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Bundesliga 12. Spieltag: Im Schneckentempo Richtung Abstieg

Eine durchaus ereignisreiche Fußballwoche mit bemerkenswerten Ergebnissen deutscher Vertreter in der Championsleague gegen Teams aus dem Osten Europas (Warschau, Rostow) fand ihren Höhepunkt, wie sollte es auch anders sein, im 12. Spieltag der Bundesliga.

Der Auftakt fand allerdings im beschaulichen Breisgau statt, wo die zwei Aufsteiger dieser Saison einen Freitag Abend unter sich bleiben wollten. Ganz schön romantisch. Die Leipziger, immerhin als Tabellenführer angereist, wollten es aber nicht gemütlich angehen lassen, sondern gingen direkt in die vollen und knallten in Person von Nabi Keita schon nach 80 Sekunden einen fulminanten Distanzschuss ins Kreuzeck des Freiburger Tores. Mit dieser Führung im Rücken, rollte ein Leipziger Angriff nach dem anderen auf das Freiburger Tor zu, den nächsten Treffer erzielten aber trotzdem die Freiburger. Niederlechner bedankte sich artig dafür, dass Ilsanker eine klassische Willy-Sagnol-Halbfeldflanke unterschätzte und Keeper Gulasci der Weg von der Torlinie an die Grenze des Fünfmeterraums wohl zu weit war. Die Sachsen ließen sich aber auch von diesem Rückschlag nicht beirren sondern machten einfach weiter. Kein Wunder, dass Timo Werner noch vor der Pause nach Patzern von Torrejon und Keeper Schwolow auf 3:1 für die Gäste stellte. Nach der Pause war dann doch etwas mehr kuscheln angesagt, denn die Bullen ließen es merklich ruhiger angehen. Trotzdem kamen sie immer wieder zu guten Gelegenheiten, meist vorbereitet durch den wahnsinnig spielfreudigen Schweden Emil Forsberg, der quasi folgerichtig auch den Schlusspunkt zum 4:1 durch Sabitzer mustergültig vorbereitete. Der insgesamt 12 Scorerpunkt im 12. Spiel für den kürzlich gekürten besten Mittelfeldspieler Schwedens. Für Freiburg blieb so letztlich die dritte Niederlage in Folge während Leipzig das siebte Spiel in Folge als Sieger feiern durfte und das Wochenende so entspannt als Tabellenführer genießen durfte. Da war gute Stimmung natürlich vorprogrammiert.

Gute Stimmung beim Tabellenführer aus Leipzig (Quelle: Bild.de)
Gute Stimmung beim Tabellenführer aus Leipzig (Quelle: Bild.de)

Eine ganz andere Stimmungslage herrschte in Gladbach vor dem Spiel gegen die TSG aus Hoffenheim. Die Fohlen warteten nämlich seit sechs Ligaspielen auf einen Dreier, schafften aber unter der Woche immerhin auch ein Remis gegen Pep’s Startruppe aus Manchester. Die Mannen von Julian Nagelsmann hingegen reisten mit der Empfehlung von 11 ungeschlagenen Ligaspielen nach Gladbach, kamen aber zuletzt zwei Mal nicht über ein Remis hinaus. Die Gladbacher wollten aber, wie bereits in den Spielen gegen Köln und Manchester City zuletzt, von Beginn an zeigen, weshalb der Borussiapark im letzten Jahr als Festung galt. Folgerichtig gingen sie gegen Offensiv erschreckend harmlose Hoffenheimer in der 25. Minute durch Mo Dahoud verdient in Führung. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel deutlich rasanter und die Kraichgauer kamen nach guten Gelegenheiten in der 53. Minute zum Ausgleich durch den eingewechselten Amiri. Von da an spielten beide Teams auf Sieg, aber vor allem Gladbach ließ mehr Großchancen liegen als ein Messi Krimskrams in seiner Wohnung. So blieb es am Ende auch beim 1:1, was vor allem für die Elf von Andre Schubert definitiv zu wenig war.

