Freunde, es ist geschafft. Die letzte Länderspielpause der Saison 2017/2018 liegt hinter uns und wir können uns nun vollkommen störungsfrei auf die Zielgerade der Bundesliga konzentrieren. Da konnte selbst Ostern nichts dran ändern, auch wenn der Karfreitag dazu führte, dass nach dem offiziellen Topspiel noch ein topperes Topspiel hinterher geschoben wurde. Wer wünscht sich nicht nach der Partie Bayern Dortmund noch die epische Schlacht zwischen Hertha und Wolfsburg? Spoiler Alarm: Letztgenannte Partie war nach dem eigentlichen Top-Spiel eher Einschlafhilfe als alles andere.
Fußballerische Verlängerung der Fastenzeit
Obwohl bekannterweise an Ostern traditionell auch Fastenbrechen betrieben wird, haben sich am 28. Spieltag gleich sechs Mannschaften gedacht, sie schwimmen mal gegen den Strom und fasten einfach auch am Osterwochenende. In diesem Fall ging es aber nicht um Süßigkeiten, Alkohol oder sonstige Dinge, die Spaß machen, sondern schlicht und ergreifend um Tore. So kam beispielsweise Bayer Leverkusen nach dem verpatzten Rhein-Derby vor der Länderspielpause nun auch gegen den FC Augsburg in der heimischen BayArena nicht über ein 0:0 hinaus. Die Werkself präsentierte sich dabei wie ein nicht ganz so cleverer Schüler: Stets bemüht, aber glücklos. Das einzige Tor des Nachmittags wurde berechtigterweise nicht anerkannt und so muss Bayer weiter nach der eigenen Form suchen.
Dabei befindet man sich in guter Gesellschaft von Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach, die seit vier bzw. drei Spielen am Stück auf einen Dreier warteten. Im direkten Duell beider Teams verlängerte sich die Wartezeit um jeweils ein Spiel, denn auch diese beiden Team schafften es nicht, dem gegenüber ein Ei ins Nest zu legen. Zum einen lag dies an persönlichem Unvermögen, zum anderen aber auch an zwei gut aufgelegten Torhütern namens Rene Adler und Yann Sommer. Vor allem der Schweizer im Kasten von Borussia Mönchengladbach rettete die Null mit einem schier unmenschlichen Killerreflex und sicherte seinem Team so zumindest einen Punkt.
Während die 05er somit im vierten Spiel in Serie ohne eigenen Treffer blieben und für einen erfolgreichen Abstiegskampf wohl dringend ein Mittel gegen Ladehemmung finden müssen, sollten sich die Fohlen wohl oder übel damit abfinden, diese Saison ein Dasein im grauen Liga-Mittelmaß zu fristen. Kleine Bemerkung am Rande: Nach dem vor nicht allzu langer Zeit verkündeten Saisonaus für Jannik Vestergaard und meinen Genesungswünschen stand der dänische Hüne gegen Mainz in der Gladbacher Startelf und zeigte eine starke Leistung. Chuck Norris scheint also ernste Konkurrenz zu kriegen.
Aber nun zurück zur eingangs erwähnten Einschlafhilfe. Was die Berliner Hertha und der VfL Wolfsburg nämlich auf den Platz brachten, war gelinde gesagt gar nix. Selbst einem Ficus beim Wachsen zuzusehen hätte keinen sonderlich geringeren Unterhaltungswert gehabt als diese Bundesligapartie zur Prime-Time am Samstagabend. Schon beim Gedanken daran geht bei mir das Gähnen wieder los, also schnell weiter in Stadien, wo mehr los war.
Flutschfinger und ein Trainer-Vulkan
Um den Aufwach-Prozess nun so schonend wie möglich zu gestalten, machen wir in Gelsenkirchen weiter, da der FC Schalke in dieser Saison bekanntlich nicht aufregend, dafür aber umso erfolgreicher agiert. So geschehen dann auch am Samstag im Heimspiel gegen den SC Freiburg. Während die erste Halbzeit getrost unter den Teppich gekehrt werden konnte, wurde es ab Mitte der zweiten Halbzeit turbulent. Zunächst fällte Gulde im Strafraum Embolo, sodass Caligiuri vom Punkt sicher die Schalker Führung besorgen konnte. Das regte Nils Petersen, seines Zeichens personifizierte Lebensversicherung des SCF, so sehr auf, dass er für’s Meckern verwarnt wurde. Er sah die gelbe Karte, aber sah sie auch nicht, denn er drehte dem Schiedsrichter penetrant den Rücken zu. Nur drei Minuten später regte Petersen sich wieder auf und war dann völlig verdutzt, als er per Ampelkarte vom Platz gestellt wurde. Das wiederum brachte den inneren Vulkan von Freiburg-Coach Christian Streich so dermaßen zum brodeln, dass er von seinem Trainerteam zurückgehalten werden musste, um den Schiedsrichter nicht an Ort und Stelle in Stücke zu reißen. Von der Tribüne aus musste Streich dann mit ansehen, wie Burgstaller auf 2:0 stellte und somit den sechsten Sieg in Serie für Königsblau eintütete. Ein guter Tag für die Knappen, ein wahrlich gebrauchter Nachmittag für die Jungs aus dem Breisgau.
