Kaum war der Zirkus präsent in der Liga, gab es prompt dank des DFB Pokals die erste englische Woche der Rückrunde und so hielt dann auch quasi nahtlos der 22.Spieltag Einzug in die Bundesliga. Dabei haben sich die Bundesligisten augenscheinlich Mal überhaupt nichts aus Nächstenliebe gemacht, denn Punkte geteilt wurden in den neun Partien einfach gar nicht. Und auch die Gastfreundschaft stand nicht sonderlich hoch im Kurs, denn lediglich ein Heimteam hat dem Gast den Dreier überlassen. Was sich hinter diesen ominösen Aussagen abspielte, schauen wir jetzt mal genauer an.
Vermeintliche Favoriten bleiben schadlos
Beginnen durften den Spieltag zwei Teams, die im DFB Pokal schon nichts mehr zu melden hatten und gleichzeitig beide eine grundsolide Saison spielen: RB Leipzig und der FC Augsburg. Da man bei beiden Mannschaften allerdings nie so sicher sein kann, was sie heute auf den Tisch bringen, durfte man vor dem Spiel durchaus gespannt sein. Zunächst war das Ganze dann allerdings mehr als dürftig, sodass lediglich die immer noch vorhandenen Pfiffe gegen Ex-Bullen Martin Hintergger auffielen. Die Leute in Leipzig scheinen wirklich nachtragend zu sein. Letztlich entschied sich RB dann aber doch dafür, im heimischen Rund etwas Fußball anzubieten und wurde dafür belohnt. Upamecano, der junge Innenverteidiger, vollstreckte unaussprechlich aber ausgesprochen gut zum 1:0 ehe Naby Keita kurz vor Schluss per Freistoß, fast schon selbstredend von Hinteregger abgefälscht, den 2:0 Endstand besorgte.
Das gleiche Ergebnis mit einem ähnlichen Spielverlauf gab es auch in Dortmund, wo Peter Stöger mit dem BVB den an wackeligen Krücken gehenden Bundesliga-Dino aus Hamburg empfing. Der ewige Patient Marco Reus feierte dabei sein Comeback und stand, zur Überraschung vieler, direkt ohne schützende Luftpolsterfolie in der Startelf. Trotzdem, oder womöglich gerade deshalb, verlief die erste Halbzeit harmlos wie eine Schlacht mit Wattebällchen. Vom HSV ist man das ja gewöhnt, aber der BVB kann ja eigentlich nur nicht verteidigen. Zum Glück hat im Winter ein junger Belgier den Weg ins Ruhrgebiet gefunden, der nun in seinem zweiten Spiel den dritten Treffer markieren konnte: Mitshy Batshuayi.
Per Flic-Flac-Salto Jubel unterhielt er im Anschluss seine Kollegen scheinbar so gut, dass sie zumindest Lust entwickelten, etwas Fußball zu spielen und Chancen fahrlässig liegen zu lassen. In der Nachspielzeit folgte dann aber doch noch der 2:0 Endstand, inklusive einem Rio 2014 Flashback: André Schürrle bediente Mario Götze, übrigens frisch aus dem Beauty Salon. Von der Wertigkeit nicht ganz WM Finale, aber man kann ja nicht alles haben. Die Hamburger im Übrigen hatten quasi nichts: Wie ein Käfer auf dem Rücken versuchten sie alles, aber mit solch limitierten Mitteln kommt man wohl nicht mehr auf die Füße.