Zu wenig ist auch das richtige Stichwort für die Partie des 1. FC Köln gegen den FC Augsburg. Denn vor allem was die beiden Teams in der zweiten Halbzeit offensiv anboten, war viel zu wenig. Aber eins nach dem anderen. Die Derbysieger aus Köln begannen nämlich äußerst dominant und wollten merklich dir Drei Punkte in Köln behalten, während die Augsburger bestrebt waren, nach zwei Spielen ohne Gegentor, weiter sicher zu stehen. Da dies gelang, ging es torlos in die Kabine. Die zweite Halbzeit hatte dann weniger Höhepunkte als eine Ordensschwester im Kloster, sodass es für die Zuschauer ein alles andere als berauschender Fußballnachmittag war. Da auch Tormaschine Modeste diesmal mit Ladehemmungen bzw dem Maskenmann Hinteregger zu kämpfen hatte, hielt das Augsburger Bollwerk am Ende und es blieb beim leistungsgerechten 0:0.

Mit diesem Ergebnis konnte im Vorfeld des Nordderbys / Kellerduells / Krisengipfels zwischen dem Hamburger SV und dem SV Werder Bremen beim besten Willen niemand rechnen, schließlich trafen die beiden Schießbuden der Liga aufeinander. Und da selbst der chronisch Offensivschwache HSV zuletzt vier Tore in zwei Spielen zu Stande brachte, verwunderte es nicht, dass schon nach 3 Minuten die 0 fiel. Nach einem missglückten Pass von Torwart Drobny ins Seitenaus (es sollten noch zahlreiche Folgen) ging es schnell, Holtby flankte in die Mitte und Gregoritsch köpfte mutterseelenallein zur Hamburger Führung. Nur 11 Minuten später kassierte aber auch der HSV das obligatorische Gegentor, nachdem Fin Bartels Douglas Santos, auch wenn es in diesem Spiel wirklich merkwürdig klingen mag, mit feiner Technik aus dem Spiel nahm und trocken aus etwa 11 Meter zum Ausgleich einnetzte. Keine Viertelstunde später nahm sich aber Nikolai Müller ein Herz, sprintete durch die gesamte Bremer Hälfte, ließ die Verteidiger als Statisten zurück und fand zum Abschluss in der Mitte Gregoritsch, der die erneute Führung besorgte. Aber die Hamburger würden nicht da unten drin stehen, wenn die Defensive nicht löchriger wäre als die Klamotten der Obdachlosen auf dem Neumarkt in Köln. So verwunderte es nicht, dass der flinke Gnabry kurz vor der Pause mit seinem Ausgleich zum 2:2 den Schlusspunkt auf eine temperamentvolle Halbzeit setzte. Dass Diekmeier in der Szene so halbgar verteidigte wie die Architekten der Elbphilharmonie geplant haben, sei nur am Rande erwähnt. Die zweite Halbzeit war dann von Fehlern, Ungenauigkeiten und Slapstickeinlagen geprägt. Vor allem Drobny bewarb sich nachhaltig um den Preis für die größte Lachnummer, als er reihenweise Abstöße, Abschläge und Pässe direkt ins Seitenaus beförderte. Aber auch Gregoritsch hatte seinen besonderen Moment.

Gregoritsch schuhlos (Quelle: Kicker.de)
Gregoritsch schuhlos (Quelle: Kicker.de)

Letztlich blieb es daher beim 2:2, womit eigentlich keins der beiden Team wirklich leben kann. Bremen warten somit weiterhin auf eine nachhaltige Besserung der eigenen Leistung während der HSV weiterhin auf den ersten Saisonsieg wartet. Sind ja erst 12 Spieltage rum.

