Wenn mir vor dem Wochenende jemand gesagt hätte, was für abgefahrene Szenen sich am 11. Spieltag in den Bundesliga Stadien so abspielen würden, ich hätte denjenigen zweifellos als Verbreiter von Fake News betitelt und ihn für einen Verrückten gehalten. Aber ich wurde eines Besseren belehrt, also ab zum 11. Spieltag der aktuellen Bundesligasaison.
Bereits am Freitagabend hatte die Frankfurter Eintracht den SV Werder Bremen zu Gast. Die Norddeutschen hatten sich unlängst, nach einem guten halben sieglosen Jahr in der Bundesliga, von Chefcoach Alex Nouri getrennt und wollten nun mit Interimstrainer Florian Kohfeldt endlich den viel zitierten Bock umstoßen. Entsprechend forsch legten die Bremer auch in Frankfurt los, bis der fast schon obligatorische Nackenschlag kam. Nach 17 Minuten spielte die Bremer Hintermannschaft mit dem Ball Flipper und über Umwege lag dieser plötzlich Rebic an der Strafraumecke vor den Füßen. Der Kroate fackelte nicht lange und schlenzte das Spielgerät wunderschön mit der Innenseite ins lange Ecke zur Führung. Die Bremer ließen sich davon aber nicht unterkriegen und es dauerte keine 10 Minuten, da wurden sie dafür belohnt. Bei einer Ecke gab es ein wildes Gestocher im Frankfurter Strafraum wie beim Verlust des Brotstücks im Käsefondue, an dessen Ende Moisander den Ball zum Ausgleich über die Linie drückte. Das Tor machte den Gästen von der Weser scheinbar Lust auf mehr, denn von da an spielten sich die Werderaner schon fast in einen Offensivrausch, der lediglich mehrfach von Keeper Lukas Hradecky in bester Krakenmanier und anschließend vom Pausenpfiff im Zaum gehalten wurde. Den Schwung vergaßen die Bremer aber dann irgendwie in der Kabine, denn in der zweiten Halbzeit übernahm die Eintracht das Kommando. Nach 55 Minuten mutierte Kevin Prince Boateng zum besten Werder-Verteidiger auf dem Platz, als er kurz vor der Linie den Ball von selbiger kratzte anstatt ihn einfach im Tor unterzubringen. Wie man es besser macht, zeigte ihm dann Kollege Haller in der Schlussminute. Der Franzose, von dem man im gesamten Spielverlauf zuvor so viel sah wie von Deutschland-Fahnen an Autos wenn kein großes Turnier stattfindet, verwandelte eine Tawatha Flanke eiskalt und erlegte so am Ende platte Bremer.
Während Frankfurt also mal wieder Last-Minute-Qualitäten zeigt und die gute Form bestätigt, krebst Werder weiterhin sieglos im Tabellenkeller vor sich hin.
Dort befindet sich Werder Bremen in guter Gesellschaft des SC Freiburg. Die Breisgau Boys warteten bereits vor dem Heimspiel gegen die gnadenlos effektiven Schalker seit drei Ligaspielen auf ein Erfolgserlebnis und daran sollte sich auch am Samstag nichts ändern. Zwar begannen die Freiburger gewohnt mutig und motiviert, zu spüren bekam das zunächst aber am meisten Coach Streich und nicht der FC Schalke. Bei einem Zweikampf im Mittelfeld kam Janik Haberer nämlich vom Feld ab und senste seinen Trainer mit einer Grätsche um, auf die selbst Tomasz Hajto stolz gewesen wäre. Christian Streich hätte übrigens reichlich Zeit gehabt auszuweichen, aber stattdessen brüllte er lieber Haberer, den Schiedsrichter und Gott weiß wen noch an.
Die Gäste aus dem Pott hingegen agierten weite Teile der ersten Halbzeit viel zu passiv, begannen dann aber in Person von Konoplyanka die Aluminium-Test-Minuten im Breisgau, an denen sich kurz darauf auch Petersen und Kapustka auf der anderen Seite beteiligten. Obwohl die Schalker insgesamt in der Offensive ziemlich mau agierten, gingen sie nach einer guten Stunde in Führung. Der Ex-Freiburger Caligiuri zog einfach mal ab, Günther kriegte seinen Körper nicht rechtzeitig aus der Schussbahn und erwischte seinen Torhüter Schwolow so auf dem falschen Fuß. Danach schalteten die Knappen dann komplett in den Verteidigungsmodus und ließen keine Lücken offen wie ein guter Handwerker. So blieb es am Ende bei einem erneut glanzlosen aber eben sehr effektiven 1:0 für Schalke. Königsblau klettert somit weiter nach oben während der SC Freiburg es sich wohl oder übel weiter im Keller gemütlich machen muss.
