Ganz schön was los in der Bundesliga! Oder wie die Jugend es sagen würde: was war das für 1 Spieltag, vong Action her.
Das hollywoodreife Spektakel begann schon am Freitagabend, als Sandro Wagner mit seinem Finger in die Rolle des liebenswürdigen E.T. schlüpfte und nach Hause telefonieren wollte, um die frohe Kunde der nahenden Qualifikation für die Championsleague zu verkünden.
Denn seine Hoffenheimer stürmten in gewohnter Manier auch die bisherige Festung des Berliner Olympiastadions und verließen den Platz mit einem 3:1 Sieg im Gepäck. Dabei ging es für die Gastgeber so gut los, als Pekarik in seinem 151. Bundesligaspiel sein erstes Tor erzielte. So lange Wartezeiten kennt man in Berlin sonst nur aus der Zeit, als noch Trabbis gebaut wurden. Oder natürlich vom Flughafen, aber das ist eine andere Geschichte. Noch vor der Pause gelang allerdings Kramaric der Ausgleich, weil der junge Maxi Mittelstädt sich kurzzeitig in der Sportart vertat und im Strafraum die Hand zu Hilfe nahm. Das war ihm scheinbar so peinlich, dass er sich nach 58 Minuten per Ampelkarte in die Kabine verabschiedete und so die Hoffe-Festspiele einläutete. Erst testete Kramaric doppelt und Demirbay einfach die Haltbarkeit des Berliner Tores per Alu-Treffer, bevor es dann Niklas Süle war, der die Kanone lud und aus 25 Metern ein Geschoss ins Tor prügelte, dass ohne Netz wohl immer noch Richtung Mond unterwegs wäre. Der starke Kramaric machte dann kurz vor Schluss den Deckel drauf und sorgte dafür, dass man im Kraichgau langsam ernsthaft von Europa reden darf.
Dieses Thema ist auch in Köln durchaus akut, dümpelt der FC doch seit November hartnäckig im Dunstkreis der Europaleague-Plätz rum. Gegen den HSV sollten nun mit einem Sieg die Wochen der Entscheidung eingeläutet werden, was den Geißböcken allerdings gründlich misslang. Wie schon beim Gastspiel im Pokal ging der Dino früh in Führung: Wood tankte sich in den Strafraum, bediente den heranrauschenden Müller und dieser traf per Tunnel zum 1:0. Da die HSV Hintermannschaft aber in der Folge den nicht gerade groß gewachsenen Jojic im Strafraum vergaß wie ein schlechter Ehemann seinen Hochzeitstag, ging es mit einem 1:1 in die Kabine. Dort verloren augenscheinlich beide Teams den Faden, denn danach passierte nicht mehr viel, bis es in der Nachspielzeit noch einmal hektisch wurde. Die Kölner bekamen eine Hereingabe von Diekmeier nicht richtig weg wie eine hartnäckige Erkältung und wurden dann wuchtig von Holtby bestraft. Der drosch den Ball zum 2:1 Endstand in die Maschen und holte so den HSV, man höre und staune, vom Relegationsplatz runter.
Den eroberte zur gleichen Zeit der FC Augsburg, der als geladener Gast beim Trainingsspiel unter Wettbewerbsbedingungen des FC Bayern ordentlich unter die Räder kam. Nach 17. Minuten war es die personifizierte Torgefahr Robert Lewandowski, der die Gastgeber nach feinem Pass von Thiago in Führung brachte. Noch vor der Pause erhöhte Thomas Müller in klassischer Kasperle-Manier auf 2:0, sodass die zweite Halbzeit zu einem Schaulaufen für Talent und Spielwitz der Bayern werden konnte.
Noch zweimal Lewandowski, Thomas Müller und Thiago besorgten nach der Pause den auch in der höhe verdienten 6:0 Endstand, wobei vor allem das 4:0 des spanischen Dirigenten dem geneigten Zuschauer Freudentränen entlocken konnte. Denn statt am Ende einer schönen Passstafette selbst abzuschließen, legte Lewandowski den Ball fünf Meter vor dem Kasten nochmal per Hacke zur Seite, und ermöglichte so Thiago den Abschluss der Kombination, die er selbst eingeleitet hatte. Die Bayern marschieren also weiter panzerartig durch die Liga, während der FC Augsburg an diesem Nachmittag so überfordert wirkte wie eine Teenie-Drillingsmutter.
