Abschluss leider wie ein Holzkopf. Daher war es an der potenten Dortmunder Offensive, den Deckel auf das Spiel zu machen. Erst servierte Aubameyang mustergültig für Kagawa zum 2:0, bevor dieser sich per Steilpass bei Auba revanchierte und dem treffsicheren Paradiesvogel das 3:0 ermöglichte.
Mit diesem Endstand feierte Dortmund seine zweijährige Ungeschlagenheit in der heimischen Arena, verlor man zuletzt schließlich vor 34 Heimspielen eine Bundesligapartie. Der HSV hingegen kann sich mal wieder nicht entscheidend von seinem geliebten Relegationsplatz distanzieren.
Wie das gelingt, zeigte zuletzt sehr eindrucksvoll der Nordrivale aus Bremen. Die Werderaner walzten durch die Liga, wie eine Lawine und wer sich ihnen in den Weg stellte, hatte wenig zu lachen. Nun versuchte sich der FC Schalke daran, den Grün-Weißen Schnellzug zu bremsen und zunächst schien es so, als könnte es gelingen. Die Knappen gaben den Ton an wie die Supernanny. Doch würde man derzeit das Wort „Effizienz“ im Duden nachschlagen, fände man dort höchstwahrscheinlich ein Mannschaftsfoto des SVW. Denn mit der ersten wirklichen Torchance nickte Gebre Selassie in der 24. Minute eine anspruchsvolle Junuzovic Flanke zur Führung in die Maschen. Danach übernahmen dann erneut die Gäste aus dem Ruhrpott das Kommando, während sich Werder zurücklehnte wie in der Hängematte im Garten und sich auf die zuletzt starke Defensive verließ. Schalke blieb am Drücker, fand aber nicht wirklich die nötige Lücke. Bremen hingegen streute lediglich den ein oder anderen Konter ein wie ein Koch eine Prise Salz und hatte damit ebensolchen Erfolg. In der 75. Minute spielte Weltmeister Höwedes im eigenen Strafraum Gärtner, mähte dabei Bartels um und lud so per Elfmeter zur Vorentscheidung ein. Maserati Max übernahm erneut Verantwortung und stellte auf 2:0 für die Gastgeber.
Fünf Minuten später kombinierten sich Kruse und der junge Eggestein dann durch die löchrige Schalker Hintermannschaft, der ehemalige Skandalprofi flankte schließlich auf den Jungspund und der köpfte problemlos zum 3:0 Endstand ein. Werder setzt also den Höhenflug fort und bleibt heiß wie Frittenfett, während Schalke nun die Verbrennungen pflegen und erneut den Blick nur sehnsüchtig auf die internationalen Plätze richten kann.
Nicht nur sehnsüchtige Blicke, sondern ein direktes Duell um eben diese Plätze gab es derweil in Köln, wo der FC die Eintracht aus Frankfurt empfing. Trotzdem war es in der Domstadt gleichermaßen ein Krisentreffen, denn Frankfurt wartete seit sieben Spielen auf einen Dreier und auch der 1.FC Köln konnte im gleichen Zeitraum nur einmal gewinnen. Den besseren Start in ein schwaches Spiel erwischte dann die Eintracht. Vor allem Rebic war ein ständiger Unruheherd und hatte die Führung auf dem Kopf bzw auf dem Fuß, als er erst die Latte und dann die Qualitäten von Keeper Time Horn testete. Die Geißböcke ihrerseits waren offensiv so bissig wie ein Schmetterling – es kam nämlich überhaupt nichts und das unter den Augen der Bundeskanzlerin. Trotzdem waren es die Gastgeber, die in der 53. Minute in Führung gingen. Rausch brachte eine seiner unterirdischen Flanken mal wieder nicht annähernd zum Mitspieler, Abraham klärte aber genau in die Füße von Jojic, der flach abzog und mit Hilfe seines Kumpel Pfosten das 1:0 markierte.
Dabei blieb es dann auch, denn der FC spielte das hinten ruhig zu Ende wie Opa auf Beruhigungsmitteln, ohne jedoch selbst noch den Versuch zu starten, das Ergebnis zu erhöhen. Unter dem Strich blieb am Ende ein glücklicher Sieg, der den Kölnern im Schneckenrennen um Europa zunächst die Poleposition einbrachte.
Das lag auch daran, dass die Hertha mal wieder das tat, was sie in dieser Spielzeit und insbesondere in der Rückrunde gerne tut: auswärts verlieren. Diesmal gelang dies in Gladbach, wo Stürmerstar Raffael zwar einen Doppelpack schaffte, aber gar nicht auf dem Platz stand. Das brasilianische Fohlen war nämlich Vater von Zwillingen geworden und fehlte daher im Kader. Die Berliner pfiffen allerdings selbst personell aus dem letzten Loch und hatten so kaum eine Chance, die von Beginn an galoppierenden Fohlen einzufangen. Nach 16 Minuten war es dann der Gladbacher Debütant Benes, der mit einem schönen Fernschuss sein erstes Bundesligator erzielte und sein Team so in Führung brachte.