Wenn man an gemütliche Aufenthalte im Tabellenkeller denkt, dann kommt einem zwangsläufig auch der Hamburger SV in den Sinn. Schließlich waren die Rothosen in den letzten Jahren Stammgast in dieser Tabellenregion und scheinen sich dort von Natur aus pudelwohl zu fühlen. Denn auch in dieser Saison hat man sich in Hamburg schnell wieder nach unten orientiert und es sich zuletzt wieder einmal auf dem geliebten Relegationsplatz bequem gemacht. Als nun aber mit dem VfB Stuttgart mal wieder die ungefährlichste Reisegruppe der Republik in die Hansestadt kam, konnte selbst der HSV nicht anders als zu gewinnen – wenn auch ordentlich Unterstützung dazu nötig war. Nach nicht einmal einer Viertelstunde verabschiedete sich der Stuttgarter Burnic per Ampelkarte zum Duschen, dabei hatte er bei seiner zweiten gelben Karte nicht einmal gefoult. Nach dieser Aktion schien Aaron Hunt zu ahnen, dass der Fußballgott an diesem Nachmittag ein Hamburger war, anders ist es nicht zu erklären, wieso er nach 20 Minuten einen Freistoß so harmlos und schlecht auf das Tor brachte. Aber Ron Robert Zieler, seines Zeichens immerhin Fußball Weltmeister, ließ den Ball fast schon genüsslich durch die Hände gleiten, sodass er über seinen Fuß den Weg ins Tor fand. Es wirkte fast wie die humoristische Nachstellung eines ungeschickten Torhüters auf dem Schulhof der zuletzt gewählt wurde und daher zwangsläufig das Tor hüten musste, aber es war schlichtweg Slapstick in der höchsten deutschen Spielklasse.
Wer nun aber dachte, der HSV würde sein Glück ausnutzen, der irrte gewaltig. Nach 54 Minuten war es nämlich der VfB Stuttgart, der zurück ins Spiel kam. Dennis Diekmeier, bekanntermaßen der Anti-Offensive Außenverteidiger des HSV, spielte im eigenen Strafraum Superman und klärte den Ball mit der Hand. Logischerweise gab es Elfmeter und Daniel Ginczek nutzte diesen für den Ausgleich. Da der VfB aber augenscheinlich als freundlichste Gastmannschaft in die Ligageschichte eingehen möchte, ließ man die Hamburger wieder kommen. Diekmeier fand zunächst mit einer Flanke den Kopf von Kostic bevor Fiete Arp, der 17 jährige Wunderbubi, sogar noch stark auf 3:1 erhöhte. Dabei blieb es dann bis zum Ende, sodass man im Hamburg endlich mal wieder etwas zu feiern hatte, während man in Stuttgart, wie gewohnt, nur Eindrücke, aber keine Punkte mit nach Hause nahm.
Von Flutschfinger Zieler geht es nun zum Slapstick Highlight des Spieltags nach Gladbach. Dort empfing die heimische Borussia den FSV Mainz 05 und es stellte sich die Frage, ob die beiden Torhüter vor dem Spiel gemeinsam die Clownschule besuchten oder beide einfach einen extrem lustigen Tag erwischt hatten. Den humoristischen Anfang machte dabei Yann Sommer nach 20 Minuten, als er bei einer Mainzer Ecke statt des Balls den Kopf von Gegenspieler Diallo schnappte und sich seiner Sache sowas von sicher war, bis er plötzlich den Ball hinter sich ins Tor segeln sah.
Das konnte auf der anderen Seite der Mainzer Torhüter Robin Zentner natürlich nicht auf sich sitzen lassen und griff kurzerhand ganz tief in die Spaßkiste. Nach einem Rückpass hatte der Keeper den Ball zunächst ganz normal am Fuß, bevor er ihn weiterrollen ließ und er pantomimisch mit einem unsichtbaren Ball weiterspielte – eine wirklich beeindruckende Vorstellung (Quelle Titelbild: Sky). Laut eigenen Angaben verwechselte er den Elfmeterpunkt mit dem Ball, aber ich glaube, er wollte das Spaßduell gegen Sommer einfach für sich entscheiden. Negative Folgen hatte der Lapsus jedenfalls keine. Im Gegenteil, seine Farben erhöhten sogar noch vor der Pause auf 2:0, die Herren im Kölner Dark Room, auch bekannt als Videoassis, verwehrtem dem Treffer aber mehr oder weniger zu Recht die Anerkennung. Nach der Pause fand die von der gegnerischen Performance sichtlich angetane Borussia dann besser ins Spiel und kam zum nicht unverdienten Ausgleich. Der Hühne Vestergaard erzielte mal wieder per Kopf das 1:1. Dieser Spielstand hatte dann auch bis zum Ende Bestand. Während das Spiel also unentschieden endete, geht der Sieg im Torhüter-Clown-Duell ganz klar an Robin Zentner – denn er ist mittlerweile ein Held des Internets geworden.
