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Bundesliga 31. Spieltag: High Five Fc Bayern!

Die Bundesliga biegt erbarmungslos auf die Zielgerade der Saison, so traurig das auch sein mag, ist das doch gleichbedeutend mit einer Sommerpause ohne Ligaspielbetrieb und großes Turnier. Bevor man aber jetzt schon präventiv in eine Sommerdepression verfällt, bringen wir erstmal die Liga zu Ende und verkünden die erste Entscheidungen. Spoiler-Alarm: Es ist nicht der Abstieg von Darmstadt 98.

Abstieg ist dann auch direkt das richtige Stichwort für Bayer Leverkusen. Seit der Beurlaubung von Roger Schmidt hat man bei der Werkself schließlich die Saisonziele auf den Abstiegskampf ausgerichtet, denn anders ist die Verpflichtung von Erfolglos-Coach Tayfun Korkut nicht zu erklären. Einen neuen Tiefpunkt erreichte das Team am Freitag, als man locker flockig das Heimspiel gegen die Achterbahnfahrer von Schalke 04 mit 1:4 verlor. Dabei war der Drops schon nach 18 Minuten sowas von gelutscht, nachdem Burgstaller, Höwedes und Schöpf Königsblau problemlos in Front brachten. Die Gastgeber wurden, mit Ausnahme vom hilflos Gegenwehr leistenden Bernd Leno, zerlegt wie ein Rind im Schlachthaus und von den Knappen genüsslich verspeist – ganz im Sinne vom Wurstimperialisten Clemens Tönnies.

Die Leverkusener wirken rat- und hilflos (Quelle: Kicker.de)

Die zweite Halbzeit endete sogar 1:1, nachdem zunächst Burgstaller auf 4:0 erhöht hatte bevor Kießling der Ehrentreffer gelang. An einem absolut desaströsen Gesamtbild änderte das aber nichts. Wenn der Trainer dann auch noch von einem guten Auftakt des Teams spricht, dem dann der Spielverlauf zum Verhängnis wurde, sollte man bei Bayer wirklich mal nachfragen, was man Herrn Korkut morgens in sein Frühstück packt. Schalke hingegen schaffte es durch den überzeugenden Sieg, mal wieder, irgendwie den Kontakt zu den internationalen Plätzen herzustellen.

In diesem Dunstkreis bewegt sich seit Monaten auch der 1. FC Köln, ohne auch nur einen Schritt wirklich voran zu kommen. Man könnte schon fast von Parallelen zum Bau des Berliner Flughafens sprechen, wäre damit aber doch noch ein ganzes Stück zu hart mit den Geißböcken. Mit dem Gastspiel bei Borussia Dortmund stand nun am Samstag eine Aufgabe ins Haus, vor der so manchem Bundesligateam gehörig der Arsch auf Grundeis geht. Und zu Beginn sah es auch alles andere als gut aus für die Gäste, deren Defensive sich ungeordnet wie ein Kinderzimmer präsentierte und dem BVB Chance um Chance gewehrte. Da eins der liebsten Hobbies der Dortmunder in dieser Saison allerdings Chancenwucher ist, überlebten die Gäste diese Phase, abgesehen von zwei zu Recht aberkannten Abseitstoren, schadlos und entschieden sich dann sogar selbst mal mitzuspielen und Chancen zu kreieren. Vor allem Leonardo Bittencourt, einer von drei ehemaligen Dortmundern auf Seiten des FC, tänzelte einmal leichtfüßig durch die Dortmunder Hintermannschaft, schloss dann aber frei vor dem Tor ab wie ein Mädchen im Kindergarten mit zwei linken Füßen. Nach der Pause wurde der angerührte Kölner Zement dann fest und die Gastgeber bissen sich die Zähne aus wie Oma an zähen englischen Karamelltoffees. Trotzdem wäre fast noch der Siegtreffer herausgesprungen, aber Guerreiro scheiterte in der Nachspielzeit per Kopf an einer Parade von Timo Horn, die schöner war als so manches Tor. So blieb es beim 0:0 und die Begegnung erhielt ihren Höhepunkt nach Abpfiff. Neven Subotic, verdienter Spieler von Borussia Dortmund in Diensten des 1. FC Köln, wurde sowohl von den Gäste- als auch vor allem von den Heimfans frenetisch gefeiert – ein Zeichen, dass es im Fußball auch heute noch nicht ausschließlich um Geld sondern vor allem auch um Emotionen geht.

