Vorschlussrunde in der Bundesliga. Die Saison nähert sich unaufhaltsam dem Ende und so rücken auch die Entscheidungen über Wohl und Wehe eines jeden Vereins zwangsläufig in den Fokus. Vor dem 33. Spieltag ging es noch für nahezu jeden Club um irgendetwas und so waren Spannung und Action vorprogrammiert – und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Spiele ohne Wert
Beginnen wir aber mit dem Spiel, bei dem es um absolut gar nichts mehr ging, da beide Teams ihren jeweiligen Tabellenplatz bereits vor der Partie eingeloggt hatten: 1. FC Köln gegen FC Bayern München. Während die Bayern bereits seit gefühlt vor der Saison als Meister feststanden, hatte der FC sich in der vergangenen Woche endgültig die rote Laterne gesichert, sodass beide nun ein ganz entspanntes Fußballspiel bei bestem Wetter ausrichten konnten. Dem Rekordmeister merkte man nach dem Ausscheiden in der Champions League an, dass das Motivationslevel kaum über die Grasnarbe hinaus steigen wollte und so kickten die Münchener den Ball eher lustlos über das Feld. Der Effzeh hingehen agierte bemüht und wollte den treuen Fans noch einmal etwas bieten, hatte aber vor der Partie den berühmten Schluck Zielwasser vergessen. Zum Glück hatte Niklas Süle Mitleid und verhalf den Gastgebern mit seinem dritten Eigentor der Saison zur Halbzeitführung. Gleichzeitig weckte dieses Gegentor, wie so oft, die Bayern auf, sodass sie nach dem Seitenwechsel die Partie komplett übernahmen. James, Lewandowski und Tolisso machten den Geißböcken deutlich, wieso in der kommenden Spielzeit eine komplette Liga Unterschied zwischen beiden herrscht und sorgten für den verdienten 3:1 Auswärtssieg. Dabei hätten die Kölner durchaus in der ein oder anderen Szene mehr Glück mit Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus haben können, aber auch das hätte wohl am Ausgang insgesamt nichts mehr geändert.
Einzig Trainer Ruthenbeck beschwerte sich so heftig, dass er sein letztes Heimspiel als FC-Trainer von der Tribüne aus beenden durfte. Sei’s drum, der FC verabschiedet sich zuhause aus der Liga während der FC Bayern einfach immer weiter macht – wie eine gut geölte Maschine.
Die zweite Partie, in der es im Grunde um nichts mehr ging, bestritten Hannover 96 und die Berliner Hertha. Mit ganz viel Hang zur Theorie und noch mehr Fantasie konnte 96 noch absteigen und Hertha noch die Europa League erreichen, aber in der realen Fußballwelt ging es nur um einen lockeren Sommerkick. Vor allem Hertha ließ das auch provokant raushängen, verteidigte luftig wie viele Outfits dieser Tage und wurde so gleich dreifach von den Gastgebern in der ersten Halbzeit bestraft. Davie Selke schaffte nach dem Seitenwechsel zwar noch den Anschlusstreffer, zu mehr konnten sich die Berliner aber wohl einfach nicht aufraffen. Hannover verabschiedet sich so sehr versöhnlich von den eigenen Fans während die Hertha einfach die alte Dame bleibt: grau und irgendwie trist.
Sehnsucht nach der Champions League
Nun aber zu den Spielen wo es wirklich noch um die Wurst ging. In Stuttgart war der Hot-Shit der Liga unter sich, denn der VfB traf auf die TSG Hoffenheim. Während die einen unter Tayfun Korkut zu einer unerwarteten Macht mutierten, eilten die anderen zuletzt von Sieg zu Sieg und strebten nun in Richtung europäische Elite. So legten die Kraichgauer auch gegen den schwäbischen Nachbarn los, hatten mit der Hühnerhaufen-Abwehr des VfB wenig Probleme, dafür aber umso mehr mit der eigenen Chancenverwertung. Und so kam es, wie es kommen musste: Mario Gomez kam im Strafraum an den Ball und knipste steif wie gewohnt zum 1:0.