Als Anwärter auf diesen Titel kann man auch schon fast die Bender Zwillinge von Bayer Leverkusen bezeichnen, schließlich kommen die beiden in einer Saison auf mehr krankheits- bzw. verletzungsbedingte Fehltage als die gesamte Belegschaft eines mittelständischen Unternehmens in einem Jahr. Beim Gastspiel in Augsburg standen beide dann mal gemeinsam in der Startelf, was aber nicht lange Bestand haben sollte. Nach einer halben Stunde hatte es nämlich Sven Bender schon wieder erwischt – Diagnose doppelter Rippenbruch. Es wäre aber auch wirklich eine Zumutung für die Reha-Allstars gewesen, wenn sie mal längere Zeit auf beide gläsernen Benders hätten verzichten müssen. Fußballerisch passierte beim FCA hingegen zunächst sehr wenig. Erst nach der Pause kam Schwung in die Kiste, als Kevin Danso den Hans Guck-in-die-Luft gab, dabei auf einer imaginären Bananenschale ausrutschte und so Kevin Volland den Führungstreffer ermöglichte. Quasi im direkten Gegenzug machte der junge Österreicher seinen Fehler aber wieder gut, als er eine Standardsituation zum direkten Ausgleich nutzte. Es wird an dieser Stelle wohl niemanden wundern, dass Bayer mal wieder die Unfähigkeit zeigte, Standards zu verteidigen.
Dieses Remis hatte bis zum Abpfiff Bestand. Leverkusen verpasste somit den dritten Sieg in Serie, bleibt aber nach Punkte auf Augenhöhe mit dem FCA.
Noch etwas über dieser Augenhöhe fand das Duell zwischen RB Leipzig und Hannover 96 statt. Beide Teams sind stark in die Saison gestartet und blieben bisher hartnäckig in der Spitzengruppe wie die Lippenstiftflecken der Sekretärin am Kragen des Chefs. In der ersten Halbzeit neutralisierten sich beide Teams dann auch nahezu vollständig. Erst nach der Pause wurde es richtig interessant und das lag zunächst an den Gästen aus Hannover. Der wieselflinke Bebou bediente Jonathas und der Brasilianer besorgte prompt die überraschende Führung. Das fanden die roten Bullen natürlich alles andere als cool und wohl dem, der einen Forsberg von der Bank ins Spiel bringen kann. Der Schwede wirkte belebend für Körper und Geist wie der bekannte Energydring aus Fuschl am See und so kam RBL nach 70 Minuten zum Ausgleich. Werner wurde auf die Reise geschickt, die Hannoveraner Hintermannschaft vergaß Poulsen in der Mitte wie ein Kind im Spielwarenladen und der Däne hatte wenig Mühe, den Ball aus kurzer Distanz über die Linie zu drücken. Kurz vor Schluss packte Leipzig dann aus dem Nichts ein wunderbares Direktpassspiel aus: Demme bediente mit dem langen Ball Forsberg im Strafraum, dieser leitete mit der ersten Berührung in die Mitte weiter und ebenfalls mit dem ersten Kontakt beförderte Timo Werner den Ball zum Sieg ins Netz.
Auf dem Bolzplatz nebenan gehen solche Versuche immer in die Hose und werden zur Lachnummer im gesamten Dorf. In Leipzig aber entsteht so sogar ein Siegtreffer. Die Rasenballsportler bringen durch diesen Sieg etwas Abstand zwischen sich und die 96er und setzen sich so noch etwas fester in der Spitzengruppe fest.
