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Bundesliga 2017/2018, 3. Spieltag: Tristesse im Rheinland

Wieso kommt so eine Länderspielpause eigentlich immer zum falschen Zeitpunkt? Wahrscheinlich weil es gar keinen richtigen Zeitpunkt dafür gibt, aber lassen wir so philosophische Fragen jetzt mal lieber weg und konzentrieren uns auf das Wesentliche: den dritten Spieltag der Bundesliga.

Dieser bot direkt zum Auftakt ein wahres Topspiel, bei dem es nicht um weniger als die Tabellenführung ging, was allerdings am dritten Spieltag wohl in etwa so viel wert ist wie ein Beutel Restmüll. Jedenfalls empfing der überraschend stark gestartete HSV die roten Bullen aus Leipzig. Und die Zuschauen bekamen ein durchaus interessantes Spiel zu sehen, bei dem auch der Video-Schiedsrichter natürlich nicht fehlen durfte. Kurz vor der Pause latschte Ekdal Timo Werner im Strafraum auf den Fuß wie ein ungeschickter Ehemann der Frau beim erzwungenen Tanzkurs. Der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt, wurde dann aber vom Assi vor dem Fernseher zurecht korrigiert, weil der Hamburger als erstes den Ball spielte. Augenscheinlich nutzt die DFL also nicht den Eurosport-Player, denn sonst hätte auch der Videoschiedsrichter wohl nur Pixelsalat zu sehen bekommen. Nach der Pause war es dann Keita, der den Dosenöffner mimte.

Keita prügelt den Ball zum 1:0 ins Netz (Quelle: Kicker.de)

Mit einem strammen Schuss brach er den Damm, bevor Timo Werner nur acht Minuten später allen enteilte, als wollte er im All-Inclusive Resort der erste bei den Liegestühlen sein, um vor Mathenia cool zum 2:0 einzunetzen. Der HSV wurde auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt und die Fans müssen ihre Meisterschaftsträume wohl zunächst in die Schublade zurücklegen, während RB Leipzig scheinbar zunehmend in Fahrt kommt.

Nach zwei gegentorlosen Siegen zu Auftakt und einem vermeintlich leichten Spiel in Freiburg vor der Brust galt das bisher auch für den BVB. Entsprechend dominant traten die Schwarz-gelben auch im Breisgau auf, allerdings gab es zu Beginn in etwa so viel Action wie bei einer Doku über die Handelswege im alten Mauretanien. Das wollte der Freiburger Neuzugang Ravet dann zwingend ändern, was leider bei einer Grätsche zu Lasten von Marcel Schmelzers Sprunggelenk ging.

Marcel Schmelzer ahnt, dass der Tritt nichts gutes bedeutet (Quelle: Kicker.de)

Während der Nationalspieler ausgewechselt werden musste und mehrere Wochen ausfällt, wurde Ravet auf berechtigte Empfehlung des Videoschiedsrichters des Feldes verwiesen – und das bereits nach 29 Minuten. Reichlich Zeit also für die Dortmunder, das Ding in Überzahl klar zu machen. Blöd nur, wenn man kein Tor schießt und sich so am Ende mit einem mageren 0:0 begnügen muss. Aber immerhin steht für die sonst oft wackelige BVB Defensive nach drei Spielen immer noch die Null.

Davon ist man in Leverkusen aktuell so weit entfernt wie die SPD vom Sieg bei der bevorstehenden Bundestagswahl. Nach dem Spiel in Mainz stehen bei der Werkself nun schon acht Gegentore zu Buche. Da auch nur ein Punkt auf der Haben-Seite steht, kann man wohl getrost von einem Fehlstart sprechen. Dabei ging es gegen die Jecken 05er noch gut los. Wendell gönnte sich einen gemütlichen Spaziergang durch das Mittelfeld mit dem Ball am Fuß, bediente den durchstartenden Kohr und dieser brachte sein Team in Führung. Danach tat die Leverkusener Hintermannschaft dann das, was sie am besten kann: nicht verteidigen. Erst erzielt Muto den verdienten Ausgleich und das erste Saisontor der Mainzer, bevor Verteidiger Diallo dann, bayer-typisch, nach einem Freistoß die Mainzer Führung besorgte. Serdar erzielte dann noch den 3:1 Endstand und in Leverkusen wächst die Erkenntnis, dass die Defensive momentan nur so hart ist wie ein Haufen Teddybären.

