Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, als vor einem knappen halben Jahr die Saison 2017/2018 in München angepfiffen wurde, der FC Bayern mit Carlo Ancelotti mal eine weitere Saison mit dem Triple-Ziel anging und der Videobeweis im gleichen Spiel das erste Mal zum Einsatz kam (natürlich zu Gunsten des FC Bayern). Und plötzlich steht Weihnachten fast schon so aufdringlich vor der Tür die die Zeugen Jehowas und die Hinrunde ist seit Sonntag offiziell Geschichte. Wie schnell ging das denn bitte? Diesen Schock muss ich über die Feiertage, zusammen mit all den festlichen Mahlzeiten, erst einmal verdauen. Bevor es aber soweit ist, dürfen wir natürlich den letzten Spieltag der Hinrunde nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Und schonmal vorweg: der Spieltag war zum mit den Ohren schlackern.
Los ging das Spektakel schon am Freitagabend. Borussia Mönchengladbach empfing den HSV und legte von Beginn an los wie die Männer und Frauen in den großen roten Autos. Die Hamburger wussten überhaupt nicht, wie ihnen geschieht und sahen einen Ball nach dem anderen in ihren Strafraum fliegen. Nach neun Minuten war es dann Thorgan Hazard, der die Druckphase mit dem 1:0 am Ende einer schönen Kurzpass Kombination durch staunende Hamburger hindurch krönte.
Danach wachte dann aber auch der HSV aus seiner Kinohaltung auf und es konnte sich ein richtiges Fußballspiel entwickeln. Nach einer Klärungsaktion auf eigenen Torlinie und einem sehenswerten Pfosten-Schlenzer des jungen Cuisance ging es aber mit der knappen Führung am Ende einer sehr unterhaltsamen Halbzeit in die Kabinen. Nach der Halbzeit ging es dann ebenso weiter. Hazard ließ zunächst das 2:0 fahrlässig liegen, bevor Andre Hahn, Ex-Borusse, nur 80 Sekunden später den verdienten Ausgleich besorgte – und höflich auf den Torjubel verzichtete. Als dann der oftmals gescholtene Mathenia im Tor der Hamburger zeigte, dass er doch weiß, was ein Torwart zu tun hat, hatten die Gäste aus dem Norden schon die Hoffnung, ein Gastgeschenk aus Gladbach mitnehmen zu können. Doch Raffael hatte was dagegen und bekam tatkräftige Unterstützung der Hamburger Hintermannschaft. Zunächst vertändelte der Papa den Ball, nur um direkt darauf vom „alten“ Mathenia beim Versagen unterstützt zu werden, der beim Schuss von Raffael einfach mal die kurze Ecke offen ließ. Aber auch Douglas Santos wollte mitmachen und bog kurze Zeit später bei einem Pass in die tiefe falsch ab, sodass erneut Raffael wenig Probleme hatte, mit dem 3:1 alles klar zu machen. Während die Fohlen sich somit fröhlich in die Weihnachtspause verabschieden, hat der HSV mal wieder die „schöne“ Bescherung des Relegationsplatzes.
Aufmerksame Tabellenkenner wissen nun schon sofort, dass Werder Bremen im Abstiegsduell das Heimspiel gegen Mainz 05 nicht gewinnen und daher nicht am HSV vorbei ziehen konnte. Gut aufgepasst. Dabei ging es für die Bremer, die ohne ihre Starks Junuzovic und Kruse antreten mussten, richtig gut los. Die Hausherren waren früh wach wie kleine Kinder und belohnten sich für das frühe Aufstehen bereits nach 83 Sekunden durch Bargfrede mit dem 1:0. Doch damit nicht genug. Nach einer Viertelstunde setzte sich Belfodil im Luftduell gegen Balogun durch, der seinerseits überhaupt nicht hoch kam, als wäre er am Boden festgefroren, und köpfte den Ball im hohen Bogen zum 2:0 in die Maschen.
Mit der Führung im Rücken igelte sich Werder nach dem Seitenwechsel dann ein und wurde für die Passivität nach 70 Minuten bestraft. Quaison drängelte sich im Strafraum mit dem Ball gegen Moisander durch als müsste er dringend noch die Bahn erwischen und erzielte den Anschlusstreffer. Den Hausherren wollte es nun nicht mehr gelingen, das eigene Spiel auf den Platz zu bringen und so kam es, wie es kommen musste: In der Nachspielzeit wartete Fabian Frei mutterseelenallein im Bremer Strafraum, wurde bedient und drosch den Ball mit dem Schlusspfiff zum 2:2 ins Netz. Der SVW gibt also die sicher gelaubten drei Punkte doch noch aus der Hand, kann mit dem Remis im Abstiegskampf aber letztlich genauso viel oder wenig anfangen wie die Mainzer, die sich aber zumindest als moralische Sieger fühlen durften.