Ähnliche Gedanken hegen derzeit wahrscheinlich auch die verantwortlichen in Wolfsburg, nachdem der Vfl auch nach zwölf Spielen den eigenen Erwartungen weiter hinterher hinkt als Jan Ullrich seinerzeit am Berg hinter Lance Armstrong. Denn auch beim Gastspiel in Ingolstadt (Quelle Titelbild: Kicker.de) kamen die hochgelobten Wölfe nicht über ein 1:1 hinaus, was in Summe mehr als schmeichelhaft war. Die Schanzer gingen in der 31. Minute durch Jung in Führung, waren dann über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft, ließen reihenweisen Chancen, u.a. einen Elfmeter, liegen, trafen zwei Mal Aluminium und wurden dafür dann durch einen abgefälschten Schuss von Caligiuri dann in der 78. Minute bestraft, dem eine abgefälschte Flanke in den Strafraum voraus ging. Symptomatisch für die Leistungsfähigkeit der Wolfsburger in dieser Saison. So müssen sich beide Teams mit einem Unentschieden begnügen, was vor allem für den FC Ingolstadt zwei verlorene Punkte bedeutet. Für beide bedeutet diese Punkteteilung aber im Tabellenkeller wohl zum leben zu wenig, zum sterben zu viel.

Von diesen tristen Tabellenregionen und den ganzen Unentschieden muss es jetzt aber mal nach oben gehen. Da kommt die Begegnung der Frankfurter Eintracht gegen Borussia Dortmund ja gerade recht. Der BVB reiste dabei mit den 8 Toren gegen Legia Warschau aus der Championsleague in die Mainmetropole, wo die Eintracht allerdings mit fünf Ligaspielen in Folge ohne Niederlage wartete. In der ersten Halbzeit verließen sich die Hessen dann auf ihre verlässliche Defensive und schafften es so, die hochgelobte Offensive der Dortmunder weitestgehend zum Stillstand zu bringen. So ging es dann torlos in die Kabinen. Kaum wieder auf dem Platz, fiel dann doch das erste Tor – für die Eintracht. Chandler flankte präzise aus Huszti, der aus 16 Metern zum 1:0 vollendete. Die Dortmunder fanden aber auch danach zunächst keine wirklich Mittel, um die Frankfurter Defensive zu knacken. Erst die Einwechslungen von Reus und Dembele brachten Schwung in die Partie und sorgten so für den Ausgleich durch Aubameyang, der allerdings umgehend von Seferovic in Form der erneuten Führung gekontert wurde. Danach schafften es die Dortmunder nicht, einen solchen Druck auf die Frankfurter auszuüben, wie es Hausfrauen auf die Türen von Aldi tun, wenn es Kinderkleidung im Angebot gibt. Erst in der Nachspielzeit wurde es nochmal knifflig, als erst Dembele die Latte traf und kurz darauf Aubameyang gegen Gacinovic zu Boden ging und die Pfeiffe des Schiedsrichter stumm blieb. Eine für mich nachvollziehbare Entscheidung. Für Marcel Schmelzer wohl weniger, denn er rempelte Schiedsrichter Stark dermaßen an, als wäre er Kevin, der Torben auf dem Hubertusmarkt klarmachen wollte, dass Chantal zu ihm gehört.

Schmelzer vs. Stark (Quelle: Kicker.de)
Schmelzer vs. Stark (Quelle: Kicker.de)

Er kam diskussionswürdig mit der gelben Karte davon, währen der Eintrach der Heimsieg gegen Dortmund blieb. Für die Frankfurter eine Bestätigung ihrer starken Saison, für den BVB ein Rückschlag nach dem Sieg gegen den FC Bayern.

Womit wir auch gleich beim Thema wären. Denn der FC Bayern, nach der Niederlage gegen Dortmund und der peinlichen Niederlage im tiefsten Südrussland gegen Rostow mit Wut im Bauch, empfing am Samstagabend zum Topspiel die Werkself aus Leverkusen. Ein grundsätzlich gern gesehen Gast in München, der sich aber diesmal nicht sehr höflich präsentierte und tatsächlich mitspielte. Trotzdem gingen die druckvollen Bayern durch Thiago verdient in Führung, die allerdings nicht lange halten sollte. Brandt spielte nämlich Calhanoglu im gegnerischen Strafraum frei, da Schuppen-Mats Hummels schläfrig das Abseits aufhob und Edeltechniker Hakan so zum 1:1 einnetzen konnte. Das zwölfte Pflichtspiel in Folge für die Bayern mit mindestens einem Gegentor. Wo sind Lucio und Jens Jeremies wenn man sie braucht? In der zweiten Halbzeit machte Hummels seinen Fehler dann aber wieder wett, indem er nach einer Kimmich Ecke völlig freistehend zum 2:1 einköpfte. Wer jetzt aber dachte, die Bayern spielen das Ding locker nach Hause, der kennt den FCB unter Carlo Ancelotti aber schlecht. Denn Leverkusen drückte wieder auf den Ausgleich und hätte diesen auch erzielt, als Javi Martinez sich bei einem langen Ball verschätzte. Aber der Spanier nach klar die Hand zu Hilfe und verhinderte so den Ausgleich durch Volland.