Wenn der harmlose HSV auf Tabellenplatz 17 der hilflose Käfer auf dem Boden der Bundesliga ist, dann ist der 1.FC Köln ein eben solcher Käfer auf dem Rücken, nur das dem auch noch das ein oder andere Bein fehlt. Nach verheißungsvollem Rückrundenstart sind die Geißböcke pünktlich zum Karneval spätestens in Frankfurt wieder auf dem harten Boden der Realität angelangt. Mit einer vor allem Defensiv indiskutablen Leistung wurden die Domstädter wahlweise per Direktpassspiel oder mit einfachen Standards von der Eintracht vorgeführt. Vor allem drei Gegentore binnen neun Minuten (!!!) unmittelbar nach dem Ausgleich durch Terodde, davon zwei durch die Innenverteidiger Falette und Russ, führten jegliche Taktik ad absurdum. Am Ende stand es hochverdient wie deutlich 4:2 für Frankfurt, welche sich damit weiter oben festsetzen und dem FC noch einmal mehr als deutlichen machten, dass es zumindest fußballerisch in Köln trotz Karneval derzeit nicht viel zu lachen gibt.
Jede Serie endet Mal
Karnevalistische Katerstimmung in Köln und genau die gleiche deprimierende Situation auch etwas weiter den Rhein entlang in Mainz. Nach dem desaströsen Ausscheiden im DFB Pokal unter der Woche, ironischerweise gegen die scheinbar nicht sonderlich jecke Frankfurter Eintracht, ging es am Wochenende zum Krisengipfel nach Hoffenheim. Beide Teams in der Rückrunde noch sieglos, wollten an diesem Zustand etwas ändern. Gelungen ist es allerdings nur der TSG und das in einem Spiel, das direkt einen dreifachen Doppelpack parat hielt. Kramaric, Berggreen und, wie sollte es auch anders sein, Adam Szalai (Ex-Mainzer) trafen doppelt und sorgten so für ein durchaus unterhaltsames 4:2. Mit der 17. Führung der Saison haben die Herren aus dem Kraichgau es so immerhin zum 8. Saisonsieg geschafft – da muss man kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass die Quote arg bescheiden ist. Bemerkenswert: Serge Gnabry agierte als Rechtsverteidiger und zeigte im Slapstick-Modus vor dem zwischenzeitlichen 2:3 eindrucksvoll, dass da noch Luft nach oben ist, während der FSV insgesamt einfach völlig desolat agierte. Alles in allem also kein gutes Wochenende für die jecken Fußballfreunde.
Da verwundert es nicht, dass auch Bayer Leverkusen nicht gewinnen konnte, das zumindest irgendwie beiläufig von der überschwappenden kölner Narrenkultur beeinflusst wird. Gegen die 2018 bis dato herzlich harmlose Hertha spielte Heiko Herrlich kurzerhand Personalroulette und spülte so, im Vergleich zum Pokal unter der Woche, fünf neue Kräfte in die Startelf. Davon waren die Spieler scheinbar selbst so überrascht, dass nicht wirklich etwas zusammenlief. Selbst so solide Typen wie Jonathan Tah gerieten in Geberlaune und luden die Gäste aus der Hauptstadt freundlichst zum Toreschießen ein. Lazaro und Kalou nahmen die Angebote gerne an und sorgten für ein komfortables 2:0 aus Sicht der Berliner. Dass die Werkself an diesem Nachmittag wohl auch noch drei Stunden länger hätte spielen können, ohne auch nur ein Tor zu erzielen, zeigten sie eindrucksvoll bei einem indirekten Freistoß mitten im Hertha Strafraum.
Gegen die Berliner Mauer auf der Linie trafen die Leverkusener ihre Gegenspieler, Mitspieler, die Latte und den Keeper – aber schlichtweg nicht das Tor. So nahmen die Berliner am Ende verdient die Punkte mit und Bayer muss sich mit Kamelle an Rosenmontag begnügen.
Mit sowas verrücktem wie Karneval oder Fasching setzt man sich traditionell in Hannover ebenso wenig auseinander wie in Freiburg, sodass sich quasi anbot, dass diese beiden Mannschaften an so einem Wochenende aufeinander trafen. Dabei hatte 96 das erste echte Heimspiel der Saison, nachdem die Ultras den eigenen Stimmungsboykott gegen Klub-Boss Kind ruhen ließen. Und siehe da, das Team dankte es den Fans mit einer guten Leistung auf dem frisch verlegten Rasen-Parkett. Denn nach Toren von Klaus und Anton stand am Ende gegen die zuletzt als unbesiegbar geltenden Breisgauer ein 2:1 Heimsieg auf der Habenseite. Was Unterstützung bei Arbeitnehmern doch bewirken kann.