Dieses Gefühl kennen die Comeback-Könige des FC Schalke 04 nur zu gut. Was die Truppe von Trainer-Bubi Tedesco in dieser Spielzeit schon an Moral gezeigt hat, ist wahrlich beeindruckend. Und augenscheinlich hat dieses Gefühl des späten Comebacks eine hohe Suchtgefahr, denn auch beim Gastspiel in Frankfurt mussten die Knappen zurück kommen. Während die Eintracht schon hellwach über das Grün turnte, warteten die Schalker wohl noch auf den ersten Kaffee. Doch statt einem warmen Wachmacher gab es bereits nach 60 Sekunden die eiskalte Dusche durch Jovic in Form des 1:0. Danach waren die Gäste aus dem Ruhrpott dann aber direkt richtig wach und drückten die Frankfurter in der Folge sowas von hinten rein, ohne allerdings wirklich nennenswerte Torchancen zu kreieren. Erst kurz vor der Pause schloss Konoplyanka gut ab, scheiterte aber am glänzend parierenden Hradecky im Frankfurter Kasten. Nach dem Seitenwechsel durfte dann auch Sebastien Haller mitmachen, den es wohl nach einem Magen-Darm-Infekt direkt von der Toilette auf den Rasen befördert hatte. In jedem Fall lief es wie geschmiert, denn nach wunderbarer Vorarbeit von Gacinovic knipste der Franzose mit der Hacke einfach mal locker das 2:0.
Das reichte dann, um die Schalker Comeback-Sucht wieder auszulösen. Nach 82 Minuten war es Embolo, der den Ball zum Anschlusstreffer über die Linie drückte. Der König der Comeback-Könige ist und bleibt aber Naldo und seine liebste Zeit ist bekanntlich, wenn bereits 90+ auf der Anzeigetafel steht. Diesmal war es die fünfte Minute der Nachspielzeit, als der Brasilianer präzise mit dem Fuß aus 16 Metern den Ausgleich erzielte und seine Schalker so weiter schier unbezwingbar erscheinen ließ. Gerüchten zufolge stellt sich das Standesamt in Gelsenkirchen schon darauf ein, den Vornamen Naldo bei Neugeborenen einfach durchzuwinken – verdient hat der Hühne es in jedem Fall. Und übrigens: Schalke überwintert auf Platz 2 – wer hätte das gedacht?
Mit Sicherheit weniger Leute, als den Herbstmeister vor der Saison richtig getippt haben. Wer vor der Saison auf den FC Bayern München setzen wollte, musste den Wettanbietern wahrscheinlich noch Geld zahlen, um die Wette zu platzieren. Kein Wunder also, dass der Rekordmeister auch nach einem semi-guten Saisonstart mal wieder einsam an der Spitze seine Runden dreht. Als letzter Verein in der Hinrunde wollte nun der VfB Stuttgart im heimischen Stadion den Münchenern ein Bein stellen. Anfang hielten die Schwaben auch wirklich gut mit und in Holger Badstuber wuchs womöglich schon die Hoffnung, seiner alten Liebe eins auszuwischen, aber mit zunehmender Spielzeit wurde der Druck und die Dominanz des FCB immer größer, allerdings konnte Ron-Robert Zieler seinen Kasten zunächst noch sauber halten. Nach 79 Minuten kam dann aber doch ein Fleck auf die weiße Weste: Thomas Müller kam im Strafraum an den Ball, zog mit links ab, womit er sonst bestenfalls mal die Türe aufhält, und traf flach und platziert zur Führung in die kurze Ecke. Mit diesem Vorsprung ging es in die Nachspielzeit und wie in Bremen und Frankfurt wurde es auch in Stuttgart turbulent. Niklas Süle verwechselte im eigenen Strafraum den Ball mit dem Knie von Ascacibar und wurde vollkommen zurecht vom Videoschiedsrichter dafür bestraft. Doch Ulreich im Tor der Bayern zeigte eindrucksvoll, wie man dem Ex die kalte Schulter zeigt und hielt den Elfmeter von Akolo nach 90 Minuten voller Pfiffe gegen seine Person.
Während Stuttgart die hartnäckige Ladehemmung vor des Gegners Tores nicht gelöst bekommt, feiert der FCB den dritten 1:0 Sieg in Serie – ein gutes Pferd springt wohl wirklich nur so hoch wie es muss.
