Zum Inhalt springen

Bundesliga 8. Spieltag: Red Bull verleiht Flügel

7. Spieltag am Wochenende, unter der Woche Europapokal und dann am Wochenende schon der nun 8. Spieltag der Bundesliga. Fußballherz was willst du mehr?

Auf den ersten Blick vielleicht ein ansprechenderes Auftaktspiel als Hamburg gegen Frankfurt. Der HSV, deutschlandweit bekannt für Abstiegskampf und eine meilenweite Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, gegen die Eintracht aus Frankfurt die diese Saison bisher durchaus zu überzeugen und damit zu überraschen weiß. Und genau diese Ausgangslage fand sich dann auch beim 0:3 aus Hamburger Sicht auf dem Rasen wieder. Die Hamburger präsentierten sich desolat. Hinten anfällig und vorne vollkommen harmlos, ohne Schuss auf das Tor der Frankfurter in 90 Minuten. Man fragt sich wirklich, wie der HSV in 8 Spielen überhaupt schon zwei Tore geschossen hat. Man fragt sich aber auch, was der HSV mit solchen Auftritten in der Bundesliga verloren hat. Ist der Gisdol Effekt beim HSV also ein ermauertes 0:0 in Gladbach? Falls ja, stirbt der letzte Dino diese Saison wohl aus. Ganz anders die Frankfurter. Vor der Saison als flügellahmer Adler abgestempelt, glänzte die Multi-Kulti-Truppe aus Mainhattan gegen den HSV erneut mit Souveränität und Abgeklärtheit. Mit 14 Punkten ein guter Saisonstart für die Eintracht.

Einen sogar noch besseren Saisonstart legt die TSG Hoffenheim derzeit hin. Mit dem überzeugenden 3:0 in Leverkusen bleiben die Mannen aus Sinsheim auch nach 8 Spieltagen ungeschlagen und feierten gleichzeitig den vierten Sieg in Folge. Die hochveranlagte Werkself hingegen kassierte die vierte Niederlage der noch jungen Saison und läuft den eigenen Ansprüchen derzeit so hinterher wie Kevin Volland Hoffenheims Demirbay in der 6. Minute, als er nach eigenem Eckball als letzter Mann den Demirbay-Konter regelwidrig unterband und zurecht vom Platz flog. Als der gefoulte Demirbay dann kurze Zeit später doch noch auf 1:0 stellte, war der Matchplan von Roger Schmidt wohl endgültig hinüber. Ob es an diesem Mangel an Respekt gegenüber seiner Arbeit, an Niederlagen in Fifa 17 auf der Playstation oder am Spielstand von 2:0 kurz nach der Pause lag, werden wir wohl nie erfahren. Aber in jedem Fall ließ Herr Schmidt nach einem Foul an Süle seinem Frust freien Lauf, beschimpfte seinen Kollegen Nagelsmann als Spinner und empfahl ihm doch die Schnauze zu halten. Die Konsequenz: Innenraumverweis für den Coaching-Rebell.

Schmidt wird des Innenraums verwiesen (Quelle: Bild.de)
Schmidt wird des Innenraums verwiesen (Quelle: Bild.de)

Zum Glück gab es in der Bayarena hinter den Bänken reichlich freie Sitzplätze, aber das ist man dort ja nicht anders gewöhnt. Danach plätscherte das Spiel nur noch vor sich hin, Hoffenheim erhöhte noch auf 3:0 und brachte das Spiel dann locker nach Hause. Eine verdiente Niederlage gegen einen starken Konkurrenten – kann passieren. Wieso die Verantwortlichen, allen voran Verschwörungstheoretiker Völler und Roger Schmidt selbst, sich dann aber nach dem Spiel in eine Opferrolle zwängen und so tun, als wären die Medien Schuld am erneuten Verweis Schmidts, ist für mich absolut unverständlich. Kleiner Tipp von Mama: Eine Entschuldigung wäre angebracht gewesen.

Gleiches gilt für die Ultras von Hertha BSC Berlin. Im Topspiel des Spieltags gegen den bis dato ungeschlagenen 1. FC Köln packten sie ein derart homophobes Plakat zur Provokation der Kölner Ultras aus, dass die Hertha prompt jegliche Sympathien aufgrund guter Leistungen wieder verlor.

