Freitag, 25.08.2017, ein besonderer Tag für die Fans des 1.FC Köln. Am Mittag wurden nämlich die Gegner des Effzeh nach einer 25jährigen Europacup Abstinenz ausgelost und die Euphorie in der Domstadt war grenzenlos, als wäre es schon November und die Karnevalssession würde vor der Tür stehen. Dass dann am Abend noch der HSV zu Besuch nach Müngersdorf kam sollte dann diesen freudigen Tag abrunden. Europaleague Teilnehmer gegen Relegationsabonnent, Heimstärke gegen wenig allgemeine Stärken, mehr Ballbesitz, mehr Torchancen, mehr gewonnene Zweikämpfe, 30 Minuten Überzahl – klingt nach einer klaren Angelegenheit, oder? War es auch, nur leider nicht für die Geißböcke. Denn in einem verrückten Spiel mit mehr Entertainment als die öffentlich rechtlichen Sender nahm der Dino die Punkte durch ein 3:1 aus Köln mit nach Hause. In dem Spiel war aber wirklich für jeden Geschmack was dabei, dass selbst die Drehbuchschreiber des RTL Nachmittagsprogramms sich nicht getraut hätten, ein Fußballspiel so auszuschmücken. Der HSV spielt effizient wie nie, der FC hingegen ideenlos. Nach der Pause verabschiedet sich Schiri Brych verletzt in die Kabine, der vierte Offizielle muss einspringen und schickt nach mehr als 10 minütiger Unterbrechung in seiner allerersten Aktion den Ex-Kölner Mavraj per Ampelkarte zum Duschen. mit dem bis spätesten Bundesliga Tor nach 90 + 7 Minuten kommt der FC nochmal auf 1:2 heran, nur um nahezu im direkten Gegenzug nach einem 60 Meter Solo von Albin Ekdal und perfektem Pass in die Mitte auf Holtby den Genickbruch durch das nun späteste Tor der Bundesligageschichte (90+10) zu kassieren. Ganz nebenbei kam auch der Videoschiedsrichter zum Einsatz: Grätsch-Grieche Papadopoulos wurde nach dem Anschlusstor von Cordoba auf die Brust getätschelt und ging einige Sekunden später schreiend zu Boden, als hätte man ihm ein Messer in die Rippen gerammt und wälzte sich wie im Todeskampf am Boden.
Schon blöd, wenn die Herren im Videoraum dann sehen, dass er eine oskarreife Vorstellung ablieferte und dafür dann zurecht die gelbe Karte sah. Ganz nebenbei wurde aber auch noch ein neuer Bundesligarekord aufgestellt: Dennis Diekmeier ist seit Freitag offiziell der ungefährlichste Feldspieler der Bundesligageschichte – er hat in seinen bisher 183 Spielen kein einziges Mal getroffen. Ein Rekord, der zum HSV passt wie der Arsch auf den Eimer oder? Für eine Nacht waren die Hamburger zumindest Tabellenführer – eine Situation, die sich für jeden Fußballfan so falsch anfühlt wie Adidos oder Niki Trikots aus der Türkei.
Samstag ging es dann ähnlich rasant los, als es bereits nach 35 Sekunden im Gehäuse der Gladbacher klingelte. Finnbogason auf Seiten der Augsburger machte sich einen Namen als Frühaufsteher, weckte damit die Fohlen aber scheinbar auf und plötzlich stand es 2:1. Die Puppenspieler rannten zwar an wie blöd, vergaßen dabei aber das Toreschießen wie der kleine Björn seinen Turnbeutel in der Grundschule. Erst kurz vor dem Ende war es der gefühlt ebenso junge Cordova, der den verdienten Ausgleich besorgte und den Augsburgern den ersten Punkt der Saison auf dem Konto gutschrieb.
Dies gelang auch der Werkself aus Leverkusen beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim durch ein 2:2, was aber am Ende niemand so wirklich nachvollziehen konnte. Leverkusen spielte, kombinierte, verwandelte sogar mal einen Elfmeter, wenn auch mit hängen und würgen, aber zweimal reichte die Führung nicht, weil man in Leverkusen einen schier unglaublichen Wucher an Chancen betrieb wie Tankstellen mit Sprit zum Ferienbeginn. Am Ende standen 17:7 Torschüsse zu Gunsten der Gastgeber zu Buche, einzig das Ergebnis passte dazu nicht. Dass die Verantwortlichen unter dem Bayerkreuz, allen voran Coach Herrlich und Griesgram vom Dienst Rudi Völler, die Schuld letztendlich beim Videoassi suchten, ist reichlich infantil und beschränkt. Aber scheinbar muss man in Leverkusen erst noch lernen, vor der eigenen Haustür zu kehren.
In Stuttgart hingegen kann man das schon ganz gut, schließlich ist man Feinstaub-Hauptstadt und weiß, dass man auch mal putzen muss – der Abstieg vor zwei Jahren lässt grüßen. Dieses Aufräumen klappte so gut, dass der sofortige Wiederaufstieg gelang und nun gegen Mainz 05 sogar der erste Saisonsieg in Liga 1. Verantwortlich dafür zeigte sich ein alter bekannter: Holger Badstuber. Der Physiotherapie und Reha-Allstar der letzten Jahre köpfte seinen VfB wuchtig zum 1:0 Heimsieg und ließ seinen Emotionen beim anschließenden Jubel freien Lauf.
Für den Ex-Bayer war es sein erstes Bundesligator seit 2009 (!!!), was aber letztlich gar kein schlechter Schnitt ist, da er seitdem gefühlt nur drei Bundesligaspiele bestritten hat. In jeden Fall ist der VfB somit auch punktemäßig wieder in der Bundesliga angekommen – willkommen zurück.