Als in der zweiten Halbzeit der Aggressive Leader der Schwaben Ascasibar per Ampelkarte vorzeitig zum Duschen geschickt wurde, schien eigentlich alles für ein Hoffenheimer Comeback zu sprechen, doch stattdessen gab es den nächsten Gomez. Der alternde Torero enteilte der TSG Defensive, wurde dann aber noch von Kevin Akpoguma eingeholt. Diesen schickte er aber mit einer schon etwa 1000 Mal gesehenen Schussfinte ins Kino und besorgte anschließend den 2:0 Endstand. Sollte der gescholtene Tayfun Korkut den VfB Stuttgart tatsächlich noch zurück auf’s internationale Parkett führen? Noch ist alles möglich.
Etwas anders gelagert war die Ausgangssituation beim Spiel des FC Augsburg gegen den FC Schalke 04. Die Hausherren hatten just den Klassenerhalt gesichert, S04 hingegen bereits das Verweilen in den Top 4 in der Tasche. Trotzdem wollten die Knappen mit einem Sieg in Augsburg den Vizemeister-Titel sichern. Thilo Kehrer war es, der eine Caligiuri Hereingabe lässig im Vorbeigehen mit der Hacke zur Führung ins Netz beförderte. Auf der anderen Seite ließen sich die Schalker dann aber während der üblichen Proteste um einen Freistoß im Halbfeld vom FCA übertölpeln und mussten so den Ausgleich durch Philipp Max schlucken. Das wollte Kehrer allerdings nicht auf sich sitzen lassen, hatte er doch mit seinem ersten Tor Blut geleckt. Und so machte er noch vor der Pause über die Hand von Finnbogason das 2:1. Da die zweite Halbzeit größtenteils ereignislos verlief, blieb es dabei bis zum Ende und der FC Schalke sicherte sich so den Titel Best of the Rest – herzlichen Glückwunsch.
Der historische Inbegriff des Vizemeisters ist bekanntlich Bayer Leverkusen, allerdings sind diese Zeiten nun auch schon wieder einige Jahre her. Mittlerweile spricht kaum mehr jemand von Vizekusen, dafür kämpft Bayer aber weiterhin um den Einzug in die Champions League. Mit einem Sieg gegen die bereits sicher geretteten Bremer sollte ein weiterer Schritt in diese Richtung gelingen, allerdings gab es stattdessen puren Stillstand. Bei guter Stimmung und gutem Wetter im Weserstadion gab es ein unterdurchschnittliches Bundesligaspiel mit einem entsprechenden Ergebnis: 0:0. Bayer hatte die Chancen, ließ sie aber wie die wöchentliche Werbepost liegen und so war das Highlight der Partie die Verabschiedung von Werder Kapitän Zlatko Junuzovic.
Der Österreicher sucht eine neue Herausforderung, wird aber sicherlich dem SVW noch lange verbunden bleiben. Mach’s gut Zlatko!
Europaträume vs. Provinzängste
Der gleiche Gruß geht an dieser Stelle auch an Roman Weidenfeller. Nach etlichen Jahren im treuen Dienst von Borussia Dortmund wurde der Keeper am Samstag von den Dortmundern Fans genau so verabschiedet, wie er 2014 Weltmeister wurde: ohne Spielzeit. Mit großer Choreographie und vielen Emotionen musste er dann von der Bank mit ansehen, wie sich der BVB im letzten Heimspiel der Saison von den ums Überleben in der Liga kämpfenden Mainzern den Schneid abkaufen ließ. Nach gerade einmal 13 Minuten stand es bereits 2:0 für die Gäste durch Treffer von Baku, dem Jungen, der vor einer Woche auf der Autobahnraststätte erst zu den Profis stieß und nun bereits sein zweites Saisontor feiern konnte, und dem kleinen Muto per Kopf (Quelle Titelbild: Kicker.de). Maximilian Philipp stellte zwar nur drei Minuten später den Anschluss wieder her, aber mehr sollte von den Dortmundern nicht kommen und mehr ließen die Mainzer auch nicht zu. Für den BVB bedeutet dieses Ergebnis einen Rückschlag im Rennen um die Königsklase, für Mainz 05 hingegen den Klassenerhalt. Wer nacheinander im Endspurt Leipzig und Dortmund schlägt, hat sich eine weitere Saison im Oberhaus auch einfach verdient.