Wenn gute Pferde genau das tun, dann ist der 1.FC Köln wohl ein altes Maultier, was nicht mehr springt, sondern sich nur mühsam über den Boden quält. Ungefähr das beschreibt auch das, was sich beim Heimspiel des FC gegen den VfL Wolfsburg zwischen beiden Teams auf dem Rasen abspielte, denn von gutem Fußball war das meilenweit entfernt. Die Kölner traten dabei, wie bereits zuletzt, mit einer besseren Schülermannschaft an, die mit ein paar Profi-Spielern gespickt war. Und trotzdem waren die Geißböcke das aktivere Team, wofür sich die Wolfsburger Spieler wirklich schämen sollten. Trotzdem waren beide Torhüter fast zu bemitleiden, denn sie müssen auf dem Rasen beschäftigungslos ziemlich gefroren haben. Das änderte sich dann aber nach dem wärmenden Pausentee. Jojic schaltete kurzzeitig in den Robben-Modus, zog nach innen und zwang Casteels zu einer Glanzparade, die den Schlenzer so gerade noch ans Aluminium lenkte. Doch die Kölner schienen wirklich zu wollen und wie ein braves Kind an Weihnachten, bekamen sie dann auch ihren Wunsch. Der eingewechselte Clemens leitete an der Mittellinie den Angriff ein, sprintete dann 50 Meter nach vorne und Vollstreckte das gute Zuspiel von Jojic kurz vor Casteels zum 1:0.
Doch wie so oft in dieser Spielzeit, gingen die Gastgeber am Ende auf dem Zahnfleisch und fingen hinten an gewaltig zu schwimmen. Beim Scheibenschießen der Wölfe gegen Timo Horn hielt sich der Kölner Keeper allerdings bis zum Abpfiff schadlos und dann war es geschafft. Mit dem größten Weihnachtswunder seit Jesus Geburt in Form des ersten Saisonsieges verabschiedet sich der 1.FC Köln mit sage und schreibe sechs Punkten in die Winterpause. Damit sind es „nur“ noch neun Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz – in Köln wird Europa also schon langsam wieder Thema.
Mit einem Blick auf die Tabelle könnte man meinen, dass man auch in Augsburg auf das internationale Geschäft schielt. Schließlich spielt der FCA eine wirklich gute Runde und hat eher Kontakt nach oben, als zur Abstiegsregion. Mit dem SC Freiburg stand nun ein Gegner vor der Tür, der zwar in den unteren Tabellenregionen heimisch ist, aber zuletzt zwei Siege in Folge einfahren konnte. Trotzdem kamen die Gastgeber höllisch gut aus den Startlöchern und kaum war eine Minute rum, stand es auch schon 1:0. Alfred Finnbogason, Mr. Blitzstart höchstpersönlich, besorgte die frühe Führung für sein Team, auch wenn er dafür gegen Schwolow zwei Versuche brauchte. Nur acht Minuten später hätte der zweite Teil des kongenialen Sturmduos des FCA, Michael Gregoritsch, problemlos aus 5 Metern auf 2:0 erhöhen können, doch sein Visier war scheinbar noch zu hoch eingestellt und so semmelte er einfach drüber. Stattdessen kamen die Freiburger durch Günther noch vor dem Seitenwechsel zurück ins Spiel. Nach der Pause entwickelte sich dann endgültig ein rasantes, unterhaltsames Fußballspiel. Den Grundstein dafür legte Nils Petersen, der kurz nach Wiederanpfiff bereits per Kopf das Spiel drehte. Mit seinem sechsten Tor binnen einer Woche erhöhte der eigentliche Edeljoker sogar noch auf 3:1, nachdem zuvor der Videoschiedsrichter mal wieder auf den Plan getreten und einen Elfmeter wegen eines Handspiels zuvor im Mittelkreis zurückgenommen hatte. Auch hier stellte sich mal wieder die Frage, wie weit die Szenen zukünftig noch zurückverfolgt werden und ob bald auch Tore annuliert werden, wenn im Sommertrainingslager der Ball beim Abstoß nicht ordentlich ruhte. Freiburg war’s herzlich egal, denn die Breisgauer sahen wie der sichere Sieger aus, als die Nachspielzeit anbrach und der Rummel in Augsburg erst so richtig losging. Erst fand Philipp Max mit seiner 10. Torvorlage der Hinrunde den Kopf von Finnbogason zum 2:3, nur damit der eiskalte Isländer naldoesk in der fünften Minute der Extra-Zeit erneut per Kopf doch noch den mehr als späten Ausgleich erzwang.