Aber auch danach spielte eigentlich nur die Borussia. Vor allem nach der Pause brannten die Gladbacher offensiv ein Feuerwerk ab, scheiterten aber ein ums andere Mal an Jarstein oder dem Pfosten. Die Hertha hingegen lief das gesamte Spiel nur hinterher wie ein Hund, der Autos auf der Straße jagd. Trotzdem hatten die Gäste den Ausgleich kurz vor dem Abpfiff auf dem Fuß, aber Stocker scheiterte zwei Meter vor dem Gehäuse an sich selbst. So blieb es beim hochverdienten Sieg für die Hausherren, die so nochmal näher an die begehrten Plätze 5 und 6 herankamen.
Unter dem dritten Trainer in dieser Saison, Andries Jonker, hat auch der VfL Wolfsburg zuletzt wieder in diese Tabellenregionen geschielt, nachdem es sowohl spielerisch als auch von den Ergebnissen her deutlich bergauf ging. Gegen den SC Freiburg war daher ein Heimsieg fest eingeplant und so präsentierten sich die Wölfe auch. Direkt zu Beginn stand Mario Gomez im Strafraum so blank wie ein Nudist im Stadtpark, nahm den Ball an und schob ihn mustergültig neben den Pfosten – nur leider nicht über die Torlinie sondern ins Aus. Danach war es die komplette erste Halbzeit Einbahnstraßen-Fußball in Richtung des Freiburger Tores. Einzig der ball wollte nicht ins Netz, sodass es mit dem 0:0 in die Pause ging.
Nach der Pause hielten sich dann beide Teams weiterhin an die scheinbar in Wolfsburg geltenden Verkehrsregeln, denn nun spielte ausschließlich Freiburg auf das Tor der Gastgeber. Wolfsburg hingegen scheint in der Kabine Opfer einer plötzlichen Amnesie geworden zu sein, denn die Ideen im Offensivspiel waren wie weggeblasen. So verwunderte es dann nicht wirklich, dass der SCF in der 78. Minute nach einer schönen Kombination zwischen Petersen und Niederlechner durch letztgenannten in Führung ging und das Spiel somit für sich entschied. Die Breisgau-Bubis schickten den VfL so zurück in den Abstiegskampf und kletterten selbst mit 38 Punkten ganz nah ran an Europa.
Den Platz im internationalen Geschäft schon so gut wie sicher hat derweil RB Leipzig. Die Bestie unter den Aufsteigern ist klar auf Kurs Championsleague und wollte sich dabei auch von den abstiegsbedrohten Mainzern nicht abbringen lassen. Da diese allerdings nach drei Niederlagen in Serie auch mal wieder ein Erfolgserlebnis brauchten, gab es ein unterhaltsames Spiel mit Chancen auf beiden Seite zu begutachten. Ganz plötzlich kam dann aber ordentlich Pfeffer in die Partie, als Leipzigs Upamecano sich kurzerhand als Freistil-Ringer versuchte und mit Gelb noch gut bedient war. Das gefiel seinem Coach so wenig wie Regen im Sommerurlaub, sodass er ihn noch vor der Pause runternahm und dafür den gerade erst genesen Timo Werner brachte. Kurz nach der Pause war es dann Forsberg, der den Taktstock endgültig in die Hand nahm und sein Team in die richtige Richtung dirigierte. Wie beim Strandfußball an der Copacabana leitete er eine missglückte Bernardo Flanke maßgeschneidert in die Mitte, sodass Sabitzer nur noch einnicken musste.
Gleiches tat fünf Minuten später auch Timo Werner bei einer Forsberg Ecke, als er am Fünfer ungedeckt blieb wie der Esstisch, wenn unerzogene Kinder ihn decken sollen. Per Elfmeter stellte Jairo dann in der 69. Minute den Anschluss her, sodass das zarte Pflänzchen Hoffnung bei den Mainzern zu keimen begann. Der augenscheinliche Pflanzenfeind Keita zertrampelte dieses allerdings nur zwölf Minuten später, als er nach einem zünftigen Marsch durch die Mainzer Defensive den alten Vorsprung wieder herstellte. Das machte Gbamin auf Seiten der Gastgeber scheinbar so wütend, dass er einfach mal völlig unnötig Khedira umtrat und völlig verdient seinen dritten Platzverweis in dieser Saison kassierte – Prädikat Holzfäller. In der Nachspielzeit gelang dem kleinen Muto dann noch der Treffer zum 2:3, aber für mehr reichte die Zeit nicht mehr. In Mainz muss man somit der bitteren Wahrheit ins Auge blicken, dass man ganz tief drin im Abstiegskampf steckt.
