Den Auftakt zur 5. Runde dieser Saison war Borussia Mönchengladbach mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart vorenthalten, und zwar zu einer Zeit, die für berufstätige Fans, vor allem mit einem Anreiseweg, ein Graus ist: 18:30. Dass die DFL in etwa so freundlich mit Fans umgeht wie Donald Trump mit mexikanischen Migranten, ist leider nichts neues. Aber diese Anstoßzeit ist wirklich unnötig. Vielleicht lag es auch daran, dass im Borussiapark in der ersten Halbzeit so viel Spannung auf dem Rasen lag wie bei Tante Ernas Strickrunde. Während die Stuttgarter Anhänger auf den Rängen zumindest mit Pyrotechnik unerlaubterweise für etwas Action sorgten, war auf dem Platz tote Hose wie bei Modepuppen. Einzig wirklich bemerkenswerte Szene: Christoph Kramer kassierte mal wieder einen Schlag ins Gesicht und musste behandelt werden.
Der Weltmeister kriegt es in letzter Zeit wirklich häufiger auf’s Maul als der Klassenstreber von den Schulrowdys, wenn er mit Hosenträgern in der Schule aufkreuzt. Nach der Pause zündeten die VfB Fans erstmal wieder ihren Block an, gaben damit aber wohl unfreiwillig auch den Startschuss für die heimische Borussia. Raffael spielte sich per verzögertem Doppelpass in den Strafraum und markierte das 1:0. Danach ging Hazard dann im Strafraum so leicht zu Boden wie ein Kartenhaus, bekam dafür trotzdem einen Elfmeter und erneut Raffael erzielte das 2:0. Das Spiel schien entschieden, aber plötzlich entschieden sich auch die Stuttgarter mitzuspielen. Trotz Chancen für mindestens zwei Spiele blieb es aber am Ende beim Ergebnis und die Cannstatter agieren weiter nach dem Motto zuhause hui, auswärts pfui.
Anders verlief die Saison bisher für den VfL Wolfsburg und Werder Bremen. Bei beiden Teams galt bisher eher das grundsätzliche Motto pfui. Das führte in der Autostadt nun dann auch spontan zum ersten Trainerwechsel der Saison und Martin Schmidt (nein, nicht der ehemalige Skispringer) übernahm den noch warmen Sitzplatz von Andries Jonker auf der Wolfsburger Bank. Auf dem Platz machte sich dieser Wechsel allerdings noch nicht wirklich bemerkbar, denn in der ersten Halbzeit dominierte auf beiden Seiten vor allem die Nervosität das Geschehen, wie bei Teenagern beim Puffbesuch. Nach 28 Minuten hatten Ntep dann aber auf dem Flügel so viel Zeit wie Behördenmitarbeiter wenn man es eilig hat, flankte ungestört in die Mitte und fand dort Origi, der zur Wolfsburger Führung vollstreckte. In der Halbzeit entschied man dich bei den Bremer Gästen dann dafür, auch mal einen Stürmer aufzustellen und offensiver zu spielen. Und plötzlich klappte das dann auch auf dem Platz. Delaney spielte den Ball hoch in den Strafraum, Fin Bartels hielt den Kopf rein und ließ Casteels im Wolfsburger Gehäuse nur das Nachsehen.
Danach drückte Werder auf’s Gas wie ein Brummifahrer bergauf und drängte auf das zweite Tor. Die beste Möglichkeit dazu hatte Gebre Selassie, scheiterte aber an zu vielen Gedanken in seinem Kopf und dann am Pfosten. So blieb es am Ende beim 1:1, was für Neucoach Schmidt ein nur semi-gelungener Auftakt, vor allem für Bremen aufgrund der zweiten Halbzeit aber eigentlich zu wenig ist.
Zu wenig ist auch die richtige Beschreibung für die Leistung des FC Schalke beim Heimspiel gegen den FC Bayern. Zwar starteten die Knappen angriffslustig in die Partie, allerdings wurde ihnen dieser spätestens nach 25 Minuten gezogen wie einem Kind der wackelige Milchzahn per Türklinken-Faden-Kombination. James Rodriguez, der seinen gemütliche, warmen Bankplatz mal gegen die Startelf tauschen durfte/musste, zog gegen Naldo zur Grundlinie, versuchte zu flanken und dabei sprang der Ball vom grätschenden Fuß an den ausgestreckten Arm des Brasilianers. Für den Schiedsrichter kein Grund zu pfeifen, für den Videoassistenen schon – eine vertretbare, aber in meinen Augen zu harte Entscheidung.
