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Bundesliga 2017/2018, 4.Spieltag: Autsch, das tat weh

Der Sommer scheint sich zunehmend zu verabschieden, der Herbst an seine Stelle zu treten und jeder Fußballfan weiß, was das bedeutet: die Bundesliga nimmt jetzt so richtig Fahrt auf. Die bisherigen drei Spieltage werden nun binnen einer englischen Woche locker flockig verdoppelt – da geht einem doch das Herz auf wie bei einem Korb voll süßer Hundewelpen.

Aber eins nach dem anderen, denn bisher stand ja nur der 4. Spieltag auf dem Programm. Und dieser startete direkt mit einer Art Derby: Kleiner gegen großer HSV, Hannover gegen Hamburg. Ein Spiel um die Tabellenspitze, womit wohl selbst die kühnsten Optimisten vor der Saison nicht gerechnet hätten. Wer nun aber ein Spitzenspiel erwartete, wurde vor allem in der ersten Halbzeit bitter enttäuscht wie Kunden bei McDonalds, die in ihrer 9er McNuggets Box nur acht Stück finden. Hannover dominierte zwar das Geschehen mit 70 Prozent Ballbesitz, nach vorne waren aber beide Teams so einfallslos wie Socken als Weihnachtsgeschenk. Nach der Pause konnte es also nur besser werden und das wurde es. Nach 50 Minuten machte Martin Harnik nämlich das, was er am besten kann: Eigenwillig im Strafraum herumstochern. Und wie so oft hatte er damit auch noch Erfolg und plötzlich führte Hannover mit 1:0.

Harnik erstochert die 96 Führung (Quelle: Kicker.de)

Auch in der Folge blieben die 96er gefährlicher und konnten sich dann in der Schlussphase bei HSV Keeper Mathenia bedanken, der einen mittelmäßigen Freistoß so unmotiviert nach vorne abprallen ließ, dass Neuzugang Bebou nur noch einschieben musste um den 2:0 Endstand herzustellen. Somit erklomm, zumindest vorläufig, der kleine HSV aus Hannover als ungeschlagener Aufsteiger die Tabellenspitze – Hut ab.

An diesem Status konnte auch der Rekordmeister aus München nichts ändern, trotz eines souveränen Sieges gegen Mainz zum Wiesnautakt. Dabei lief für die Bayern, die zuletzt häufiger in der Kritik standen als schwätzende Schüler im Unterricht, alles wie geschmiert. Mit Kasperle Müller, Robben und dem doppelten Lewandowksi trafen die üblichen verdächtigen, während Joshua Kimmich, etatmäßiger Rechtsverteidiger, mit drei direkten Torvorlagen glänzte. Die Gäste aus Mainz stellten die Münchener hinten also vor ähnlich geringe Herausforderungen wie Ehefrauen die Suche nach einem Grund um auf den Mann sauer zu sein. Der bemitleidenswerte Rene Adler im Tor der Mainzer bekam gleichzeitig sicherlich schon Alpträume und fühlte sich an seine HSV-Zeit erinnert, in der er bekanntlich von den Bayern mehr Eier ins Nest gelegt bekam als ein Kind an Ostern.

Die Bayern freuen sich auf den Wiesnbesuch (Quelle: Kicker.de)

Am Ende blieb es aber bei einem fast schon harmlosen, aber trotzdem für die Gäste schmerzhaften 4:0 für den Rekordmeister, der nach der Niederlage in Hoffenheim pünktlich zum Fassanstich auf dem Oktoberfest für Wiedergutmachung sorgte.

Eben diese strebte man auch in Bremen an, hatte man doch in den ersten drei Saisonspielen nur einen mageren Punkt erbeutet. Und mit dem FC Schalke kam zudem ein Gegner ins Weserstadion, der in der Vergangenheit Auswärts oftmals mit einer akuten Punkteallergie zu kämpfen hatte. Eigentlich also gute Vorzeichen für die Gastgeber, aber irgendwie war es dann im Spiel wie mit dem Wetterbericht: Es kam alles anders als vorhergesagt. Am Anfang musste Werder zunächst durch ein Wechselbad der Gefühle: Kehrer grätschte Maserati Max Kruse mehr als robust von den Beinen, als wollte er im Kohleschacht Steine aus dem Weg grätschen. Der Bremer Stürmer kam dabei unglücklich auf der Schulter auf und musste runter – Diagnose: Schlüsselbeinbruch.