Dort leisten ihnen zwei Mannschaften Gesellschaft, die den deutschen Fußball in den vergangenen Jahren prägten und sich am Samstagabend dann auch noch zum Topspiel gegenüberstanden: Borussia Dortmund und der FC Bayern München. Die Partie begann allerdings recht zerfahren mit vielen Fouls und Unterbrechungen, als wollten die zwei Gangs sich erstmal ein wenig auf dem Spielplatz raufen. Danach übernahm dann aber der Rekordmeister das Kommando und drängte die Dortmunder nach und nach weiter hinten rein als wäre er ein zwielichtiger Hollywoodproduzent. Folgerichtig fiel dann auch das 1:0: James Rodriguez wurde per Flanke bedient, ließ wunderbar mit der Brust abtropfen wie es anderen Menschen nicht einmal mit den Händen gelingt, legte ab auf Robben und der Niederländer nutzte den viel zu großzügig gewährten Platz im Dortmunder Strafraum für einen Schlenzer in die lange Ecke. Danach war der BVB zwar bemüht und kam seinerseits auch zu guten Chancen, das nächste Tor machten aber erneut die Münchener. Kimmich tauchte im Dortmunder Strafraum auf, bediente in der Mitte flach Lewandowski und der Goalgetter vom Dienst nutzte die Hacke und das Bein von Weigl zum 2:0.
Auch nach der Pause änderte sich das Bild nicht wirklich. Die Gastgeber nutzten ihre Chancen nicht und mussten sich von den Bayern zeigen lassen, wie man es besser macht. Zunächst scheiterte Lewandowski noch mit einem Kopfball an einer herausragenden Fußabwehr des ausnahmsweise mal fehlerfreien Bürkis, bevor er eine Alaba Flanke mit der Fußspitze nicht mehr erreichte, diese aber trotzdem den Weg ins Tor fand und mit dem 3:0 den Deckel auf das Spiel machte. Die mitgereisten Fans des Rekordmeisters nutzten diese Klarheit für eine Grillparty im Gästeblock. Jedenfalls stand gefühlt der ganze Block in Flammen und hüllte das Stadion in Rauch. Für das nächste Highlight in der spieltagsinternen Slapstick Hierarchie sorgte dann nach 80 Minuten Schiedsrichter Seifert. Der Unparteiische bekam einen Ball gegen den Fuß, zeigte mit seiner stümperhaften Ballbehandlung, wieso er Schiri geworden ist und zog sich dabei einen ordentlichen Wadenkrampf zu, der behandelt werden musste. Für den Schlusspunkte sorgte dann Marc Bartra, der kurz vor dem Ende sein zweites Saisontor mit einem schönen Schuss in die lange Ecke erzielte. Mit diesem 3:1 kassiert der BVB, nach einer gefühlten Ewigkeit der Unbesiegbarkeit im heimischen Stadion, die zweite Heimniederlage in Folge während der Rekordmeister beginnt, wieder einsam seine Runden an der Tabellenspitze zu drehen.
Einsame Runden am anderen Ende des Klassements dreht derweil der 1.FC Köln. Die Geißböcke leben mit zwei mickrigen Pünktchen auf dem Konto unter der Armutsgrenze der Liga und empfingen nun, nachdem gegen Bate Borisov unter der Woche ein überzeugendes 5:2 in der Europaleague gelang, die zuletzt eher semi-erfolgsreichen Hoffenheimer (vier sieglose Spiele in Folge). In Köln Müngersdorf brachten die Jungs von Coach Nagelsmann dann aber mal wieder ihre Klasse auf den Platz und dominierten die Kölner nach Belieben. Sicheres Passspiel, Tempowechsel, geschickt gesetzte Nadelstiche – all das lieferten die Hoffenheimer während der FC hektisch, chaotisch und überfordert agierte wie ein übermüdetes Kind auf zu viel Cola. Folgerichtig gingen die Gäste dann auch nach nicht einmal 10 Minuten in Führung. Der junge Geiger wurde am Fünfer bedient, senste zunächst ungeschickt am Ball vorbei, legte ihn sich damit aber selber vor und schob dann problemlos zur Führung ein.
Danach mühten sich die Kölner ab wie Jumbo Schreiner beim Treppensteigen, blieben vorne aber zu ungenau. Die beste Gelegenheit hatte noch Osako, der kurz vor der Pause aber nur den Pfosten traf. Begleitet von unpassenden und asozialen Schmähgesängen und -plakaten gegen Club-Mäzen Dietmar Hopp war es in Hälfte zwei dann Sandro Wagner, der den Sack zumachte. Kurz nach dem Seitenwechsel tauchte Uth frei vor dem Kölner Kasten auf, umkurvte gekonnt Keeper Horn und wurde dann von Olkowski so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er als Entschädigung einen Elfmeter bekam. Wagner verwandelte trocken und erstickte so auch die leisen Kölner Hoffnungen auf Besserung im Keim. Zehn Minuten vor dem Ende war es dann erneut Wagner, der den FC Spielern, die erneut beste Chancen ungenutzt ließen, zeigte, wie man es richtig mach. Nach Service vom eingewechselten Kramaric netzte der Nationalspieler aus spitzem Winkel zum 3:0 ein – Game over. Die TSG hat somit den Weg zurück in die Erfolgsspur gefunden, während der 1. FC Köln weiterhin auf Almosen auf dem harten Boden des Bundesligabodens angewiesen ist, um überhaupt am Leben zu bleiben.