Robert Lewandowski blieb gewohnt cool und verwandelte zur Führung. Keine fünf Minuten später warfen die Knappen dann einen Einwurf am eigenen Strafraum so achtlos weg wie einen Flyer in der Fußgängerzone, die Bayern passen zwei Mal und plötzlich steht James völlig blank im Strafraum und schiebt lässig ins kurze Eck. Nach der Pause versuchte es Königsblau dann nochmal mit dem Mute der Verzweiflung und wurde stärker. Vor allem Goretzka schien seinem potenziellen neuen Arbeitgeber nochmal zeigen zu wollen, was er so drauf hat. Dann packten die Bayern in Person von James aber das feine Messer aus, filettierte die gesamte Schalker Hintermanschaft mit einem hohen Pass in den Strafraum, wo Vidal völlig frei volley zum 3:0 Endstand versenkte. Ein letztlich verdienter Sieg des Rekordmeisters gegen willige Schalker, in deren Zeugnis an diesem Abend allerdings nur stehen konnte: Sie waren stets bemüht.
Gleiches galt auch für die Partie des FC Augsburg gegen RB Leipzig. Allerdings nicht wie erwartet für die Gastgeber, sondern für den deutschen Vizemeister. Während die Leipziger augenscheinlich unter akutem Rotationsschwindel litten, Coach Hasenhüttl hatte schließlich auf 9 (!!!) Positionen gewechselt, schienen sich die Augsburger, für viele (mich eingeschlossen) vor der Saison Abstiegskandidat Nummer 1, vor dem Spiel richtig heiß gemacht zu haben wie ein Kräuterbutter Baguette im Backofen und legten los wie die Feuerwehr. Nach nur vier Minuten wurde Caiuby beim überfallartigen Konten gegen Compper auf die Reise geschickt und zeigte diesem, wie sich ein Opa beim Wettlauf mit seinen Enkeln fühlen muss. Über Umwege gelangte der Ball im Strafraum dann zu Gregoritsch, der humorlos einschob und den Zähler auf 1:0 stellte. Zwar dominierten die Gäste aus Ostdeutschland in der Folge die Partie über weite Strecken, bissen sich aber die Zähne an der Abwehr des FCA aus wie an einem zähen Karamellbonbon. Den Bullen fehlten schlicht und ergreifend die Ideen, während die Gastgeber ihrerseits durch Konter immer wieder gefährlich wurden. Gegen Ende wurde das Spiel dann zunehmend körperlicher und Daniel Baier, seines Zeichens Kapitän der FCA, brannte wohl eine Sicherung durch. Mit einer mehr als abfälligen Geste in Richtung der Leipziger Bank, als würde er sich selbst den Lurch würgen bzw. die Palme wedeln, fiel er, von allen Schiedsrichtern unbeachtet, mehr als negativ auf und rückte dadurch die Leistung seiner Mannschaft leider in den Hintergrund.
Am Ende sollten die Fuggerstädter trotz dieser Niveaulosigkeit aber die Oberhand behalten und behielten die drei Punkte zuhause. Damit stehen auf der Haben-Seite des Abstiegskandidaten nun 10 Punkte und somit drei mehr als bei RBL. Eine Leistung, die man zweifelsohne anerkennen muss.