Mehr als nur ein Blechschaden bei Maserati Max (Quelle: Kicker.de)

Trotzdem gelang es den Gastgebern kurz darauf in Führung zu gehen. Die gesamte Schalker Hintermannschaft spielte bei einem Freistoß Hans Guckindieluft, vergaß dabei sich um den Ball zu kümmern und über Umwege kam dieser dann zu Sane, der humorlos einschoss. Diese Freude sollte aber nur äußerst kurz halten, denn nur zwei Minuten später gab es eine ähnliche Verwirrung im Bremer Strafraum. Keeper Pavlenka wusste nicht mehr so wirklich was er tat, Sane wollte dann spektakulär per Fallrückzieher klären, traf dabei aber nur Mitspieler Velijkovic, welcher wiederum den Ball per Kopf ins eigene Tor bugsierte. Eine kuriose Szene, die durchaus auch einige Lacher bei Upps die Pannenshow bekommen hätte. Nach der Pause wurde dann klar, dass die Bremer sich scheinbar einen gebrauchten Tag haben andrehen lassen. Man versuchte zwar viel, aber am Ende lachten die Knappen. In der Schlussphase hielt Goretzka bei einer Ecke lässig den Fuß rein, als wäre er Vorwerk-Vertreter und wollte die sich schließende Türe aufhalten, und erzielte so den Siegtreffer für Königsblau. Die stehen mit 9 Punkten gut da, während die Mannen vom Weserstrand mit einem mageren Pünktchen weiter im Tabellenkeller rumdümpeln.

Dort erwartete man im Vorfeld der Saison auch den FC Augsburg, aber bisher muss man sagen: Pustekuchen. Denn bisher überraschten die Puppenkisten-Männer mehr als positiv, so auch nun beim Gastspiel in Frankfurt. Außenverteidiger Max brachte die Gäste bereits früh in Führung, als er einen Freistoß fast von der Eckfahne gekonnt in die Mitte schnibbelte wie ein Koch Gemüse in der Küche, dieser aber an Freund und Feind vorbei direkt in die lange Ecke segelte – ein schöner Freistoß.

An allen vorbei direkt ins Glück (Quelle: Kicker.de)

Danach übernahmen die Hausherren zunehmend das Kommando und kamen in der zweiten Halbzeit auf deutlich über 70 Prozent Ballbesitz. Blöd nur, wenn man mit dem Ball in etwa so viel anfangen kann wie eine Kuh mit Rollschuhen und Knieschonern. Da war es dann erneut an den Augsburgern, den Frankfurtern zu zeigen, wie man’s macht. Caiuby schnappte sich gut dreißig Meter vor dem Tor den Ball, spazierte mit deutlich mehr als der berühmten Armlänge Abstand ein paar Meter und zog dann kurzerhand mehr als sehenswert im hohen Bogen ab – keine Chance für Hradecky im Tor und 2:0 für den FCA. Zwar gelang Jovic, scheinbar ein ausgemachter Schnelllerner was das Toreschießen angeht, noch der Anschlusstreffer, aber mehr dann auch nicht mehr. Die Augsburger überraschen also erneut, während die Eintracht irgendwie so leise vor sich hin dümpelt und aktuell weder Fisch noch Fleisch zu sein scheint.

Ähnliche Konstellation, aber andere Teams in Stuttgart. Der VfB empfing den VfL aus Wolfsburg und zeigte von Beginn an, wer der Herr im Haus ist. Vor allem auf der linken Offensivseite rannten die Stuttgarter immer wieder an, sodass der Platzwart dort nach dem Spiel wohl deutliche Abnutzungserscheinungen des Rasens ausbessern musste. Von den Wölfen hingegen kam offensiv im schwäbischen Regenwetter nahezu gar nichts, sodass man wohl eher von Schoßhunden sprechen sollte. Die Gastgeber gingen dann kurz vor der Pause durch den auffälligen Akolo hochverdient in Führung. Schonmal vorweg: diese sollte bis zum Ende halten, denn die Gäste aus der Autostadt waren im Vergleich zu den Porsches aus Stuttgart an diesem Samstag nur Bobby Cars. Die leider sehr unschöne Szene des Spiels ereignete sich dann aber kurz vor Schluss: Keeper Casteels kam mit dem Knie voran aus seinem Gehäuse um einen Ball abzufangen und erwischte dabei VfB Kapitän Gentner ganz übel im Gesicht.