Homophobe Hertha Ultras (Quelle: 11Freunde)
Homophobe Hertha Ultras (Quelle: 11Freunde)

Das Spiel selbst wurde einem Topspiel aber absolut gerecht.  Torchancen auf beiden Seiten, rassige Duelle und Gründe für Diskussionen. Das Torjägerduell zwischen Köln-Schreck Ibisevic und Tony Toptorjäger Modeste endete 1:1, das Spiel aufgrund einer Schlafmützigkeit der Kölner Hintermannschaft aber 2:1 für die Berliner. Nach einer Kopfballablage standen 4 Herthaner im 5 Meter Raum blank – Niklas Stark bedankte artig. Dabei blieb es dann, auch weil dem FC am Ende in Person von Zoller und Risse beim Doppel-Alu sowie Rudnevs bei einem zurecht nicht gegeben Treffer in den Schlussminuten das nötige Glück fehlte. Hertha bleibt so ganz oben dran während die Kölner einen ersten Rückschlag in der Saison hinnehmen müssen.

Von solchen Rückschlägen hat der FC Ingolstadt ein Liedchen singen, schließlich stand nach 7 Spielen nur ein mickriges Pünktchen auf der Habenseite. Beim spektakulären 3:3 gegen den BVB verdoppelte sich diese Ausbeute zwar überraschend, allerdings muss dies für die Schanzer trotzdem als unglücklich gesehen werden. Man führte schließlich nach zwei nahezu identischen Toren nach Standards bereits mit 2:0, weil die Dortmunder Defensive ihre Aufmerksamkeit scheinbar im Bus liegen gelassen hatte. Offensiv wurden die Borussen erst nach der Pause durch die Einwechslungen von Pulisic und Butterfinger-Götze besser, kamen schnell auf 1:2 heran, kassierten aber postwendend das 1:3, erneut aufgrund katastrophalen Defensivverhaltens. Im Anschluss hieß es dann nur noch BVB gegen Ingolstadt-Keeper Nyland, in den meisten Fällen mit dem besseren Ende für den Norweger. Der starke Pulisic bereitete dann aber erst das 2:3 durch Ramos vor bevor er in der Schlussminute den Ausgleich nach starker Parade des Torhüters selbst besorgte. Dortmund kommt so mit einem blauen Auge davon während Ingolstadt weiter glücklos unten drin steckt.

Unten drin ist auch das richtige Stichwort beim Spiel Darmstadt gegen Wolfsburg. Die Wölfe hatten sich unter Interimscoach Ismael viel vorgenommen. Allerdings war das für Abwehrchef Bruma wohl zu viel, denn ihm misslang ein Rückpass, Kleinheisler spritzte dazwischen und der bullige Holländer wusste sich als letzter Mann dann nur noch mit einem Foul zu helfen. Freistoß und Platzverweis waren die Konsequenz für die verhinderte Torchance. Dumm nur, dass das Gegenteil von gut gemacht gut gemeint ist, denn Ben-Hatira traf trotzdem per sehenswertem Freistoß zur Darmstädter Führung. Zwar glich Mario Gomez in der zweiten Halbzeit aus, immerhin das 5. Tor für den Vfl in dieser Spielzeit, aber trotzdem gingen die Lilien nach haarsträubenden Fehlern der Wolfsburger Hintermannschaft verdient mit 3:1 als Sieger vom Platz. Warum Coach Norbert Meier allerdings beim 2:1 die gegnerische Bank bepöbelte nachdem er dem 4. Offiziellen wie ein Schulmädchen um den Hals gefallen ist, wird nur er selbst wissen. Seine Ausrede, er hätte sich in der Bank vertan, ist lächerlich wie seine Schauspielerei als Duisburg Trainer gegen Albert Streit vor einigen Jahren. Manches ändert sich wohl nie.

Das haben sich wohl auch die jungen Freiburger Kerls von Christian Streich gedacht und einfach mal ihr viertes Heimspiel in dieser Saison gewonnen. Opfer diesmal waren die im Kanarienvogel-Stil auftretenden Augsburger. Unter den Augen von Bundestrainer Löw, wozu auch nach Berlin oder Leverkusen fahren wo man wirkliche Nationalspieler sehen kann wenn man auch zuhause im Breisgau Fußball sehen kann, agierten die Augsburger in der schwachen ersten Halbzeit offensiver, kassierten dann aber nach der Pause nach einem Standard und einem Querschläger einfache Gegentore, von denen sie sich nicht mehr erholten. Nach dem Anschlusstreffer durch Altintop, ja der spielt wirklich noch, scheiterte der junge Günther-Schmidt völlig freistehend vor Schwolow an sich selbst, sodass es beim 2:1 für die Breisgau-Brasilianer blieb. In der Heimtabelle 3., in der Auswärtstabelle vorletzter, reicht insgesamt für einen guten achten Platz.