Anerkennung für Leistung hat dafür ein anderes Team sich bisher in dieser Saison noch nicht verdient: der 1.FC Köln. Am Mittwoch sollte nun gegen Eintracht Frankfurt alles besser werden. Stattdessen startete das Spiel extrem zerfahren und mit mehr Fehlern auf beiden Seiten als ein Legastheniker beim Diktat. Nach gut 20 Minuten schien Dominic Maroh genug von der Langeweile auf dem Feld zu haben und spielte einen katastrophalen Rückpass, der so dermaßen zu kurz geriet, dass er eher daran erinnerte, als würde ein kleines Mädchen versuchen einen Ball zu werfen. Gacinovic nahm den Ball dankend an, legte ihn sich aber etwas zu weit vor, sodass Keeper Horn erst den Ball spielen konnte, bevor er den Frankfurter Offensivspieler berührte. Trotzdem zeigte Schiri Petersen bei seinem Bundesligadebüt auf den Punkt. Alle erwarteten nun das Einschreiten des Videoschiedsrichters, aber dieser blieb Stumm wie ein Fisch. Haller verwandelte anschließend cool wie heutige Gangsterrapper zum 1:0. Die Funkstille des Videoassistenten, der sich sonst oftmals bisher redseliger gegeben hatte als beim Kaffeeklatsch, setzte sich dann auch unvermindert fort. Nur eine Minute nach dem falschen Pfiff riss Heintz Haller im Strafraum abseits des Balles um, aber die Pfeife ertönte nicht. Genauso sah es auf der anderen Seite aus, als Falette Bittencourt so rüde in den Rücken Sprang wie beim Pogo vor der Bühne eines Toten Hosen Konzertes.
In beiden Fällen hätte es Strafstoß geben müssen, während der gepfiffene keiner war. Zusammengefasst also drei Griffe ins Klo – wo war also Wolfgang Stark vor dem Bildschirm des Videoschiedsrichters? Gerüchten zufolge hatte er nicht mit dem frühen Anpfiff gerechnet und war noch mit den Simpsons und Galileo beschäftigt. Andere behaupten, er hatte Probleme bei der Zubereitung seines Mikrowellenpopcorns. In jedem Fall glänzte er mit Abwesenheit. Nach der Pause versuchten die Geißböcke dann ihr Möglichstes, blieben in der Offensive aber unbeholfen wie Männer beim Öffnen eines BH-Verschlusses. Daher blieb es beim glücklichen Auswärtssieg für abgebrühte Frankfurter und dem leeren Punktekonto des FC.
Besser machen als der rheinische Nachbar wollte es Bayer Leverkusen im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC. Nach dem Befreiungsschlag am letzten Wochenende gegen Freiburg wollte die Werkself nachlegen, agierte stattdessen aber offensiv so gefährlich wie ein Sofakissen. Hertha hingegen zeigte, wie so oft, was effizientes Offensivspiel bedeutet. Nach einer guten Viertelstunde schnappte sich Matthew Leckie, bzw. sein plötzlich torgefährlicher Doppelgänger, den Ball und baute einen klassischen Robben.
Der Ball senkte sich im wundervollen Bogen ins lange Eck und die Hertha führte 1:0. Keine zehn Minuten später tauchte Ibisevic allein vor Bern Leno im Tor der Leverkusener auf, führte den Nationalkeeper an der Leine samt Ball durch den Strafraum, flankte dann in die Mitte wo Kalou problemlos zum 2:0 ins leere Tor einnicken konnte. Die Hertha verteidigte in der Folge clever, während Leverkusen weiter uninspiriert wie ein kriselnder Künstler auftrat. Zwar gelang Julian Brandt aus heiterem Himmel noch den Anschlusstreffer, dabei blieb es aber. Die Hertha startet somit erneut äußerst solide in die Saison, während Bayer sich schon wieder mit dem Gedanken anfreunden muss, im Niemandsland rumzudümpeln.
Hätten man Freiburg und Hannover vor der Saison gefragt, ob sie sich mit diesem Gedanken für die Saison anfreunden können, hätten beide wohl sofort unterschrieben. Am fünften Spieltag trafen sich beide nun in Freiburg mit durchaus anderen Vorzeichen. Während Freiburg noch auf den ersten Saisonsieg wartete, reiste Hannover als Teil der Tabellenspitze in den Breisgau. Nach einer torlosen ersten Hälfte mit Vorteilen für die Gastgeber, bekam Niederlechner die persönliche Einladung zur Führung von Anton überreicht, als dieser im Strafraum sein Bein tollpatschig stehen ließ. Der Freiburger Stürmer setzten den Ball aber so weit vorbei, dass selbst ein Scheunentor wohl für seinen Schuss als Ziel nicht gereicht hätte. Nach 66 Minuten wurde der Bann aber gebrochen und das erste Tor der Saison im Schwarzwald-Stadion wanderte auf die Anzeigetafel. Der personifizierte österreichische Stocher Martin Harnik brachte auf seine typische Art und Weise 96 in Führung – und das ziemlich aus dem Nichts. Es roch nach einem erneuten Hannoveraner Erfolgserlebnis, aber der SC Freiburg hat schließlich den besten Joker der Ligageschichte in seinen Reihen. Nach 83 Minuten stach Nils Petersen bei einer Ecke und besorgte den verdienten Ausgleich.