Davon kann auch der große Nachbar in Köln ein Liedchen singen. Gegen Angstgegner Augsburg setzte es für die Geißböcke nämlich die dritte Niederlage in Serie, sodass man sich noch hinter Bayer am Tabellenende einreiht. Auch hier war die Defensive daran zum Großteil Schuld. Zunächst übernimmt man kollektiv als guter Gast gerne die Zuschauerrolle bei der Flanke von Max, danach verschätzt sich in der Mitte Sörensen wie es Männer gerne bei der Größe ihres besten Stückes tun und ermöglicht So Finnbogason problemlos die Führung zu erzielen. In der Folge wurden die Kölner dann sogar von Hinteregger äußerst freundlich zum Ausgleich eingeladen, als nach seinem Patzer Cordoba und Osako alleine auf das Tor zu liefen. Der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte spielte dann aber einen Pass, der so schlecht war die Donald Trumps Beliebheitswerte, sodass die Chance im Nichts verschwand. Stattdessen foult auf der Gegenseite Hector den Entenmann Heller (Quelle Titelbild: Stadtzeitung.de) und Finnbogason stellt vom Punkt auf 2:0.

Mann des Spiels: Dreierpacker Finnbogason (Quelle: Stadtzeitung.de)

Trotz größter Bemühungen sollte den Geißböcken mangels Kreativität an diesem Nachmittag nichts zählbares mehr gelingen. Dafür stellte der eiskalte Isländer mit seinem dritten Treffer kurz vor Schluss noch den 3:0 Endstand her, der auf Augsburger Seite für reichliche fröhliche Gesichter sorgte, wie man es sonst in der bayrischen Metropole nur von der Puppenkiste kennt.

Reichlich Heiterkeit herrschte auch in Hannover, schließlich war der Aufsteiger mit zwei Siegen furios in die neue Saison gestartet. Nun stand das Niedersachen-Derby gegen den VfL Wolfsburg an und natürlich wollte keiner den Platz als Verlierer verlassen. So gestaltete sich eine ausgeglichene Partie, in der sich Mario Gomez plötzlich die Großchance zur Führung bot. Der Nationalstürmer gab allerdings nicht den Goalgetter sondern den Körperklaus, trat über den Ball und schaffte es dabei, sich eine Bänderverletzung einzuhandeln und sich selbst so für einige Wochen aus dem Spiel zu nehmen. Sowas muss man auch erstmal schaffen. Trotzdem waren es die Wölfe, die nach der Pause in Führung gingen. Didavi mogelte einen Freistoß ins Tor der 96er wie Schleuser Flüchtlinge über Staatsgrenzen und gab so die Initialzündung für eine starke Drangphase, aus der die Gastgeber aber keinen Profit ziehen konnten. Und so kam es nach 75 Minuten zu einer Art Billard-Gestochere im Wolfsburger Strafraum, an dessen Ende Martin Harnik an den Ball kam und mit der Hacke durch die Beine von Knoche und Casteels den Ausgleich erzielte.

Harnik zaubert den Ball per Hacke in die Maschen (Quelle: Kicker.de)

Ja, richtig gelesen. Martin Harnik. Mit der Hacke. Durch die Beine. Ins Tor. Ich weiß nicht, wie der Österreicher überhaupt auf so eine Idee kam, aber egal was er genommen hat, ich will es auch. Am Ende blieb es jedenfalls beim Remis und Hannover 96 bleibt ungeschlagen. Chapeau.

Dieses Prädikat hatte bisher auch Borussia Mönchengladbach inne, aber dann kam der Prince und änderte dies. Denn Kevin Prince Boateng schoss nach 13 Minuten den entscheidenden Treffer für seine Eintracht und sicherte den Frankfurtern so drei Punkte bei erschreckend harmlosen Gladbachern. Dabei ging es für KPB nicht sonderlich gut los. Direkt nach dem Anpfiff kam nämlich die alte Berliner Schule in ihm durch und er klaute kurzerhand Kollege Haller das Tor – allerdings stand er dabei im Abseits. Gut für ihn, dass er es nur zwölf Minuten später besser machte.

Der Prince dreht jubelnd ab (Quelle: Kicker.de)

Die Gladbacher versuchten zwar ihrerseits das Offensivspiel aufzuziehen, hatten aber über die gesamte Spielzeit die Durchschlagskraft eines Schaumstoffhammers. Daher mussten die Fohlen am Ende diese verdiente Heimniederlage schlucken und komplettierten so einen mehr als gebrauchten Samstag für das Rheinland.