Apropos überfordert – kommen wir zum SV Darmstadt 98 und seinem Gastspiel bei RB Leipzig. Während die Lilien, auswärts mit 0 Punkten bisher bestenfalls Unkraut, endlich mal etwas zählbares mitnehmen wollten, waren die Leipziger daran interessiert, nach zuletzt eher mäßigen Auftritten zurück in die Spur zu finden. Dies gelang bereits nach 12 Minuten, als der emsige Keita technisch anspruchsvoll zum 1:0 vollstreckte. Danach spielten die semi-Amateure aus Darmstadt allerdings munter mit und kamen ihrerseits ebenso zu Chancen wie die Bullen, ohne dabei aber etwas zählbares für die Anzeigetafel zu fabrizieren. So waren es dann doch die Gastgeber, die durch Forsberg das erlösende 2:0 erzielten. Als dann Sirigu mit der zweiten gelben Karte den Platz verlassen musste, brachten die Darmstädter zusammen wie eine Sandburg bei Flut. Als Willi Orban eine Ecke zum 3:0 ins Netz köpfte, muss er sich so einsam gefühlt haben wie eine Witwe im Altersheim, denn außer ihm ging absolut keiner hoch zum Kopfball. Den Endstand besorgte dann erneut Keita, bevor die Lilien die wieder einmal punktlose Heimreise antraten.
Punktlos ist ein Wort, was man in Bremen zuletzt getrost aus dem Sprachgebrauch streichen konnte. Schließlich waren die Werderaner seit fünf Spielen ungeschlagen und hatten in dieser Zeit stattliche 13 Punkte ergattert. Vor allem die Effizienz vor dem Tor wurde zum Mittel des Erfolges und so sollte es nun auch in Freiburg sein. Die Gastgeber aus dem Breisgau dominierten das Geschehen, hatten über 70% Ballbesitz, gewannen das Gros der Zweikämpfe und wer ging in Führung? Natürlich Werder. Mit einem Sonntagsschuss am Samstagsnachmittag erzielte unser Freund Maserati Max Kruse mit dem ersten ernstzunehmenden Torschuss das 1:0 für die Gäste. Die Freiburger Hintermannschaft agierte dabei allerdings verwirrt wie ein Huhn ohne Kopf. Der winterliche Königstransfer Thomas Delaney schaffte dann eine Kuriosität, denn er traf zweifach in der 47. Minute, allerdings in zwei unterschiedliche Tore – und trotzdem stand es damit 3:0. Wie das sein kann?
Nun, zuerst traf der Däne in der 45.+2 Minute der ersten Halbzeit und anschließend in der 47. Minute, also direkt nach dem Seitenwechsel. Petersen hauchte seinem Team dann zwar neue Hoffnung ein, als er im Nachschuss vom Punkt den Anschlusstreffer erzielte, allerdings sollte den Grün-Weißen an diesem Nachmittag nahezu alles gelingen. Schiri Stark senste zunächst den Freiburger Grifo im Mittelfeld um und ermöglichte so einen Bremer konnte über Delaney. Dessen verunglückten Schuss lenkte Bartels mit der Hacke so sehenswert wie lässig ins Tor. Ein so selbstverständliches Heben des Beines kennt man sonst nur vom Hund am Baum. Zwar gelang Grifo der erneute Anschluss, der alles überragende Delaney stellte dann aber kurz vor Schluss per Kopf den 5:2 Endstand her. Mit diesem Videospiel Ergebnis bleibt Bremen, abgesehen vom FC Bayern, der aktuell heißeste Scheiß der Liga.
Dieses Attribut hätte man im Vorfeld in jedem Fall auch dem Revierderby zwischen Schalke und Dortmund verliehen, schließlich ist in diesem Duell normalerweise deutlich mehr Pfeffer drin als in den meisten Kantinensaucen (Quelle Titelbild: DerWesten.de). In der ersten Halbzeit war davon allerdings noch nichts zu schmecken, sodass man in der Halbzeit verzweifelt auf die Suche nach der guten Holz-Pfeffermühle ging. In der 53. Minute fühlten sich dann die nervösesten Männer unter den Fans des FC Schalke an ihr Liebesleben erinnert, als es nur zwanzig Sekunden vom bis zu diesem Zeitpunkt Höhepunkt des Schalker Spiels bis zur tiefen Enttäuschung dauerte. Vorne vergab Burgstaller im Klammergriff von Sokratis und auf der anderen Seite schob Aubameyang, nun auch bekannt als „The Masked Finisher“ (Nike lässt grüßen), zur Dortmunder Führung ein.
Die Dortmunder Fans sowie einige Fetischclubs im ganzen Land erfreuten sich an diesem Jubel, die Schalker hingegen wurden dadurch erst richtig angestachelt. In der 77. Minute war es dann der Junge Kehrer, der mit seinem ersten Bundesligator den Ausgleich besorgte. Gegen sieggeile Schalker spielte Marc Bartra dann vor dem eigenen Tor ein wenig Volleyball, blieb aber unbestraft und war so am Ende Auslöser für den zweiten Eklat des Spiels. Das Schalker Maskottchen Erwin sammelte nämlich eine im Strafraum liegende rote Karte ein, zeigte sie dem Schiedsrichtergespann nach Abpfiff und brachte so zum Ausdruck, wie die Leistung bei den Knappen ankam.