Siege im Abstiegskampf
Das stellte auch einmal mehr der VfB Stuttgart unter Beweis. Mit dem 7. Heimsieg der Saison verschafften die Mannen von Neu-Coach Tayfun Korkut (ja, Herr Korkut kann tatsächlich auch gewinnen) etwas Luft im stickigen Tabellenkeller. Eine forsche Anfangsphase inklusive Tor von Daniel Ginczek reichten gegen wahnsinnig harm- und ideenlose Gladbacher aus. Die Fohlen blieben durch dieses 0:1 im dritten Spiel in Folge torlos und sollten langsam mal erkennen, dass man ohne eigene Tore im Fußball nicht wirklich viel reißen kann.
Während Gladbach mitten in einer handfesten Winter-Depression steckt, ging am schönen Weserstrand auch dieses Wochenende der Aufschwung weiter (Quelle Titelbild: Kicker.de). Mit erfrischendem und mehr als ansehnlichem Offensivfußball zogen die Bremer viel zu zahmen Wölfen mit 3:1 den Zahn und robben sich so immer weiter an das gesicherte Mittelfeld der Liga heran. Spieler des Spiels und gleichzeitig Spieler des Spieltags insgesamt war dabei Florian Kainz. Der junge Österreicher war mit seinen Toren zum 2:0 und 3:1 maßgeblich am Erfolg seiner Mannschaft beteiligt und agierte zusätzlich in der Offensive quasi omnipräsent und mehr als auffällig. Dass sein erstes Tor dabei äuseräu sehenswert war, ist ja dann quasi schon selbstverständlich.
Wenn die Werderaner so weiter machen, dann ist der Abstiegskampf womöglich schon bald passé, während die Wölfe wieder immer tiefer in den Abstiegssumpf zu rutschen scheinen.
Spiel des Spieltags
Solche Sorgen waren naturgemäß beim Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und dem FC Schalke 04 kein Thema. Bei der begleiteten Besichtigung des neuen Wohnzimmers von Leon Goretzka ging es viel mehr um die Frage, ob S04 doch womöglich in der Lage sein könnte, die Über-Bayern zumindest ein wenig zu ärgern. Und siehe da, mit mutigem, couragiertem Auftreten boten die Knappen den Bayern doch tatsächlich die Stirn. Dummerweise hatte Torhüter Ralf Fährmann scheinbar nicht mitbekommen, dass sein Auftritt als Keeper-Clown in München nicht fortgesetzt werden sollte, sodass er direkt mit dem Patzen weitermachte wie am Wochenende zuvor. Mit einer schwachen Faustabwehr in die Mitte lud er Lewandowski zum 1:0 ein nur um kurz vor der Pause die kurze Ecke so sperrangelweit offen zu lassen, dass Thomas Müller gar keine andere Chance hatte, als den Platz zu nutzen.
Da Franco di Santo zwischenzeitlich ausgeglichen hatte, ging es mit einem 2:1 in die Kabine – und das sogar zweimal. Denn trotz einer spannenden zweiten Hälfte auf Augenhöhe, änderte sich am Ergebnis nichts mehr. Was lernen wir daraus? Die Bayern sind und bleiben die Bayern, aber mit Mut und Engagement kann man den Rekordmeister zumindest ärgern. Also, liebe Bundesligisten, versucht doch gegen den FC Bayern zumindest Fußball zu spielen – mehr als verlieren könnt ihr nicht. Und womöglich fällt irgendwann ja doch Mal ein kleines Stück vom großen Punktekuchen des Serienmeisters ab.