Einen ähnlichen Weg wie in Stuttgart ist man letztes Jahr auch in Wolfsburg gegangen, schließlich beendete der VfL die Saison in der Relegation und rettete sich in etwa so knapp vor dem Abstieg wie die meisten Manager des VW Konzerns ihren Hintern im Abgasskandal. Und auch in dieser Saison ging es alles andere als berauschend los. Nach der derben Klatsche gegen den BVB lief nun auch die Frankfurter Eintracht nach wenigen Minuten Sturm auf das Gehäuse von Koen Casteels, der mit mehreren Paraden und der Hilfe des Pfostens aber das 0:0 festhalten konnte. Gerade als Haller mit einem Kopfball am Aluminium gescheitert war, rollte ausnahmsweise mal ein Angriff der Wölfe und plötzlich stand es 1:0. Daniel Didavi war es, der traf und so mehr als glücklich sogar die drei Punkte mit in die Autostadt nehmen konnte. Wie so etwas im Fußball möglich ist? Tja, wenn man bei Abgaswerten schummelt wie Tante Uschi bei der Diät und es ewig keinem auffällt, dann scheint auch das Glück auf dem Platz erzwingbar.
Davon kann auch der Rekordmeister aus München ein Lied singen, wobei man da eigentlich weniger von Glück, sondern von purer Klasse beim Erzwingen von Erfolgen reden sollte. So nun auch in Bremen. Die Norddeutschen verteidigten mit Mann und Maus, hält die Gäste aus München weitestgehend aus der heißen Zone raus wie eine Ehefrau mit auffällig oft auftretenden Kopfschmerzen kurz vor dem Schlafengehen den Ehemann, und muss sich dann doch ergeben. Dieses Mal, wie so oft, der puren Klasse von Robert Lewandowski. Der Ausnahmestürmer war nach 70 Minuten mit der Hacke zur Stelle und knackte so das Bremer Bollwerk in klassischer Claudio Pizarro Manier.
Nur wenige Minuten später erhöht der Pole per Doppelbeinschuss durch den Bremer Strafraum auf 2:0 und lutscht den Drops so zuende. Schade für Werder, die nach zwei guten Leistungen punktlos am Tabellenende Platz nehmen, während die Bayern schon wieder Sieg an Sieg reihen.
Gleiches tat am Abend dann auch der BVB gegen die alte Dame Hertha aus Berlin. Von Beginn an schnürten die Gastgeber die Berliner hinten ein wie ein Entführungsopfer im Kofferraum und ließen Angriff auf Angriff rollen. Aber erst als Nuri Sahin so richtig auf den Plan trat, wurde es auch zählbar. In Halbzeit eins servierte er per Flanke butterweich für Auba, der technisch versiert einschob. In der zweiten Halbzeit war er es dann selbst, der den Ball pfundig wie Otti Fischer mit dem schwachen Fuß von der Strafraumgrenze ins Tor hämmerte.
Gar nicht auszumalen, was mit dem Tornetz und den Menschen dahinter passiert wäre, hätte er seinen starken Fuß genutzt. So blieb einzig Jubel über drei Punkte und die Tabellenspitze in Dortmund – kein schlechter Samstagabend.
Wie der freie Abend von den Freiburgern begangen wurde, ist nicht überliefert, aber der Start der Breisgauer beim Gastspiel in Leipzig war vielversprechend. In den ersten 45 Minuten gelang es den Gästen die Bullen vom eigenen Tor fernzuhalten wie junge Frauen aufdringliche Verehrer mit Pfefferspray. Mehr noch, nach einer schönen Kombination ging man sogar durch Niederlechner in Führung. Nach der Halbzeit nahm man sich dann aber leider ein Beispiel an Texas und ging völlig unter. Mit Toren zum Zungeschnalzen, vor allem Neuzugang Bruma sei hier mit exquisiter Schusstechnik genannt, drehte Leipzig das Spiel auf 4:1, was auch in der Höhe völlig verdient war.
Trotz des holprigen Starts sollte man Leipzig also nicht unterschätzen. Vor allem die Offensive kann jederzeit heiß Laufen wie ein 150 Kilo Koloss beim Treppensteigen.
Zum Abschluss des Spieltags durfte dann mal wieder Schalke ran, diesmal in Hannover, wo die Stimmung mal wieder kalt war wie auf deutschen Ämtern, weil die Fans gegen Hannover Präsident Kind protestierten. Ob der Tauschvorschlag Kind gegen Stimmung (Quelle Titelbild: Kicker.de) allerdings überall gut ankam ist fraglich – vor allem liebende Mütter dürften da etwas gegen haben. Das Spiel selbst war das wie die Schweiz: leider nicht Schweizer Qualität, sondern schweizer Neutralität. Nahezu alles spielte sich zwischen den Strafräumen ab, Chancen waren daher Mangelware. Aber dann kam Jonathas, Hannovers Wandervogel Neuzugang, Kehrer versaute einen einfachen Pass im Aufbau und der Brasilianer hatte nur noch wenig Mühe, sein Debüttor in der Bundesliga zu erzielen.
Da die Knappen sich auch danach an das scheinbar nur einseitig geschlossene Neutralitätsabkommen hielten, blieb es beim zweiten 1:0 Sieg für den Aufsteiger von der Leine. Somit gesellte sich dann auch den kleine HSV am Ende des Spieltags zum großen HSV in die oberste Tabellenregion. Wer diese Konstellation so erwartet hat – Chapeau.
Nun geht es leider erstmal wieder in Länderspielpause, sodass der dritte Spieltag erst in zwei Wochen stattfindet. Seid nicht zu traurig, der Entzug ist glücklicherweise schnell vorbei. Bis dahin wünsche ich ein herzliches gut Kick.