Der Moment des Totalschadens im Gesicht von Christian Gentner (Quelle: Bild.de)

Beim zweifachen deutschen Meister gingen sofort die Lampen aus und er musste behandelt und per Trage vom Spielfeld gebracht werden. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass in der rechten Gesichtshälfte so einige Knochen gebrochen sind und Gentner dem VfB daher für einige Zeit fehlen wird. Die gute Nachricht ist aber, dass er trotz dieses Totalschadens im Gesicht wieder gesund wird und zurückkehren kann. An dieser Stelle gute Besserung. Das Spiel mussten die Hausherren dann, da das Wechselkontingent erschöpft war, zu zehnt beenden, während Casteels für das rüde Einsteigen weder eine Karte, noch ein Foul gegen sich gepfiffen bekam – trotz Einsatz des Videoschiedsrichters. Am Ende bleibt die Frage, was dieser sich dabei gedacht haben mag, unbeantwortet. Dem VfB Stuttgart aber bleiben immerhin drei Punkte und beim VfL Wolfsburg schmeißt man nun nach vier Spieltagen schon wieder den Trainer raus, während reichlich Manager im Zuge der Dieselaffäre weiter ihre Jobs behalten durften – eine durchaus fragliche Herangehensweise da in Wolfsburg.

Daher geht es nun auch schnell an einen Ort, wo der Trainer so fest auf seinem Stuhl sitzt wie die Queen auf ihrem Thron im Buckingham Palace, nämlich nach Leipzig. Nach dem Debüt in der Championsleague unter der Woche empfingen die roten Bullen nun die Fohlen aus Gladbach und wollten natürlich an die jüngsten Erfolge anknüpfen. So verwunderte es nicht, dass Leipzig loslegte wie die Feuerwehr und sich bereits früh in Person des momentan mit Abstand besten deutschen Stürmers belohnte: über links wurde sich wunderbar durchkombiniert, Bernardo passte in die Mitte, Werner hielt den Fuß perfekt rein und Sommer im Tor der Gladbacher konnte sich noch so sehr strecken als würde er vom Sofa aus versuchen an die Fernbedienung auf dem Tisch zu kommen, er schaffte es nicht mehr. Hinten agierte Bernardo dann allerdings nicht mehr so geschickt, als er Hoffmann schubste und so einen Elfmeter als freundliches Präsent an die Gäste überreichte. Hazard sagte artig danke und stellte auf 1:1. Deutlich mehr Spielfreude hatten aber weiterhin die Hausherren und so gingen diese auch wieder in Führung. Keita bediente Augustin wunderbar in der Gasse wie ein Drogendealer seine Kunden, dieser nahm den Ball per Drehung mit wie eine elegante Ballerina und vollstrecke dann kalt. Nach der Pause kippten dann aber die Kräfteverhältnisse und die Fohlen wurden plötzlich stärker als die Bullen. Stindl belohnte den Aufwand mit dem sehenswerten Ausgleich per Distanzschuss. Deutlich weniger sehenswert war dann das, was in der 84. Minute geschah: Keita verwechselte scheinbar den Ball und den Kopf von Christoph Kramer, eine gewisse Ähnlichkeit ist ja durchaus vorhanden, und traf den Gladbacher mit den Stollen im Gesicht.

Keitas verhängnisvolle Verwechslung (Quelle: RP-Online.de)

Die logische Folge: Platzverweis für Keita und Behandlungspause für Kramer. Dieser kam mit einer Wunde an der Oberlippe davon und scheint sich, im Gegensatz zum WM Finale, sogar noch an die Partie erinnern zu können. Am Ende bliebt es dann aber beim 2:2, was letztlich ein durchaus gerechtes Ergebnis für diese Partie darstellte.

Das gleiche Fazit verdiente sich auch die Partie zwischen der TSG Hoffenheim und Hertha BSC Berlin am Sonntagmittag. Die beiden Europaleague Starter trafen schon um 13:30 aufeinander und so wurde dann auch Bundesligageschichte geschrieben. Mit dem Führungstor für die Gastgeber durch Sandro Wagner in der 6. Minute fiel das, zumindest was die Tageszeit angeht, früheste Tor der Geschichte.

Sandro Wagner köpft das frühe 1:0 (Quelle: Kicker.de)

So mancher Fußballfan wird das gar nicht mitbekommen haben, da Familienväter zu dieser Zeit wohl bei Mittagessen saßen und Studenten sich noch beim Katerfrühstück von der durchzechten Nacht erholten. Aber gefallen ist das Tor natürlich trotzdem. Ebenso wie kurz nach der Pause der Berliner Ausgleich, den Esswein mit der rechten Schulter über die Linie drückte, als wollte er per Schulterzucken zeigen, wie egal ihm diese frühe Anstoßzeit ist. Da beide Teams sich danach scheinbar im Suppenkoma befanden und sich nahezu komplett neutralisierten, blieb es bei diesem 1:1.

