Champios und Europa League sind Geschichte, am Wochenende stand wieder der richtige Fußball auf dem Programm: 6. Spieltag der Fußball Bundesliga. Den Anfang machten dabei die jungen Bullen aus Leipzig, jüngster Kader aller Bundesligisten, gegen den FC Augsburg. Letzterer sah aber nicht nur wegen des Altersunterschieds alt aus. Die Leipziger waren technisch und tempomäßig deutlich überlegen und schickten den FCA verdient mit 2:1 nach Hause. Einzig der Südkoreaner Ji sorgte zwischenzeitlich mit seinem traumhaften Schlenzer in den Winkel für etwas Hoffnung. Aber wenn schon ein „Stürmer“ nach mehr als 2000 torlosen Minuten wieder trifft, dann ist das auch weiß Gott genug zählbares für einen Abend.
Der Samstag Nachmittag hielt dann für alle Sky-Zuschauer nur wenig Spiele bereit, die man sich in der Einzeloption wirklich anschauen will. So zum Beispiel Darmstadt gegen Bremen. Die Kirmeskicker aus Hessen gegen die bisher bedauernswerten Bremer. Ein Spiel, dass insbesondere in der ersten Halbzeit genau das war, was man erwartet hatte: Traurig. Dass Darmstadt trotzdem mit 1:0 führte lag an einem schmeichelhaften Elfmeter. Wie hätte es auch anders sein sollen. in Der 2. Halbzeit begann dann der Himmel über das Niveau zu Weinen, sodass den Teams nichts anderes übrig blieb, als sich mal etwas anzustrengen. Das nun deutlich munterere Spiel endete aber letztlich leistungsgerecht 2:2, was Alexander Nouri die Beförderung zum Cheftrainer der Fischköppe bis zum Saisonende einbrachte.
Das gleiche Schicksal hat sich bekanntermaßen auch Markus Gisdol in Hamburg angetan. Unter seiner Leitung gastierten die Rothosen nun in Berlin und wollten alles besser machen als zuletzt. Der HSV spielte auch wirklich ansehnlich, kreierte Chancen und bestimmte das Spiel – am Ende stand es trotzdem 2:0 für die Hertha. Der doppelte Ibisevic, scheinbar angespornt durch neue Vatergefühle, bescherte den Berlinern den besten Saisonstart seit gefühlt immer und sorgte bei den Hamburgern für das altbekannte Gefühl der Ernüchterung.
Dieses Gefühl kennt man auch in Ingolstadt zur Genüge. Letzte Saison noch eine der Überraschungen mit stabiler Hintermannschaft und Effizienz spielt man diese Saison zwar teilweise guten Fußball, wie gegen den FC Bayern, zählbares bleibt aber meist nicht hängen (außer natürlich gegen den HSV). Und so ging es dann auch gegen die ungeschlagenen Hoffenheimer weiter. Nach 4 Remis zum Auftakt kommt man in Sinsheim immer besser in Schwung und feierte mit dem 2:1 gegen Ingolstadt den zweiten Sieg in Serie. Besonders die sehr variable Spielweise lässt dabei vermuten, dass bisher nicht das volle Potenzial ausgeschöpft wurde. Die Männer aus der Audi-Stadt hingegen brauchen dringend mal ein Erfolgserlebnis, sonst geht es abwärts wie zuletzt mit dem Kurs der Deutschen Bank.
Ein fast schon erwartetes Erfolgserlebnis feierten der SC Freiburg beim 1:0 Heimsieg gegen Eintrach Frankfurt. Die Heimstarken Breisgau-Brasilianer gingen früh unter tatkräftiger Mithilfe der Frankfurter Abwehr in Führung und brachten diesen Vorsprung trotz immer stärker werdender Hessen über die Zeit. Die Festung Schwarzwald-Stadion bleibt somit auch im saisonübergreifend 9. Spiel in Folge uneinnehmbar.
Wie selten die Allianzarena in den letzten Jahren eingenommen wurde, kann man an einer Hand abzählen. Vor allem zur Wiesn Zeit gewinnen die Bayern in der Regel standesgemäß und lassen es anschließend krachen. So gab der alte Ancelotti, bekennender Weintrinker, im Vorfeld der Begegnung gegen den 1. FC Köln die Marschrichtung vor: Pro Punkt eine Maß Bier. Dumm nur, dass die Geißböcke dieses Jahr als Spielverderber auftraten und mit dem gerechten 1:1 für gedämpfte Feierstimmung sorgten. Natürlich war der FC Bayern drückend überlegen und ging verdient durch Kimmichs Flugkopfball in Halbzeit eins in Führung (warum auch immer der Kimmich so oft trifft). Aber die Kölner kamen mutig aus der Kabine, spielten plötzlich mit und glichen dann aus heiterem Himmel durch Kung-Fu-Modeste in bester Ibrahimovic Manier aus.