Last-Minute-Wahnsinn also auch in Augsburg, wo das Spiel dann auch nicht ungerecht mit 3:3 beendet wurde. Keine so schlechte Woche also für den SC Freiburg (7 Punkte) und Nils Petersen persönlich (6 Tore), aber mit dem besseren Gefühl wird sicherlich trotzdem der FC Augsburg in die Winterpause gehen.
Das wollte man den Augsburgern in Dortmund ganz sicher gleich tun, war doch die Hinrunde unter Peter Bosz nach furiosem Start so schnell ausgebrannt wie eine Rakete an Silvester. Unter dem neuen „Fanboy“ Peter Stöger auf der Bank wurde es unter der Woche ja bereits wie durch Hand-Auflegen besser und zunächst sah es auch bei der Heimpremier gegen Hoffenheim gar nicht mal schlecht aus. Die freundlichen Gäste aus dem Kraichgau luden direkt zu Beginn gleich doppelt durch grobe Fahrlässigkeiten zur Dortmunder Führung ein, aber Yarmolenko wollte beide Male die Geschenke nicht annehmen. Stattdessen zeigte sich wieder der BVB, den man in den letzten Monaten kennen und über den man zu lachen gelernt hatte. Bei der ersten Hoffenheimer Offensivaktion versuchte die Viererkette auf Abseits zu spielen, hatte dabei aber in etwa so wenig mit einer geraden Linie zu tun wie eine Gebirgssilhouette. Beim Pass in die Mitte setzte sich Toljan dann auch noch beleidigt auf den Hosenboden und so hatte Mark Uth wenig Probleme, die TSG in Führung zu bringen. Das war dann der Zahnzieher für die Gastgeber und fortan bestimmte eigentlich nur noch Hoffenheim das Geschehen auf dem Rasen. Nach der Pause entschieden sich die Schwarz-Gelben dann aber einmal schnell zu kontern, was Stefan Posch augenscheinlich doof fand und sich kurzerhand zum Klassenrowdie im eigenen Strafraum entwickelte. Der junge Österreicher stellte Kagawa ein Bein, brachte ihn so zu Fall und Aubameyang bestrafte die Rüpelei vom Punkt mit dem Ausgleich. Das änderte allerdings nichts an der Gemengelage auf dem Platz, denn der BVB agierte weiterhin enorm passiv und ließ Hoffenheim einfach mal machen. Und dafür wurden sie auch noch belohnt. Kurz vor dem Schlusspfiff geht Dahoud plötzlich ein Licht auf, er findet mit einem guten Pass Pulisic im Strafraum und der US-Boy vollendet quasi aus dem Nichts zum 2:1 Siegtreffer.
Wie dieses Ergebnis letztlich zu Stande kam, kann wohl niemand so genau erklären. In weiten Teilen erinnerte das Dortmunder Spiel schon an die Ideenlosigkeit des 1.FC Köln. Aber letztlich gibt der zweite Erfolg in Serie Peter Stöger recht. Und Julian Nagelsmann wird sich sicherlich zweimal überlegen, ob er im Sommer den vorgewärmten Stuhl des Österreichers in Dortmund übernehmen will.
Für etwas Wärme wollten wohl auch die mitgereisten „Fans“ von Bayer Leverkusen sorgen, als sie zu Beginn des Auswärtsspiels in Hannover in Nikolaus-Kostümen ordentlich Pyrotechnik im Block abbrannten. Viele Zuschauer störte das aber nicht, denn die Arena in Hannover erinnerte vom Fülle-Grad her eher an einen Auftritt von Mehrzad Marashi (DSDS Sieger von 2009) als an ein Bundesliga Spiel. Die nicht anwesenden Zuschauer dürften sich selbst in den Hintern beißen, denn sie ließen sich ein richtiges Feuerwerk entgehen. Es dauerte gerade einmal 11 Minuten, bis Lars Bender, der im Laufe des Spiels übrigens genau wie sein Bruder Sven angeschlagen das Feld verlassen musste (was für eine Überraschung), mit einer Flanke Julian Brandt fand. Der Nationalspieler verwertete diese dann anspruchsvoll per Volley-Abnahme zum 1:0. Die Hannoveraner Antwort gab es aber postwendende, denn Bebou köpfte quasi im Gegenzug den Ausgleich. Als der Schiedsrichter dann nach einer gemütlichen TV Pause in der Review Area auf ein Foul von Tah im Strafraum entschied, drehte Füllkrug das Spiel vom Punkt das erste Mal. Das war Sané aber wohl so unangenehm, dass er im Spielaufbau kurzerhand den Ball als Wichtelgeschenk an Leverkusen übergab. Mehmedi sagte danke und düpierte Tschauner im Tor mit einem eher mäßigen Schuss in die kurze Ecke, der aber trotzdem zum Ausgleich reichte – wohl gemerkt nach gerade einmal 25 Minuten. Aber damit noch nicht genug: Mit dem Pausenpfiff stellte Felix Klaus über das Bein von Tah noch auf 3:2 und schickte beide Teams so ins gemütliche Wechselbad der Gefühle in die Kabinen. Aus diesen kam dann vor allem Leon Bailey direkt heiß wie Frittenfett auf das Feld zurück. Mit zwei Sprints binnen zwanzig Minuten, in denen er demonstrierte, dass er schneller ist als ganz Hannover, drehte er das Spiel erneut und plötzlich stand es 4:3 für die Werkself.