Mit diesem Ergebnis hätten sicherlich auch die Freiburger beim ihrem Gastspiel in der BayArena gut leben können, aber stattdessen schoss sich die Werkself den ganzen Frust der ersten drei Spieltage von der Seele – im wahrsten Sinne des Wortes. Den Türöffner gab dabei der bisher so füllige Volland, der allerdings die letzten Wochen nicht zum Frustfressen sondern scheinbar eher zum Training genutzt hat und seinen Schuss wunderbar im oberen Eck platzierte. Ebenso wunderbar nagelte kurz darauf Aranguiz einen nur halbgar geklärten Ball der Freiburger in die Maschen.

Aranguiz packt den Strahl zum 2:0 aus (Quelle: Kicker.de)

Danach fielen die Freiburger hinten auseinander wie ein trockener Streuselkuchen und erneut Volland stellte noch vor der Pause auf 3:0. Nach dem stärkenden Pausentee erinnerte man sich bei den Breisgauern dann auch wieder daran, wie man verteidigte. Das Bemühen war zumindest erkennbar, aber so ganz gelang es doch nicht. Vollands dritter Streich wurde noch vom Videoschiedsrichter aberkannt, aber kurz vor Schluss besorgte dann Julian Brandt noch den 4:0 Endstand. Ein klarer Befreiungsschlag also für die Werkself und eine ganz bittere Pille für den SC Freiburg.

Auf einen Befreiungsschlag hofften wohl nur die allergrößten unter den Kölner Optimisten beim sonntäglichen Gastspiel in Dortmund. Dass es dann aber ein so bitterer Abend wurde, damit war nicht zu rechnen. Nach der mehr als euphorischen Rückkehr auf die europäische Bühne nach 25 Jahren Abstinenz, so lange auf Spaß verzichten kennen wohl sonst nur Ehemänner, die schon äußerst lange verheiratet sind, schienen die Kölner in Dortmund dann allerdings noch von der Nacht in London zu träumen, als Neuzugang Yarmolenko Jannes Horn einen Knoten in die Beine spielte und schon in der zweiten Minute das 1:0 für Maximilian Philipp auflegte. Doch auch trotz dieser kalten Dusche wurden die Geißböcke nicht richtig wach. Kurz vor der Pause dann der Aufreger des Spiels. Sokratis verschaffte sich per leichtem Schubser Platz bei einer Ecke, Horn blieb daraufhin in Heintz hängen und der Grieche schob den Ball ins Tor. Der Schiedsrichter pfiff ab, noch bevor der Ball die Linie überquert hatte. Die Proteste der Dortmunder hielten sich in Grenzen, aber dann hatte der Videoschiedsrichter seinen großen Auftritt, entschied auf Tor und es stand 2:0. Regeltechnisch ein klarer Fauxpas des Schiedsrichtergespanns, über den sich vor allem der FC echauffierte wie die Partnerin, wenn der Klodeckel nicht heruntergeklappt wird oder die Zahnpastatube offen liegen bleibt.

Diskussionen in Dortmund über den Einsatz des Videobeweises (Quelle: Kicker.de)

Die Proteste waren durchaus gerechtfertigt, aber am Ausgang des Spiels änderte dieses Tor letztlich wenig, da die Kölner nach der Pause Lücken in ihrer Hintermannschaft offenbarten, die an die Bevölkerungsdichte in der tiefsten Eifel erinnerten. Erneut Philipp und zweimal Aubameyang, davon ein Handelfmeter durch den Videoschiedsrichter, bei dem der Hauptschiedsrichter mit den Augen wohl gerade auf der Oberweite irgendeiner Dame auf der Tribüne war, sorgten für eine deftige 5:0 Klatsche, die auch in der Höhe durchaus verdient war. Spannend bleibt aber die Frage, ob der angekündigte Protest gegen die Spielwertung seitens der Geißböcke tatsächlich eingereicht wird und wenn ja, wie der DFB und die DFL damit umgehen. Sollte das Spiel tatsächlich aufgrund dieses Formfehlers wiederholt werden müssen, dürfte dies weitreichende Folgen für die Zukunft des Videobeweises haben. Denn wie Oma schon gern sagte, verschlimmbessert dieser momentan oftmals die Entscheidungskompetenz der Schiedsrichter auf dem Platz anstatt diese zu stärken. Vorerst jedenfalls steht die Borussia aus Dortmund ungeschlagen und ohne Gegentor an der Tabellenspitze während der 1.FC Köln sich ohne Punkt an die rote Laterne klammert.

Es bleibt also spannend, ob sich die vorhandenen Trends nach vier Spieltagen fortsetzen oder ob der ein oder andere Turnaround gelingt. Zum Glück steht die englische Woche schon unmittelbar vor der Tür wie der Hausmüll bevor man ihn zur Tonne bringt. Auf jeden Fall gut Kick und möge die Woche noch viel Spannung in die heimischen Wohnzimmer bringen.

 

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