Das Bein dabei war so hoch, dass ich mich beim Versuch es nachzumachen wahrscheinlich so schwer verletzen würde, dass ich jahrelang nicht mehr gehen könnte. Kein Wunder, dass Neuer keine Chance hatte den Ball zu halten. Zwar hatten die Bayern noch Chancen um das Spiel zu gewinnen, so scheiterte Kasperle Müller beispielsweise am herausragenden Horn, der FC war in Person von Simon Zoller kurz vor Schluss dem Sieg aber noch deutlich näher – geschätzt etwa bis auf 20cm. So blieben beide Teams ungeschlagen, der FC Bayern an der Tabellenspitze und der FC oben dran.
Das ansetzungsmäßige Top-Spiel des Spieltag bestritten dann die Werkself aus Leverkusen gegen die Ballermännern von Borussia Dortmund. Nach dem Punktegeschenk aus Leverkusen an den AS Monaco unter der Woche und der starken Form der Dortmunder war die Favoritenrolle klar verteilt. Allerdings interessierte das die Werkself herzlich wenig. Die Taktik, über den Kampf ins Spiel zu kommen, ging voll auf und sorgte dafür, dass die Dortmunder Offensiv-Maschinerie gar nicht erst ins Laufen kam. Stattdessen sorgten Mehmedi und der zuletzt in blendender Verfassung befindliche Chicharito für den 2:0 Heimsieg und die somit bereits zweite Saisonniederlage für den BVB. Grund genug für Thomas Tuchel nach dem Spiel über die Härte gegen sein Team zu jammern. Ob er damit dem Gejammer des FC Bayern nacheifern will, das es in der Vergangenheit des öfteren bereits gab oder ob er einfach ein schlechter Verlierer ist, ist bisher noch nicht klar. Er sollte sich aber in jedem Fall mal vor Augen führen, dass Fußball kein körperloser Sport ist und man auch trotz harter Gangart des Gegners Tore erzielen kann.
Dass man überhaupt Tore erzielen kann, sollte man Mario Gomez, seines Zeichens im Diensten des VfL Wolfsburg, noch einmal ins Gedächtnis rufen. Auch im fünften Spiel als Wolf blieb der Torjäger ohne Torerfolg und verlängerte so durch das 0:0 gegen Mainz die ebenso lange Sieglos-Serie seines Teams. Die Pfiffe der Wolfburger „Fans“ nach dem Spiel zeigen, dass man wohl trotz Umbau des Teams mit mehr als 6 Punkten nach 6 Spielen gerechnet hatte. Die Mainzer hingegen werden froh sein, dass nun Länderspielpause ist. Von der Tristesse der Europaleague in Baku (gegen Qäbälä) und in Wolfsburg muss man sich schließlich erstmal erholen, sonst wird man noch depressiv.
Kurz vor der Depression stand man bis zu diesem Spieltag auch auf Schalke (Titelbild Quelle: Kicker.de). Als wäre das Ruhrgebiet, und vor allem Gelsenkirchen, nicht schon grau genug, stand man mit 0 Punkten nach 5 Spieltag einsam am Tabellenende. Zum Glück kamen nun die freundlichen Gäste aus Gladbach vorbei um den Seelsorger zu spielen. In der ersten Hälfte leistete man noch Widerstand, zur Halbzeit richtete Coach Schubert dann aber offensiver aus und das Unglück nahm seinen Lauf. Beginnend mit einem Elfmeter für Choupo-Moting und verwandelt durch selbigen, stand es binnen 6 Minuten 3:0 für Schalke und das Spiel war gegessen. Als dann Christensen und Sommer, freundlich wie sie sind, Embolo auch noch das 4:0 und somit seinen ersten Bundesliga Doppelpack ermöglichten, war die Schalker Welt endgültig wieder in Ordnung.
Da nun leider wiedermal eine Länderspielpause ansteht, pausiert die Bundesliga zwei Wochen. Daher gibt es zum Abschluss dieses Spieltags die Tabelle nach 6/34 der Saison 2016/2017. Bis in zwei Wochen dann.