Neven Subotic wird von den Dortmunder Fans gefeiert (Quelle: Kicker.de)

Weniger um Geld und mehr um Emotionen und Fußball an sich geht es auch in Darmstadt, wo die Lilien mit ihrer besseren Thekentruppe auf ihrer Abschiedstour aus Liga 1 am Samstag den SC Freiburg empfingen. Da der SC noch um Europa spielt, war eigentlich damit zu rechnen, dass das Spiel eine klare Sache würde, was letztlich auch der Wahrheit entsprechen sollte – allerdings zu Gunsten der Gastgeber. Die Lilien starteten furios und zeigten für ihre Verhältnisse teils ungeahnte spielerische Finesse, während die Gäste aus dem Breisgau wohl lieber im Bett geblieben wären, so lust- und energielos schlurften sie über den Platz. Felix Platte war es schließlich, der sein Team verdient in Front brachte.

Platte öffnet per Kopf die Tür gegen den SC Freiburg (Quelle: Kicker.de)

Noch vor der Pause erhöhte dann der Mann auf 2:0, dessen Vor- und Nachname in etwa so zufällig zusammengestellt wirken wie die Transferpolitik von Darmstadt 98: Jerome Gondorf. Als nach der Pause auch noch der Pseudo-Stürmer Sven Schipplock durch die Arme von Keeper Schwolow nach 2 (!!!) Jahren das erste Mal wieder ein Tor erzielte, war auch den größten Optimisten im Breisgau klar, dass es an diesem Tag nichts mehr geben würde. Am Ende stand es somit 3:0 und Darmstadt darf noch eine weitere Woche den Strohhalm Klassenerhalt in den Händen halten.

An diesen Strohhalm klammert sich auch weiterhin der FC Ingolstadt, wenn auch noch etwas weiter oben. Gegen den Tabellenzweiten aus Leipzig erkämpften sich die Schanzer nun mit dem 0:0 einen weiteren wichtigen Zähler, auch wenn das Spiel selbst recht wenig mit Fußball zu tun hatte. Vor allem die Gastgeber aus Leipzig kamen zwar zur ein oder anderen Torchance, allerdings war das Spiel so oft unterbrochen wie ein Blockbuster am Sonntagabend im Privatfernsehen. Von Nickligkeiten bis hin zu übleren Fouls war alles dabei. Besonders Timo Werner erwischte es dabei so übel, dass er schon nach 67. Minuten schwer lädiert den Platz verlassen musste.

Timo Werner hat es ganz schön erwischt (Quelle: Kicker.de)

Am Ende standen sieben gelbe und eine gelb-rote Karte in der Statistik, welche sich Morales auf Seiten des FCI kurz vor Schluss redlich verdient hatte. Tore gab es im Gegenzug dafür keine, sodass die Schanzer als eine der wenigen Mannschaften diese Saison ohne Niederlage gegen RB Leipzig aus der Saison gehen wird.

Niederlage – ein Wort, was im Bremer Sprachgebrauch derzeit seltener zu finden ist als unfrittiertes Essen in holländischen Fußgängerzonen. Gegen die auswärts fast bemitleidenswerte Hertha gelang mit dem 2:0 Heimsieg das 12. Spiel in Folge ohne Niederlage und hauptverantwortlich dafür ist weiterhin ein Mann: Max Kruse. Nach neun Minuten schickte der bekannte Loverboy Fin Bartels wohl temperiert auf die Reise, sodass dieser vor Keeper Jarstein nur noch cool bleiben musste um mit dem ersten Torschuss das 1:0 zu erzielen. Sechs Minuten später lud ebendieser Jarstein Bartels dann fast schon schriftlich per Fehlpass zum Toreschießen ein. Der Stürmer schickte aber sein Dankesschreiben in Form des Balles an Kumpel Kruse, der gewohnt lässig zum 2:0 einnetzte und so sein 8. Tor im April erzielte – da kann in Europa nur Lionel Messi mithalten.