Diesen Status hätte auch liebend gern der SC Freiburg beim Auswärtsspiel in Mönchengladbach gesichert, aber was die Breisgauer gegen eine Fohlen-Notelf auf den Platz brachten, reichte dafür beim besten Willen nicht aus. Während Thorgan Hazard sein Team mit der ersten wirklichen Chance in Front brachte, hatten die Freiburger reihenweise Probleme mit dem Sommer im Gladbacher Tor wie Pollenallergiker. Am Ende stand auf der Anzeigetafel ein verdienter 3:1 Sieg für Gladbach, der gleichbedeutend mit dem weiteren Zittern der Freiburger vor dem Abstieg ist, auch wenn sie weiterhin noch über dem ominösen Strich stehen.
Das liegt vor allem an der Leistung des VfL Wolfsburg in dieser Saison. Die Wölfe gewinnen jetzt nicht mehr nur nicht, sondern verlieren auch noch auf deutlichste Art und Weise. Im Werkself-Duell der Formlosen gegen RB Leipzig fand Wolfsburg dann sogar besser ins Spiel, aber trotzdem ging Leipzig durch Lookman in Führung. Danach war es dann vor allem Felix Uduokhai, der einen rabenschwarzen Tag erwischte und den Gastgebern den Sieg quasi schenkte. Das 2:0 durch Timo Werner ermöglichte er durch ein wundervolles Luftloch im eigenen Strafraum, das 3:1 nach dem Anschluss von Didavi durch einen viel zu kurz geratenen Rückpass.
Der starke Augustin machte mit dem 4:1 endgültig den Deckel auf die Partie und sicherte seinem Team so eine gute Ausgangslage im Kampf ums internationale Geschäft am letzten Spieltag. Der VfL Wolfsburg hingegen bleibt weiter auf dem Relegationsplatz kleben – und muss hoffen, dass der angestammte Abonnent dieses Jahr verzichtet.
Denn trotz einer erneut katastrophalen Saison hat der Hamburger SV wieder einmal die, zugegebenermaßen, geringe Chance, den eigenen Kopf im letzten Moment aus der Schlinge zu ziehen. Und das trotz einer deutlichen Niederlage beim Gastspiel in Frankfurt. Dabei ging es für den Dino gut los. Nach 25 absolut einschläfernden Minuten tauchte der kleine Ito plötzlich vor Hradecky auf und vollstreckte gekonnt zum 1:0. Doch der Videoschiedsrichter hatte etwas dagegen und entschied auf Abseits – eine wahrlich hauchdünne Entscheidung.
Umso bitterer für die Hamburger, dass auf der anderen Seite dann Wolf sein Team eiskalt in Führung schoss und so die Moral des Gegners endgültig torpedierte. Nach dem Seitenwechsel fand auch das zweite Hamburger Tor wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung, wohingegen Omar Mascarell auf 2:0 erhöhte. Der Schlusspunkt mutierte dann zu einer fast schon hollywoodreifen Inszenierung: der Frankfurter Fußballgott Alex Meier feierte nach langer Verletzungspause sein Comeback, bekam in der Nachspielzeit bei einem Konter, der eigentlich viel zu schnell für ihn lief, eine wie gemalte Flanke von David Abraham serviert und schloss technisch anspruchsvoll zum 3:0 Endstand ab. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball – und womöglich am letzten Spieltag auch wieder einmal eine Rettungsgeschichte über den Hamburger SV.