Egal ob Autoquartett, Kanasta oder UNO: Mit Nils Petersen auf der Hand würde man wohl so ziemlich immer ein gutes Blatt haben. Beim Remis blieb es bis zum Ende, womit beide Mannschaften wohl mehr oder weniger gut leben konnten.
Mit dem gleichen Ergebnis wäre man in Hamburg wohl außerordentlich zufrieden gewesen, schließlich empfing man die offensive Dampfwalze aus Dortmund im heimischen Volkspark. Zwar versuchte der Dino die offensiv ausgerichtete Dortmunder Hintermannschaft vor Probleme zu stellen, scheiterte dabei aber meistens wie ein T-Rex beim Bettenmachen an seinen kurzen Armen. Stattdessen tat Dortmund das, was sie eben am liebsten tun: Tore schießen. Kagawa wurde im Hamburger Strafraum von Toprak angeköpft, schaltete schneller als ein getunter Opel beim Straßenrennen und schob überlegt zur Führung ein.
Nach der Pause legten Aubameyang und Pulisic nach und stellten zusammen mit Neuzugang Yarmolenko die Hamburger Hintermannschaft immer wieder vor größere Probleme als der Bau der Elbphilharmonie. Am Ende stand ein 3:0 Auswärtssieg für den BVB zu Buche, der somit die Tabellenführung souverän behauptete und weiterhin auf sein erstes Gegentor der Saison warten darf.
Dieses Warten hatte man in Mainz mit sieben Gegentoren bereits lange hinter sich, als nun die TSG Hoffenheim zu Besuch in die Karnevalshochburg anreiste. Die Jecken hatten sich aber scheinbar eine Menge vorgenommen, denn nach 16 Minuten stand es bereits 2:0 für die Gastgeber. Latza aus der Distanz besorgte die Führung, bevor Muto kurz darauf Samba mit der gesamten Hoffenheimer Defensive tanzte und am Ende noch wunderbar vollendete. Hoffenheim riss sich dann aber zusammen und wurde selbst offensiv aktiv. Zählbar wurde dies erstmals durch Amiri, der mit einem pfundigen Schuss Rene Adler überwinden konnte. Noch vor der Pause viel dann auch der Ausgleich, als Sandro Wagner eine Ecke von Rupp aus dem Stand per Kopf in den Winkel beförderte und sich provokant dafür von den Mainzer Anhängern feiern ließ. Trotz Bemühungen auf beiden Seiten schien es so, als würde es beim Unentschiedenen bleiben und beide würden mit einem Punkt als Trostpreis im Gepäck nach Hause fahren, wie der Kumpel eines Aufreißers, der sich um die weniger ansehnliche Freundin des weiblichen Zielobjekts kümmern muss. Doch dann löffelte Kevin Vogt in der Nachspielzeit den Ball blind in den Mainzer Strafraum, Uth nahm ihn blank wie eine Eisfläche an und versenkte ihn ebenso cool im Mainzer Kasten.
Mit seinem vierten Saisontreffer sicherte der Stürmer per Late-Drama-Goal seiner TSG die drei Punkte und lässt Mainz stößt Mainz damit ins Tal der Tränen.
Glücklicherweise gibt es für den FSV Mainz 50 ebenso wie für alle anderen semi-erfolgreichen Teams am Wochenende direkt die nächste Chance, aus diesem Tal wieder auf die Sonnenseite des Bundesliga-Lebens zu kommen. Mal sehen, wem das gelingt und wer noch tiefer in den Morast des Tabellenkellers rutscht. Nur eins ist sicher: Am Sonntagabend wissen wir alle mehr. Bis dahin: Gut Kick!