Ganz anders sah das Ganze im Kraichgau aus. Dport empfing zum Topspiel des Spieltags die TSG Hoffenheim den Rekordmeister aus München. Bei diesem durfte sich nach all seinem Gemotze wie ein Kind, das keinen Nachtisch bekam, weil es sein Zimmer nicht wie versprochen aufgeräumt hatte, Thomas Müller mal wieder von Beginn an versuchen und blieb bis zur Auswechslung blass wie ein Emo Mädchen. Das galt allerdings für den ganzen FC Bayern an diesem Abend, denn trotz unendlichem Ballbesitz wurde es selten zwingend. Ganz anders die Hoffenheimer, auch wenn die Führung von einem gedankenschnellen Balljungen eingeleitet wurde. Mats Hummels hatte den Ball bereits jenseits des Seitenaus gespielt und ans andere Ende des Feldes gepöhlt. Der örtliche Balljunge übergab blitzschnell einen neuen Ball an Kramaric, der per Einwurf Uth schickte, welcher wiederum trocken ins kurze Eck zur Führung einnetzte. Eben dieser Uth war es dann auch, der nach der Pause auf 2:0 erhöhte, als die bayerische Defensive ihn im Strafraum so allein ließ wie Kevin an Weihnachten in New York. Bei diesem Spielstand blieb es dann bis zum Abpfiff und somit kassieren die Bayern in dieser Saison bereits am dritten Spieltag die erste Saisonniederlage. Ist das Team schon nach zwei Siegen satt? Oder lag der Fokus von Coach Carlo im Spätsommer eher auf Wein, Weib und Gesang als auf dem Training und der Spielvorbereitung? Beides wird sich wohl erst in den nächsten Wochen zeigen. In jedem Fall gab es in Hoffenheim reichlich Grund zum Jubeln.

Pure Freude in Hoffenheim (Quelle: Kicker.de)

Diese gab es am Sonntag dann auch in Berlin, wo mit Bibiana Steinhaus die erste Schiedsrichterin ein Bundesligaspiel leiten durfte. Damit dürfte sie auf Platz drei berühmter Bibis aufsteigen, direkt hinter Bibi Blocksberg und Bibi von Bibis Beauty Palace. Und sie machte ihre Sache gut. Nach 38 Minuten ging Darida vor dem Bremer Strafraum gefoult zu Boden. Der Ball belangte aber trotzdem zu Mitspieler Leckie, Steinhaus ließ weiterlaufen und der ehemals so ungefährliche Stürmer erzielte sein drittes Saisontor durch die Beine des Bremer Keepers.

Debüt für Bibiana Steinhaus im deutschen Oberhaus – herzlichen Glückwunsch (Quelle: Kicker.de)

Auf Seite den Gäste von der Weser hatte man wohl mit einem Pfiff gerechnet und das Spielen eingestellt – ein klassischer Fall von falschen männlichen Erwartungen an eine Frau. Nach dem Pausentee bat der Bremer Kapitän Delaney, der in der Länderspielpause für Dänemark gleich vierfach erfolgreich war, Esswein und Stark im Berliner Strafraum zum Kuschelwalzer, hob den Ball geschickt über alle hinweg und glich so stark und verdient für seine Farben aus. Dabei blieb es dann auch bis zum Ende, womit den Bremern neben dem ersten Tor auch der erste Punkt auf dem Konto gutgeschrieben werden konnte.

Darüber konnten im Vorfeld der letzten Partie des Spieltags beide Parteien nur müde lächeln, schließlich stand bei beiden schon eine dicke fette drei auf dem Kontoauszug. Dabei sollte es aber natürlich nicht bleiben, als der FC Schalke den VfB Stuttgart empfing. Vor allem die Gastgeber legten mutig los. Der junge Harit wurde bereits nach drei Minuten in bester Holzfäller-Manier im Strafraum umgetreten, was der leitende Schiedsrichter aber dezent übersah. Glücklicherweise schaltete sich der Video-Assi ein und korrigierte die Entscheidung. Bentaleb übernahm die Verantwortung und würgte den Elfmeter so gerade eben rein, als würde ein Fitnessfreak Kohlenhydrate zu sich nehmen müssen.

Mehr schlecht als recht geschossener Elfmeter (Quelle: Kicker.de)

Gezählt hat das Tor natürlich trotzdem, allerdings gab es den Knappen nicht wirklich Auftrieb. Stattdessen zog man sich immer weiter zurück und überließ den Stuttgartern das Feld. Kein Wunder, dass Akolo kurz vor der Pause technisch anspruchsvoll ber Direktabnahme den Ausgleich erzielte und so ein Pfeifkonzert zum Pausenpfiff auslöste. Dieses zeigte aber scheinbar Wirkung, denn nach der Pause gab es quasi umgehend eine knallharte rechts-links Kombination ins Gesicht der Stuttgarter, als wäre man plötzlich bei einem Klitschko Kampf gelandet – oder bei einem klassischen Straßenkampf in Problemvierteln von Berlin. Erst beschenkte sich Naldo selbst per Kopf zum 35. Geburtstag und keine zwei Minuten später lupfte Guido Burgstaller, der Österreicher mit dem so schalkeesken Vornamen, sehenswert in die Maschen und es stand 3:1 für die Hausherren. Da auf Seiten der Stuttgarter Terodde selbst das leere Tor nicht treffen konnte oder wollte, blieb es dabei bis zum Ende, was die Verstimmtheit im Schalker Umfeld aufgrund der Causa Höwedes wohl zunächst beruhigen dürfte wie ein alkoholischer Absacker nach einen großen Mittagessen.

 

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