Einen eben solchen Nachmittag hatte sich scheinbar auch Lukas Hradecky beim Auswärtsspiel seiner Eintracht in Bremen andrehen lassen, denn der Finne war es, der das äußerst muntere Spiel zu Gunsten der Werderaner entschied. Aber der Reihe nach: Zlatko Junuzovic belohnte seine Farben für eine engagierte Anfangsphase mit dem 1:0, ehe die Partie mit zunehmender Spieldauer immer mehr in Richtung Eintracht Frankfurt zu kippen schien. Spätestens als der Frankfurter Zirkus kurz nach der Pause Einzug ins Weserstadion hielt und K.P.Boateng per 10 Meter halbhohem Hackenpass für Jovic auflegte, der per Seitfallzieher den Ausgleich erzielte, schienen die Frankfurter endgültig am Drücker zu sein. Doch dann rutschte Abraham der Ball beim Versuch zu klären komisch über den Schädel, flog im hohen Bogen auf Hradecky zu und der packte einfach daneben.
Der Ball landete im Netz, Bremen gewann dadurch 2:1 und der Unglücksrabe resümierte treffend wie ehrlich, dass er da einfach Mist gebaut hat.
Aber auch zwei seiner Kollegen sahen an diesem Wochenende nicht ganz so glücklich aus. Denn auch im Duell des VfB Stuttgart mit dem Hamburger SV hätten womöglich Tore durch ein beherzteres Zugreifen verhindert werden können. Auf beiden Seiten wurden Schüsse nämlich so unglücklich prallen gelassen, dass Lewis Holtby bzw. Daniel Ginczek nur noch einschieben brauchten. Da ansonsten weder Ron-Robert Zieler noch Julian Pollersbeck etwas zuließen, stand es am Ende nicht unverdient 1:1, wodurch der HSV de facto überhaupt nicht voran kommt, während der VfB unter Tayfun Korkut weiterhin ungeschlagen bleibt. Man stelle sich nur mal vor, man hätte ihn früher verpflichtet.
Ein Dutzend Eier in zwei Nestern
Ob man dann mit dem FC Bayern um die Meisterschaft kämpfen würde? Fraglich. Ob man sich in München besser anstellen würde als Borussia Dortmund? Schwer es nicht zu tun, denn der BVB entschied sich in der Allianzarena kurzerhand dazu, den HSV der oberen Tabellenhälfte zu geben und sang- und klanglos unterzugehen (Quelle Titelbild: Kicker.de). Die Bayern-Offensive um James, Lewandowski, Müller und Ribery zerlegte das, was die Dortmunder Defensive nannten fachmännisch und geschickt binnen kürzester Zeit, sodass es schon zur Halbzeit 5:0 für den Rekordmeister stand. Da man in München aber scheinbar Werte wie Anstand und Mitleid kennt, setzte Lewandowski nur noch kurz vor Schluss mit seinem dritten Treffer das 6:0 Sahnehäubchen auf die Partie und ließ dem Rivalen aus dem Ruhrgebiet so zumindest noch ein wenig Restwürde. Nichtsdestotrotz sollte nun auch dem letzten Dortmunder klar geworden sein, dass man von Augenhöhe mit dem FC Bayern aktuell so weit entfernt ist wie Facebook von Kontrolle über die Daten seiner Nutzer. Und der FCB? Nun, der verkörpert die pure Dominanz und hat den Schwarz-Gelben das Osternest mal richtig schön gefüllt.
Als genauso fleißiger Osterhase präsentierte sich aber auch die TSG Hoffenheim gegen fast schon bemitleidenswerte Kölner. Trotz Derbysieg im Rücken bekam der FC von Anfang an kein Bein auf die Erde und verteilte reihenweise persönliche Einladungen zum Toreschießen. Während in der ersten Halbzeit nur Serge Gnabry eine der Einladungen annahm, waren er und seine Teamkameraden nach dem Seitenwechsel nicht mehr so zurückhaltend. Zuber, Rupp, nochmal Gnabry und zweimal Mark Uth, der zusätzlich auch noch zwei Tore vorbereitete, hauten den Geißböcken die Hucke nach allen Regeln der Kunst voll.
Die TSG unterstrich mit dem klaren 6:0 die starke Form und die immer noch vorhandenen Ambitionen in Richtung Europa. Der FC hingegen enttäuschte seine Anhänger maßlos, die pünktlich zu Ostern an ein Wunder und die endgültige Auferstehung geglaubt hatten. Der Klassenerhalt ist durch diese Klatsche jedenfalls nicht wahrscheinlicher geworden.
Spiel des Spieltags
In Anbetracht der Ergebnisse und der Ereignisse hätte auch durchaus manch andere Partie den Titel des Spiels des Spieltags verdient gehabt, aber aufgrund einer fast schon irrwitzigen Schlussphase ging der Preis dieses Mal an Hannover 96 gegen RB Leipzig. Dabei sah das Ganze in der zunächst nach einer klaren Angelegenheit aus. Leipzig powerte 96 einfach an die Wand und führte nach 54 Minuten hochverdient mit 2:0. Selbst als Sané per Kopf der Anschluss gelang, konterte Leipzig cool wie die Unterseite des Kopfkissens durch Poulsen und stellte auf 3:1. Doch dann wurde es verrückt. 11 Minuten vor dem Ende erzielte Joker Füllkrug per Kopf das 2:3, nur um drei Minuten gar auf 3:3 zu stellen und die HDI Arena in ein Tollhaus zu verwandeln. Das Ganze hatte nur einen Haken: es gab einen Stimmungskiller auf dem Platz. Nach Hinweis aus der Kölner Dunkelkammer schaute sich Schiedsrichter Winkmann die Szene noch einmal an und erkannte zurecht die knappe, aber korrekte Abseitsstellung und nahm somit das Tor zurück. 96 warf in der Folge wütend alles nach vorne, was sie hatten, scheiterten dann auch noch am Pfosten und mussten am Ende die bittere 2:3 Niederlage hinnehmen. RBL springt durch diesen Sieg wieder auf Platz 4 und träumt von der erneuten Teilnahme an der Championsleague während man in Hannover weiterhin mit mindestens einem Auge nach unten schielen muss.