Handspiel von Martinez gegen Volland (Quelle: Bild.de)
Handspiel von Martinez gegen Volland (Quelle: Bild.de)

Die logische Konsequenz? Laut Regelwerk Elfmeter und Rot. Laut Schiedsrichter Eckball – eine klare Fehlentscheidung wie die Ernennung von Erich Ribbeck zum Bundestrainer Ende des letzten Jahrtausends. Am Ende blieb es dadurch beim etwas schmeichelhaften 2:1 Heimsieg für den FC Bayern, der so zumindest an Spitzenreiter Leipzig dranbleibt, während Bayer Leverkusen im Mittelfeld der Liga herumdümpelt.

Mittlerweile vor den Leverkusenern steht nun der FC Schalke 04, und das obwohl die Knappen bekanntlich alles andere als gut in die Saison gestartet sind. Gegen den SV Darmstadt 98 reichte aber nun ein souveräner 3:1 Heimsieg, um in der Tabelle bis auf Platz 8 zu springen. Dabei ging das Spiel alles andere als gut los, da Darmstadt nach einer Schalker Ecke den Ententurbo in Person von Marcel Heller zündete und zum 1:0 einschob. Ein Rückschlag den die Schalker erstmal verdauen mussten. Erst nach einer knappen halben Stunde gelang der Ausgleich durch Kolasinac, dem noch ein verschossener Elfmeter von Choupo-Moting folgen sollte. Erst nach der Pause gelang es dem gebürtigen Hamburger seinen Fehlschuss zu egalisieren bevor Schöpf in der Schlussminute den 3:1 entstand gegen erneut spielerisch limitierte Darmstädter gelang, die nun auch das sechste Auswärtsspiel der Saison verloren und so die rote Laterne in der Auswärtstabelle inne haben.

Darmstadt auswärts - ein Trauerspiel (Quelle: Bild.de)
Darmstadt auswärts – ein Trauerspiel (Quelle: Bild.de)

 

Das Gegenteil der Lilien bildet Hertha BSC Berlin. Die alte Dame grüßt nämlich von der Spitze der Heimtabelle nachdem zum Abschluss des Spieltags der Gast aus Mainz ohne Punkte wieder nach Hause geschickt wurde. Dabei ging es für die Gäste, die wenig ruhmreich aus der Europaleague ausgeschieden sind, gut los, als Bundesligadebütant Seydel in der 25. Minute zur Führung traf. Aber die Hertha hat einen Mann in ihren Reihen, der einfach gerne trifft: Vedad Ibisevic. Der Bosnier markierte auf Vorlage von Kalou das technisch schmackhafte 1:1 sowie ebenfalls auf Vorlage von Kalou auch das 2:1 in der zweiten Halbzeit, bevor er dann per Ampelkarte vom Platz flog. Zwischen den beiden Toren trat aber der Schiedsrichter schon zwei Mal ins Rampenlicht, ganz zum Unmut der Mainzer. Erst verwährte er kurz nach der Pause einen Elfmeter bevor er kurze Zeit später Gbamin mit Gelb-Rot zum Duschen schickte. Beides zumindest diskussionswürdige Entscheidungen. Aber sei’s drum, den Mainzern gelang es nicht mehr auszugleichen, sodass die Hertha den sechsten Heimsieg der Saison feiern konnte und zum Abschluss des Spieltags so auf Platz drei sprang.

Nach diesem Spieltag voller Unentschieden heißt es nun erstmal ausruhen und den weniger schönen Dingen des Lebens nachgehen – Fußball gibts erst Freitag wieder. Bis dahin ein herzliches: Gut Kick!

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