Max Kruse bejubelt sein 2:0 – beim Maserati läuft’s einfach (Quelle: Kicker.de)

Die zweite Halbzeit nutzten die Bremer dann merklich zum Überstundenabbau, während die Berliner das taten, was sie Auswärts nunmal in dieser Saison tun: Gar nichts. Nach 80. Minuten holzte dann zwaS Sane im Bremer Strafraum zünftig am Ball vorbei und dafür in die Beine von Ibisevic, da aber auch der Schiedsrichter bereits in Feierabendstimmung war, blieb die pfeife Stumm und das Endergebnis beim 2:0. Werder pirscht sich dadurch bis auf einen Punkt an die Berliner auf Platz 5 heran und kann weiterhin von Europa träumen.

Diesen Traum träumt man auch in Mönchengladbach, auch wenn man bei weitem nicht so konstant spielt wie die Konkurrenz aus Bremen. Gegen akut abstiegsgefährdete Mainzer gelang nun nach zuletzt drei sieglosen Spielen mal wieder ein Erfolgserlebnis. Verantwortlich dafür war ein Spieler, der schon in der Versenkung verschwunden war und in Mainz plötzlich und unerwartet auftauchte wie der eigene Ehemann während der Postbote noch im Schlafzimmer ist: Nico Schulz. Der Linksverteidiger rannte wie von der Tarantel gestochen nach 31 Minuten über den halben Platz bis in den Mainzer Strafraum, setzte dann zum gefühlt schlechtesten Torschuss dieser Bundesligasaison an und legte den Ball damit perfekt für Lars Stindl vor, der die durchaus verdiente Führung für die Gäste besorgte. Unmittelbar nach der Pause war es dann Schulz selbst, der auf 2:0 stellte und sich im Anschluss freute wie ein Kind im Süßigkeitenladen.

Nico Schulz lässt sich gebührend feiern (Quelle: Kicker.de)

Die Mainzer Gastgeber waren in der Folge zwar bemüht, aber die Durchschlagskraft ließ zu wünschen übrig. Einzig Muto gelang kurz vor dem Abpfiff noch der Anschlusstreffer, der aber letztlich nur noch Ergebniskosmetik sein sollte und nichts mehr daran ändern konnte, dass der FSV weiterhin richtig tief im Schlamassel Abstiegskampf stecken bleibt.

Gesellschaft leistet in den Niederungen der Tabelle weiterhin der VfL Wolfsburg, der am Samstagabend Gastgeber für die Krönung des FC Bayern zum neuen alten deutschen Meister sein durfte (Quelle Titelbild: Kicker.de). Nachdem die Münchener zuletzt erst das Triple und anschließend das Double verspielten, wollte man nun nochmal zeigen, was man wirklich kann und zerlegte die Wölfe nach allen Regeln der Kunst. Vor allem in der Anfangsphase agierten die Münchener Spieler flexibel wie ein Paar im Swingerclub und interessierten sich so wenig für Positionstreue wie ein ein Mann für Shopping Queen bei Vox. David Alaba war es schließlich, der sein Team per Freistoß verdient in Front brachte. Nachdem Müller und Lewandowski danach an der Krake Casteels im Wolfsburger Tor scheiterten, fingen die Gastgeber an, das Kommando mehr und mehr zu übernehmen – genau bis zu dem Moment, als Robert Lewandowski wieder einen ganz hochschaltete und erst das 2:0 und kurz vor der Pause noch das 3:0 erzielte. Die Vorlage dazu kam von Kingsley Coman, der zuvor auf der Außenbahn mit so viel Tempo an Daniel Didavi vorbeizog, dass dieser wohl nur noch die Rücklichter zu sehen bekam. Nach der Pause wurde dann erstmal gechillt wie Teenies in der Shisha Bar bis Arjen Robben den Drang verspürte nochmal was zu starten und in seiner altbekannten Manier den Ball flach ins kurze Eck murmelte – Casteels selbst war dabei wohl noch nicht wieder ganz auf der Höhe. Nach 78. Minuten verabschiedete sich dann der Ex-Münchener Luiz Gustavo per Ampelkarte zum Duschen, musste dabei aber von seinen Teamkameraden, den Gegnern und seinem eigenen Trainer zurückgehalten werden, um den Schiedsrichter nicht wütend in der Luft zu zerreißen.