Noch viel tiefer in diesem Sumpf steckt Darmstadt 98, aber gleichzeitig haben sie mit Abstiegskampf so wenig zu tun Lothar Matthäus mit ernst gemeinten Ehen. Die Lilien sind das schlechteste Team seit Einführung der drei Punkte Regel und stehen schon mit mehr als einem Bein in Liga 2. Zu Gast war nun Bayer Leverkusen, die seit dem Wechsel zu Coach Korkut fast noch schlechter spielen als sie es unter Roger Schmidt getan hatten. Man kann getrost von einer völlerschen Verschlimmbesserung sprechen. Und so verwunderte es auch nicht, dass das Spiel so lahm startete wie eine Oma, die an der Supermarkt-Kasse nach Kleingeld sucht. Nach 15 Minuten kombinierte sich die Werkself dann plötzlich ansehnlich durch wie in alten Zeiten und ging durch Brandt mit der ersten gelungenen Offensivaktion in Front.
In der Folge suchten die Lilien ihr Heil in der Offensive und trafen dabei auf eine Leverkusener Abwehr, die den Namen kaum verdient hatte. Der Defensivbrei wusste sich oft nur mit Fouls zu helfen, was nicht gerade für die Qualität der Spieler spricht. Doch statt des durchaus verdienten Ausgleiches, erhöht Leverkusen nach der Pause. Zunächst wurde Volland noch ein klarer Elfmeter verwehrt, bevor der beleibte Leverkusener Stürmer seine Farben mit einem Schuss so wuchtig wie sein Körper mit 2:0 in Front brachte. Die Gastgeber versuchten danach alles und drückten nach vorne wie bei Verstopfung auf der Toilette, aber es wollte einfach nicht flutschen. Daher blieb es beim 2:0 für Bayer, womit das Team von Trainer Korkut sich erst einmal den Druck des akuten Abstiegskampf vom Leib hält.
Diesen Druck nur zu gut kennt hingegen der FC Ingolstadt. Die Schanzer hängen seit Wochen auf Platz 17 fest und versuchen händeringend Kontakt zum Relegationsplatz herzustellen wie ein Schiffbrüchiger zum rettenden Ufer. Mit dem kleinen bayerischen Derby beim FC Augsburg ergab sich nun die Möglichkeit, einen ordentlichen Schritt in genau diese Richtung zu tun. Und dabei bekamen sie tatkräftige Unterstützung der Hausherren. Nach 24 Minuten kommunizierten Danso und FCA Keeper Hitz so schlecht wie ein altes Ehepaar, behinderten sich gegenseitig sodass der Ball bei Kittel landete und dieser problemlos ins leere Tor einschieben konnte.
Das Tor traf die Augsburger wie ein Tritt in die Weichteile, sodass der FCI direkt weiter nach vorne spielen konnte. Noch vor der Pause erhöhte Cohen per Kopf auf 2:0, alles schien also für Ingolstadt zu laufen (Quelle Titelbild: Sport1.de). Als Cohen dann nach 67 Minuten erneut per Kopf zur Stelle war und auf 3:0 stellte, schien der Drops gelutscht und der FCA musste sich die Fragen gefallen lassen, wie ein 1,69 großer Spieler zwei Kopfballtore erzielen konnte. Das gesamte Spiel über wirkten die Augsburger irgendwie gehemmt wie ein Bekleideter am FKK Strand, aber trotzdem gaben sie nicht auf. Und es sollte noch einmal spannend werden. Zunächst versuchte Roger auf Seiten des FCI artistisch per Fallrückzieher im Strafraum zu klären, traf aber statt des Balles den Kopf von Ji – kann man ja schonmal verwechseln – und kassierte dafür zurecht einen Elfmeter. Verhaegh verwandelte schlafwandlerisch sicher und als Altintop in der 82. Minute das 2:3 erzielte, ging den Spielern des FCI merklich der Arsch auf Grundeis. Es sollte aber aus Sicht der Schanzer gut gehen, die durch den zweiten Erfolg in Serie gegen einen direkten Konkurrenten nun langsam wieder Land sehen.
Damit endete dann auch die englische Woche in der Bundesliga. der nächste Spieltag steht aber natürlich schon wieder vor der Tür. Das Wochenende hält Klassiker wie Bayern Dortmund, Köln Gladbach oder auch Ingolstadt Darmstadt bereit. Aber jetzt nicht vor lauter Vorfreude einnässen, das wäre wirklich zu viel des Guten. Lieber ruhig bleiben und aufs Wochenende freuen.