Zum Abschluss des Spieltags wurde dann am Sonntagabend noch ein Spiel kredenzt, dessen Besetzung nicht unbedingt die Straßen leert und die Massen vor den Fernseher lockt: VfL Wolfsburg gegen Hertha BSC Berlin. Was sich dann aber in der Autostadt abspielte, hatte zweifellos Blockbuster Potenzial. So schnell wie es im Wolfsburger Kasten klingelte geht es nicht mal in Betten von Teenagern zu. Gerade einmal 20 Sekunden brauchte Vedad Ibisevic, um seine persönliche Torflaute von einer halben Ewigkeit zu beenden und sein Team in Führung zu bringen – und dabei hatte der VfL Anstoß. Nur vier Minuten später klingelte es dann auf der anderen Seite. Brooks verlängerte einen Freistoß geschickt mit dem Fuß Richtung Hertha Tor, wo Gomez, Langkamp und Knoche als flotter Dreier den Ball über die Linie drückten.
Der Videoschiedsrichter hatte aber scheinbar etwas gegen solche frivolen Spielchen und erkannte das Tor nicht an – Gomez hatte bei der Verlängerung wohl im Abseits gestanden. Nach zwanzig Minuten wollte dann Skjelbred seinen Gegenspieler Daniel Didavi bei einer Flanke keinesfalls alleine lassen, sodass er ihn freundlich umarmte und zu Boden kuschelte. Der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt, aber Mario Gomez, der den Ball letztes Wochenende bereits von gleicher Stelle in den Gelsenkirchener Himmel gepöhlt hatte, zielte erneut zu hoch und erwischte nur die Latte. Besser machte es wenige Minuten später Yunus Malli, der gekonnt mit dem Ball im Strafraum jonglierte und dann sehenswert traf. Erneut hatte aber der Videoschiedsrichter etwas dagegen, da diesmal Didavi im Abseits stand und den Ball noch leicht abgefälscht hatte. Wo in anderen Stadien wohl die Fans alles angezündet hätten, gab es in Wolfsburg lediglich Pfiffe. Und für dieses zivilisierte Verhalten wurden die Fans noch vor der Pause belohnt. Zunächst fing Tisserand auf der Außenbahn mit Übersteigern an, die in der B-Note wohl eher an die Kreisliga C erinnerten. Damit verwirrte er aber scheinbar die gesamte Berliner Defensive, denn über Origi gelangte der Ball zu Malli, der den Ausgleich erzielte. Kurz darauf war es dann Mario Gomez, der mit Hilfe beider Innenpfosten das Spiel noch vor dem Pausenpfiff drehte – eine verrückte Halbzeit. Und die zweite Hälfte stand da kaum im Schatten, denn die Toranzahl verdoppelte sich noch geschmeidig wie das Gewicht des Ehemannes sobald die Frau ringlich an ihn gebunden ist. Origi, Rekik und Selke sorgten mit ihren Treffern für ein letztlich nicht ungerechtes 3:3, mit dem wohl niemand so wirklich gerechnet hatte. Für die Hertha, die erneut wenig überzeugend auftrat, war dies ein wichtiger Auswärtspunkt für die Moral, für den VfL hingegen das siebte Remis in Serie – man kann also getrost von unbesiegbaren Wölfen sprechen.
Mit diesem Unentschieden verabschiedete sich die Liga dann in die (zum Glück) letzte Länderspielpause dieses Jahres. Mit Knallerspielen um die goldene Ananas gegen England und Frankreich versucht man uns Fußballfans irgendwie bei Laune zu halten, aber so wirklich hilfreich sind solche Kirmesveranstaltungen für die aufkommende Herbstdepression wohl kaum. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als noch einmal einen Blick auf die Tabelle nach knapp einem Drittel der Saison zu werfen, uns anschließend mit einer Decke vor das Fenster zu setzen und sehnsüchtig auf die Rückkehr der Bundesliga zu warten. Zum Abschluss stelle ich noch eine These auf: an den ersten drei Plätzen wird sich bis Saisonende nichts mehr ändern.