Aber Remis änderte das natürlich nichts mehr und so geht diese Saison, nach dem Unentschieden im Hinspiel, ohne einen Sieger in den Revierderbys zuende.
Vergeblich auf einen Sieger wartete man am Samstagabend auch in Frankfurt, wo die Eintracht die Borussia aus Mönchengladbach empfing. Die Fohlen hätten den Sieg allerdings nicht auch nur im geringsten verdient gehabt, strahlten sie doch über das gesamte Spiel in etwa so viel Gefahr aus wie ein Korb voller Welpen. Die Gastgeber hingegen agierten zielstrebig, strukturiert, scheiterten aber entweder an sich selbst oder am gut aufgelegten Gladbacher Keeper Sommer. Selbst als Oskar Wendt in der 78. Minute vor dem eigenen Kasten die Hand so auffällig zur Hilfe nahm, als würde er sich auf einer Beerdigung in Neongelb kleiden, wollte der Ball den einfach nicht ins Netz finden. Fabian scheiterte als elf Meter erneut am Schweizer Nationaltorhüter.
So blieb es am Ende beim ebenso glücklichen wie enttäuschenden 0:0, womit beide Teams im Schneckenrennen um Europa weiter auf der Stelle treten.
So erging es in den letzten Wochen auch dem FC Ingolstadt, der zwar stark spielte, aber dafür so wenig Punkte bekam wie ein fauler Arbeiter Lob von seinem Chef. Dies änderte sich nun gegen erschreckend pomadige Mainzer, wenn auch etwas glücklich. Die Schanzer gingen dabei bereits nach 10 Minuten in Führung, als Bregerie im Strafraum so allein gelassen wurde, als hätte er in der vollen Straßen Bahn einen fahren lassen. Diese Führung sollte gegen ideenlose Gäste aus Mainz bis zur 70. Minute halten, als ein als Flanke gedachter Öztunali Freistoß unberührt wie eine Nonne den Weg ins Tor der Gastgeber fand. Da aber eine Hereingabe von Hadergjonaj nur drei Minuten später so dermaßen abrutschte, dass sie den direkten Weg in das Mainzer Gehäuse fand, konnten die Schanzer am Ende doch einen ganz wichtigen Heimsieg feiern, mit welchem Sie den FSV gleichzeitig nochmal richtig tief in den Abstiegskampf hineinzogen.
Das gleiche hatten auch die Wolfsburger bei ihrem Gastspiel in Leverkusen vor. Ein Spiel, bei dem die Auswirkungen eines Trainerwechsels auf beiden Seiten nicht unterschiedlicher sein könnten. Während Andries Jonker den Wolfsburgern frischen Wind eingehaucht und das Siegen gelehrt hat, ist der Korkut-Effekt in Leverkusen eine weiterhin löchrige Abwehr, keine Siege und wenig Erbauliches – auf gut Deutsch: ein Trauerspiel. Und genau so spielte Leverkusen auch diesmal, profitierten aber von Wolfsburger Fahrlässigkeit vor dem Tor und gingen dann aus dem Nichts kurz vor der Pause durch Bellarabi in Führung. Das Bild änderte sich auch nach der Pause nicht, doch statt des Ausgleiches gelang der Werkself sogar die 2:0 Führung, als Volland den Mal aus kurzer Distanz mehr schlecht als recht über die Linie streichelte. Bis zur 80. Minute sah es so aus, als könne Leverkusen mit einer fast peinliches Leistung tatsächlich den Sieg einfahren, aber dann schlugen die Minuten des Mario Gomez. Binnen sieben Zeigerumdrehungen stellte der Torero das Ergebnis auf den Kopf und erzielte mit eben diesem zwei Buden, bevor er vom Punkt die erstmalige Führung für seine Farben besorgte.
Wer nun aber auf einen Sieg der Wölfe setzte, verlor sein Geld noch, denn kurz vor dem Schlusspfiff war es der junge Havertz, der auf 3:3 stellte und so zumindest das Remis sicherte. Damit setzten die beiden Werksclubs einen spektakulären Schlusspunkt und einen eben solchen Spieltag und bleiben beide, wie die halbe Liga, Teil des Abstiegskampfes.
Weiter geht es diesmal mit einer englischen Woche schon am Dienstag. Und für alle, die es interessiert: die nächste Länderspielpause ist erst nach den Sommerferien. In diesem Sinne: Gut Kick miteinander!