Mit Luiz Gustavo gehen die Pferde durch (Quelle: Kicker.de)

Den anschließenden Freistoßg führten die pfiffigen Bayern dann schnell aus, als die Wölfe noch mit sich selbst beschäftigt waren und Müller stellte so problemlos auf 5:0. Fünf Minuten vor dem Ende war es dann Joshua Kimmich überlassen, das halbe Dutzend sehenswert voll zu machen und so seine eigene starke Leistung zu krönen und seine Mannschaft mit einem standesgemäßen Ergebnis zum 5. Mal in Folge zum Meister zu machen. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch an den FC Bayern und Beileid an den VfL Wolfsburg.

Letzteres könnte man auch dem HSV wünschen, allerdings hat der Bundesliga-Dino das nach dem Auftritt am Sonntag beim FC Augsburg absolut nicht verdient. Was die Hamburger nämlich beim Kellerduell in Augsburg ablieferten, hatte mit Leistung nichtmal im entferntesten etwas zu tun. Von Beginn an waren nur die Gastgeber am Drücker und schossen Ersatz-Ersatz Torhüter Mickel die Finger Wund. Halil Altintop war es, der mit einem Doppelschlag noch in der ersten Halbzeit dann auch auf der Anzeigetafel für ähnlich klare Verhältnisse sorgte wie auf dem Platz.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Der HSV am Boden guckt nur hinterher (Quelle: Kicker.de)

Aber auch nach der Pause änderte sich nichts. Der FCA gab den Ton an und der HSV hörte brav zu. Max und Bobadilla verdoppelten auf 4:0 und sorgten so für einen auch in der Höhe absolut verdienten Heimsieg, der den HSV wieder dahin befördert, wo man sich so wohl fühlt: auf den Relegationsplatz. Wer aber in so einem Spiel mit einer Passquote nahe dem Zufall „glänzt“, darf sich darüber absolut nicht wundern. Aber hey, auch die dritte Relegation in vier Jahren ist ja irgendwie ein Saisonziel, was man durchaus erreichen kann.

Das Team, welches den HSV zuletzt das Relegationstriple kostete, gastierte zum Abschluss des Spieltags bei der TSG Hoffenheim im beschaulichen Sinsheim: Eintracht Frankfurt. Nachdem man unter der Woche noch ins Pokalfinale einzog, stand nun der Kampf um Europa wieder im Mittelpunkt. Da hatten die Gastgeber allerdings etwas gegen, schließlich kämpfen diese noch um Platz drei und die direkte Qualifikation für die Championsleague. In der ersten Halbzeit dominierten daher auch die Hoffenheimer, mehr als ein zufälliger Murmler an den Pfosten durch Amiri sprang aber nicht heraus. Nach der Pause wurde es dann sogar noch zäher. Hätte sich jemand von den Chancen des Spiels ernähren müssen, er wäre sicherlich verhungert. Die Zuschauer, die noch wach waren, stellten sich bereits auf das 0:0 ein, als Benjamin Hübner in der 90. Minute bei einer Rudy Ecke kurzerhand den Fahrstuhl nahm und über Marco Russ hinweg zum 1:0 Siegtreffer einnickte.

Hüber besorgt per Kopf den späten Siegtreffer (Quelle: Kicker.de)

Seinen Vater, seines Zeichens Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt, wird das nicht gefreut haben. Aber für die Möglichkeit der Championsleague-Teilnahme wird man den schief hängenden Haussegen wohl gerne in Kauf nehmen.

Die Meisterschaft ist zwar entschieden, aber im Kampf um Europa und den Klassenerhalt ist es weiterhin eng wie ein kneifender Schlüpfer. Es bleibt also spannend bis zum bitteren Ende.

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