Einen Sieger hatte dieses fast schon tennis-artige Hin und Her aber nicht verdient und so war es an Julian Korb, kurz vor Schluss den Ball irgendwie zum 4:4 über die Linie zu würgen. So macht Fußball Spaß und so kann man sich weiß Gott auch in die Weihnachtszeit verabschieden – außer man hat einen ausgeprägten Defensiv-Fetisch.
Den durfte man auch beim letzten Spiel der Hinrunde am Sonntagabend in Leipzig nicht haben. Dort empfing RB die Hertha aus Berlin zu einer Art Ost-Derby. Das brisanteste an dieser Paarung war aber sicherlich die Rückkehr von Davie Selke an seine alte Wirkungsstätte – man weiß ja, wie das mit dem oder der Ex oft so läuft. Und eben dieser Selke war es dann auch, der bereits nach 6 Minuten mit dem 1:0 zeigte, dass es ihm in seiner neuen „Beziehung“ deutlich besser geht als in der alten. Als dann kurz darauf Werner im Laufduell mit Torunarigha robust in den Zweikampf ging und der junge Verteidiger daraufhin in die Beine des Nationalstürmers fiel, entschied der Schiedsrichter sich für den Platzverweis für den letzten Mann der Berliner – eine harte wie zweifelhafte Entscheidung.
Trotz Führung ließen 83 Minuten Unterzahl eigentlich keine freundliche Prognose für den weiteren Spielverlauf der Berliner zu. Doch wie beim Wetter gab es auch in Leipzig eine Überraschung. Denn statt des Ausgleichs fiel das 2:0 als Kalou wuchtig in die Maschen köpfte. Leipzig hingegen testete in Person von Diego Demme lediglich das Lattenkreuz. Wie es besser geht, zeigte nach dem Seitenwechsel dann erneut Davie Selke. Der Seitenwechsler stellte nach einer Ecke per Fuß (!!!) auf 3:0 (Quelle Titelbild: Kicker.de) und hatte sogar noch eine weitere Bude auf dem Schlappen. Stattdessen schickten sich aber die Bullen in der Schlussphase an, das Drama vom Samstag auch nach Leipzig zu importieren. Zunächst köpfte Orban völlig allein gelassen das 1:3, ehe Halstenberg in der Nachspielzeit sogar noch auf 2:3 verkürzen konnte. Statt des dritten Tores gab es aber nur den dreifachen Bruch der Mittelhand für den Linksverteidiger. Hertha und vor allem Selke, der sich beim Jubeln alles andere als zurück hielt, beschenken sich damit pünktlich zum Fest noch einmal selbst, während RBL die Hinrunde wohl doch etwas hinter den eigenen Erwartungen beendet.
Und so war dann auch die gesamte Hinrunde im Kasten. Nach 153 Partien ist im Grunde sowohl ganz oben als auch ganz unten schon alles klar. Aber dazwischen geht noch einiges, was vor allem auch die Dramatik zum Abschluss noch einmal eindrucksvoll zeigte. Wird es auf Schalke in der Rückrunde eine Tedesco-Statue geben und in 7 Jahren reihenweise Einschulugen von Domenico Müller und Naldo Kauczinski? Schafft der HSV es endlich in die 2.Liga? Und gibt es von Dortmund überhaupt eine Flugverbindung nach Wien? All das werden wir nach dem Jahreswechsel erfahren. Und wisst ihr was? Ich freu mich drauf. Schöne Feiertage und einen guten Rutsch. Zum Abschluss gibt’s auch extra nochmal die Tabelle nach der Hinrunde. Quasi zum Einrahmen und verschenken unterm Weihnachtsbaum.