In ähnlichen Regionen in allen drei Tabellen tummelt sich derzeit auch Borussia Mönchengladbach. Vor allem Auswärts sind die Fohlen diese Saison für ihre Höflichkeit bekannt und machten bisher nicht wirklich Anstalten den Heimteams Punkte wegzunehmen. Das sollte sich nun auch in München nicht ändern. Fast ehrfürchtig überließen die Gladbacher dem großen FC Bayern das Feld und lagen dann auch folgerichtig schon zur Halbzeit 0:2 zurück. Dabei blieb es auch bis zum Ende, auch wenn der Einbahnstraßenfußball in der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz so ausgeprägt war. Thema des Spiels war im Anschluss aber nicht die Leistung der Teams, sondern der Selfie-Jubel von Douglas Costa nach seinem Treffer zum 2:0.

Costas Selfie-Jubel (Quelle: Bild.de)
Costas Selfie-Jubel (Quelle: Bild.de)

Respektlos gegenüber dem Gegner sagen die einen, unpassend die anderen. Ich hingegen sage: Lasst den Mann doch jubeln wie er möchte, er schadet doch niemandem. Außerdem hat auch diesen Jubel bereits vor Jahren der Altmeister der Roma Francesco Totti inszeniert. Und wenn einer Ahnung von Respekt hat, dann wohl er, oder?

Respekt hatten sicherlich auch die Bremer vor ihrer Auswärtstour ins Bullenland nach Leipzig (Titelbild Quelle: Kicker.de). Die noch ungeschlagenen Rasenballsportler empfingen zuletzt stärker werdende Bremer und hatten, wie Coach Hasenhüttl und Sportchef Rangnick unisono von sich gaben, ein wahrlich dickes Brett zu bohren. Da brauchte es schon einen Geniestreich von Naby Keita, der sich durch die komplette Bremer Defensive tanzte und zum 1:0 für Leipzig traf. Für mich ganz klar ein zukünftiger Slalom Teilnehmer für Guinea bei olympischen Winterspielen. Sein zweites Tor sowie ein Empty-Net-Goal vom Ex Bremer Selke sorgten, nach zwischenzeitlichem Anschluss durch Gnabry, für den verdienten 3:1 Sieg und das Prädikat „Bayernjäger“. Ungeschlagen mit 18 Punkten nach 8 Spieltagen stehen die Roten Bullen nun sogar besser da als der 1.FC Kaiserslautern in seiner Aufstiegs- und Meistersaison 97/98. Bahnt sich da etwa Großes an im Osten der Republik?

Im Osten Europas, genauer gesagt in Krasnodar, gelang dem FC Schalke 04 unter der Woche der dritte Sieg im dritten Europaleague Spiel dieser Saison. Zum Abschluss des Spieltags gastierten dann die ebenfalls international aktiven Mainzer in Gelsenkirchen und zeigten sich, trotz Heimspiel in der Europaleague, deutlich verschlafener als die Schalker nach mehr als 5.000 Reisekilometern in der vergangenen Woche. Die Knappen brachten, angeführt von den starken Bentaleb und di Santo, ihre bis dato beste Saisonleistung auf den Rasen der heimischen Arena und schickten die 05er verdient mit 3:0 nach Hause. Scheinbar brauchen die Schalker die Erfolgserlebnisse aus der Europaleague, denn auch der bisher einzige Sieg, das 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach, gelang nach einem Sieg auf internationalem Parkett. Ob als Motivation auch der DFB Pokal dient? Das werden wir nächste Woche beim Revierderby gegen den BVB erfahren.

Bis dahin erstmal ein herzliches „Gut Kick“ und viel Spaß beim DFB Pokal.

Ein Kommentar

  1. Anonymous Anonymous

    Hallo Kai,
    mal wieder herzerfrischend geschrieben.
    Gruß
    Jürgen

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert